BrauBeviale 2015

von Monika Busch

Über 37.000 Besucher aus insgesamt 132 Ländern (davon 41 Prozent international) wurden diesjährig von der Nürnberg-Messe gezählt. Damit verbuchte die BrauBeviale nach drei intensiven Messetagen (10. bis 12. November) ein leichtes Plus an Gästen aus dem Ausland.

Auf der Investitionsgütermesse präsentierten 1.083 Aussteller aus 49 Nationen alles rund um die Prozesskette der Getränkewirtschaft: hochwertige Rohstoffe, innovative Technologien, effiziente Logistik und kreative Marketingideen. „Der Trend zu handwerklich hergestellten Getränken ist ungebrochen und erfährt immer größere Aufmerksamkeit. Das spüren wir natürlich auch hier“, lautete ein Fazit von Veranstaltungsleiterin Andrea Kalrait.

Rund 98 Prozent der Getränkespezialisten waren mit dem Messeangebot zufrieden und planen, die Messe auch im kommenden Jahr wieder zu besuchen, so das Befragungsergebnis eines ­unabhängigen Instituts. Diesjährig ein Thema innerhalb des Rahmenprogramms: kreative Bierkultur, präsentiert in der Craft Beer Corner. In Halle 1 nach der Übernahme durch ADM nicht mehr vertreten: die Geschäftseinheit Wild Flavors & Specialty (WILD), die auf der diesjährigen Kölner Anuga Präsenz zeigte (siehe Redaktion in dieser Ausgabe). Noch mit eigenständiger Standpräsenz: der Verpackungsspezialist Rexam, der durch Ball Packaging übernommen werden soll. Beide Unternehmen sind auf fünf Kontinenten tätig mit rund 22.500 Mitarbeitern. Die Entscheidung soll am 29. Dezember 2015 fallen.

Der European Beer Star 2015 und der Consumers’ Favourite erfuhren wiederholt großen Zuspruch.

European Beer Star

Mit 1.957 Bieren aus 45 Ländern aller Kontinente erreichte der European Beer Star 2015 einen neuen Rekord (Vorjahr: 1.613 Biere). Die meisten Sterne gingen auch in der zwölften Auflage des Wet­tbewerbs an Brauer in Deutschland und den USA.

Die Medaillengewinner verteilen sich jedoch auf 23 Länder, darunter beispielsweise Taiwan, Malta oder Island. Die diesjährig erfolgreichste Brauerei mit drei Goldmedaillen und einer Silbermedaille: Müllerbräu aus Pfaffenhofen. Den weltweiten Siegeszug der US-Craft-Brewer spiegelt seit Jahren auch der European Beer Star wider. Für die Biere aus Braustätten zwischen Alaska und Louisiana gab es in diesem Jahr 18 Goldmedaillen sowie 11-mal Silber und 8-mal Bronze – übertroffen nur von deutschen Bieren, die 20 Kategorien für sich entscheiden sowie 23 Silber- und 21 Bronzemedaillen erringen konnten.
Ein Blick in die diesjährigen Siegerlisten zeigt etliche neue Namen und lässt einige Gewinner der Vorjahre vermissen. „Ein klares Indiz dafür, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, Medaillen zu erringen“, analysierte Roland Demleitner von den Privaten Brauereien. „Der European Beer Star zählt mit der Blindverkostung längst zu den härtesten Wettbewerben.“

Die in Deutschland populären Bierstile wurden überwiegend auch von deutschen Brauereien gewonnen. Doch auch Brauereien in anderen Ländern können vortrefflich deutsche Biere brauen. Das beste Düsseldorfer Alt und der beste Dunkle Bock kommen von der brasilianischen Cervejaria Bamberg. Die Coedo Brewery aus Japan erhielt ebenso Gold für ihr Deutsches Schwarzbier wie die Braue­rei Le Trou du diable aus Kanada für ihr Kellerpils. Zwölf Medaillen, so viele wie nie zuvor, konnte das „neue“ Bierland Italien beim European Beer Star 2015 erringen – quer durch alle Bierstile. Dass die Kategorien beim European Beer Star inzwischen auf so viele Stile angewachsen sind, begründete Dr. Werner Gloßner, Hauptgeschäftsführer der Privaten Brauereien, mit der zunehmenden Vielfalt, die in der internationalen Brauszene zu beobachten sei, und sagte: „Immer mehr Brauer probieren immer neue Stile aus. Darauf reagieren wir auch sehr gerne, denn das ist ja genau, was wir erreichen wollen: dem Konsumenten die unglaubliche Bandbreite beim Bier zu präsentieren“ (vollständige Siegerliste: www.european-beer-star.de).

