„Flucht aus den Hektolitern in den Ertrag“

von Monika Busch

Die Weltbierproduktion ist 2014 um rund zwölf Millionen Hektoliter oder 0,6 Prozent gesunken. Rückgänge in ähnlicher Höhe waren zuletzt 1984 und 1992 zu verzeichnen gewesen. Gebraut wurden im vergangenen Jahr weltweit knapp zwei Milliarden Hektoliter Bier. Das geht aus dem aktuellen Barth-Bericht Hopfen 2014/2015 hervor, der am 16. Juli in Nürnberg vorgestellt wurde. Hierzulande stieg der Bierausstoß 2014 um 1,3 Prozent auf 96 Millionen Hektoliter.

Nach wie vor ist China das größte Bierland der Welt mit mehr als 492 Millionen Hektolitern, gefolgt von den USA mit knapp 226 Millionen Hektolitern. Brasilien (140 Millionen Hektoliter) folgt auf Platz drei vor Deutschland auf Platz vier. Russland hat den fünften Platz an Mexiko (82 Millionen Hektoliter) abgegeben. Von den zehn größten Bierländern sind vier in Europa, drei in Amerika und drei in Asien zu finden.

Von den weltweit 171 erfassten Ländern verzeichneten 82 ein Plus. „Deutliche Zuwächse über eine Million Hektoliter gab es dabei in Brasilien, Vietnam, Sambia und Deutschland. 47 Länder hatten ein Minus, insbesondere China mit mehr als 14 und Russland mit knappen 8 Millionen Hektolitern“, kommentierte Regine Barth die globalen Zahlen.

Erwartungsgemäß sind die Anteile der fünf größten Brauereigruppen, die mit 52 Prozent (+2 Prozent) mehr als die Hälfte des Weltbiermarkts dominieren, gestiegen. Und die 40 größten Brauereigruppen teilen sich 83 Prozent des Weltbiermarkts. Sechs deutsche Gruppen spielen hier mit: die Radeberger-Gruppe auf Platz 21, Oettinger auf Platz 25, die TCB Beteiligungsgesellschaft, zu der unter anderen das Frankfurter Brauhaus gehört, auf Platz 29, die Bitburger-Braugruppe auf Platz 32, Krombacher auf Platz 37 und die Brau Holding International auf Platz 38. Der Weltmarktanteil dieser sechs Gruppen addiert sich auf 2,4 Prozent.

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt …

„Die Craft-Bier-Bewegung kommt Hopfenpflanzern und natürlich auch Hopfenvermarktern sehr entgegen. Man muss sich nur einmal vor Augen halten, dass in den USA die Craft-Brauer mit einem Marktanteil von 10 Prozent deutlich mehr Hopfen als die übrigen amerikanischen Brauer mit ihrem Marktanteil von 90 Prozent brauchen“, so Stephan Barth bei der Vorstellung in Nürnberg zur Marktentwicklung.

Weltweit dürfte der Gesamtanteil von Craft-Bieren bei etwa 1,5 bis 2 Prozent liegen. Dieser kleine Sektor verbraue jedoch um die 15 Prozent der Welthopfenmenge, erläuterte Barth. Und er fügte an: „Damit wird klar, warum im Grunde der Schwanz mit dem Hund wedelt. Und gerade der Renner unter den Bierstilen, das India Pale Ale, ist ein wahrer ‚Hopfenschwamm‘.“

Trotz geringen Marktanteils: Die Craft-Biere und ihre Brauer haben das Segment Bier verändert – auch in Deutschland. Positioniert als Genussmittel, wird auf Geschmack gesetzt; der Braumeister ist der Rockstar. Sam Calagione, Gründer und Präsident von Dogfish, beschreibt die amerikanische Craft-Szene so: „We have a saying in this industry that the craft brewing community is 99 percent asshole free.“

„Relax“ with „Monroe“ in a „Yellow Sub“

Hopfen spielt dabei eine wichtige Rolle. Stephan Barth spricht von einer „Vitaminspritze für den Hopfenmarkt. Craft-Bier hat den Siegeszug der Flavour-Sorten beim Hopfen eingeleitet. Bei den Flavour-Sorten beispielsweise hat seit Beginn des Jahrhunderts die Zahl der Hopfensorten erheblich zugenommen.“

Eine dominierende Rolle spielen die Vereinigten Staaten und Deutschland. „Flavour wird der große Trend beim Bier sein – mit weitreichenden Konsequenzen für alle Biere“, ist sich Barth sicher. „Diese Hopfen werden inzwischen nicht mehr allein für Craft-Biere verwendet, sondern auch für andere Biere. Biere, die mit Flavour-Hopfen gehopft sind, unterscheiden sich deutlich, sie sprechen für sich und werden von den Verbrauchern leicht erkannt. Und dabei geht es nicht mehr alleine um Bittere oder Hopfen, sondern um Geschmack.“

Die „positive Bierrevolution“ wollen Joh. Barth & Sohn und die Barth-Haas-Gruppe weiter vorantreiben. Als Teil des weltweiten Biermarkts hat sich das Unternehmen auf die Fahne geschrieben, „Brauereien aller Größen darin zu unterstützen, außergewöhnliche Biere zu entwickeln und zu präsentieren“.

Mit einer Minderheitsbeteiligung hat sich das Nürnberger Unternehmen auch in der Brauerei Crew Republic in München engagiert. Barth: „Hier können wir noch mehr ausprobieren, hier können wir beweisen, dass es möglich ist, tolle Biere im oberen Preissegment zu verkaufen.“ Für zwei Sorten wurden jetzt die exklusiven Lizenzrechte erworben: für Monroe und Relax (ursprünglich für Tee entwickelt). Und die exklusive Mischung der beiden Sorten heißt Yellow Sub.

Joh. Barth & Sohn ist mit den Familienunternehmen der Gruppe in Deutschland, Australien, den Vereinigten Staaten, Großbritannien und China vertreten. In Deutschland hat Joh. Barth …
Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10/2015