Consumers’ Favourite

Traditionell am ersten Messetag können die Besucher unter allen Goldmedaillengewinnern in einer Blindverkostung die Publikumslieblinge, die 56. Kategorie des European Beer Star, wählen. Die Goldmedaille ging an die Ayinger Bräuwiese von der Brauerei Aying. Das dänische Midtfyns Bruyhus wurde für sein Midtfyns Imperial Stout mit der Silbermedaille ausgezeichnet. Das Double Jack, ein Imperial India Pale Ale der Firestone Walker Brewery (USA), hat von den Messebesuchern die drittmeisten Stimmen erhalten.

Bayerischer Bierorden 2015

Im Rahmen der Eröffnung der BrauBeviale wurden am 10. November die diesjährigen Preisträger gewürdigt. Verliehen wird der Bayerische Bierorden seit dem Jahr 1979 von den Privaten Brauereien Bayern an Persönlichkeiten, die sich um die Braubranche verdient gemacht haben. Unter den Preisträgern sind Politiker wie Franz-Josef Strauß, Wissenschaftler wie Professor Ludwig Narziß, aber auch zahlreiche „Vorzeigebrauer“, die durch ihr Wirken der Branche wesentliche Impulse geliefert haben.
Franz Inselkammer, der Bräu von Aying, erhielt den Bayerischen Bierorden für sein Lebenswerk. Ein weiterer Preisträger ist Stephan Barth, Gesellschafter des Hopfenhandelshauses Joh. Barth & Sohn. Mit Stephan Barth habe sich Joh. Barth & Sohn zu einem echten Problemlöser für die Brau­industrie entwickelt. Als einer der Ersten habe er die Bedeutung des Craft-Beer-Booms erkannt, heißt es.
Gezielt habe Barth Aroma- und Flavour-Hopfen forciert, umfangreiche Analysen in Auftrag gegeben und die Ergebnisse in Anwendungsbüchern für die Praktiker in den Betrieben zur Verfügung gestellt.

Hopfenmarkt 2014

Wie der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband anlässlich der BrauBeviale mitteilte, liegt die Welternte bei geschätzten 95.500 Tonnen – gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 12.300 Tonnen Hopfen. Dementsprechend lag die Erntemenge, gemessen in Tonnen Alphasäure, mit insgesamt 9.200 Tonnen um gut 1.000 Tonnen höher als im Vorjahr 2013.
Rund 38.400 Tonnen Hopfen, das entspricht 40 Prozent der Welternte, kommen aus Deutschland. Die USA ernteten nach den aktuellen Schätzungen circa 32.900 Tonnen Hopfen oder 3.900 Tonnen Alphasäure. Für Peter Hintermeier, Erster Vorsitzender des Deutschen Hopfenwirtschaftsverbands e. V., spielen bei der Beurteilung des Welthopfenmarkts zwei Faktoren eine wichtige Rolle: „Die ungebrochene Zunahme der Craft-Beer-Industrie am weltweiten Hopfenverbrauch und die geopolitische Lage, insbesondere in der Ukraine und den arabischen Staaten.“
Chancen sieht Hintermeier für die deutsche Hopfenindustrie zum einen im Ausbau des Anteils an der weltweiten Alphaproduktion, zum anderen darin, die internationale Craft-Indus­trie auch mit Ware aus Deutschland zu beliefern. Die Weltanbaufläche stieg 2014 zum ersten Mal seit 2008 wieder an und beträgt dem Wirtschaftsverband zufolge rund 48.000 Hektar.
„Der Craft-Beer-Trend zu Bieren mit einem echten Geschmacksprofil, zu einem Wiederentdecken alter Biersorten, zu neu interpretierten Bierstilen – dieser Trend ist aus der internationalen und jetzt auch nationalen Brauszene nicht mehr wegzudenken, und dieser Trend tut unserer Braubranche gut. Man schmeckt wieder Unterschiede, der Fachmann spricht von Differenzierung. Und diese spiegelt sich zunehmend in den Verkaufszahlen wider“, steht für Stefan Stang, Geschäftsführer Private Brauereien, fest. Er betont: „Ein ganz wichtiges Instrument für die Differenzierung von Bierspezialitäten ist natürlich der Hopfen, denn hier bietet sich für Brauer durch gezielten Einsatz und Variation von traditionellen Aroma- und Hochalphasorten sowie den neuen Flavour Hops eine enorme Bandbreite von Aroma- und Geschmacksperspektiven.“

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11-12/2015