Auch in den Niederlanden ist Wein absolut “in”

von Timur Dosdogru

Die jüngsten Markbeobachtungen aus den Niederlanden lassen das Deutsche Weininstitut (DWI), Mainz, frohlocken: nicht nur in Deutschland, auch in den Niederlanden ist Wein “in” wie nie zuvor. Im Jahr 2000 stieg der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch auf die Rekordmarke von 18,8 Liter. Zum Vergleich: in Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2000 bei 23,9 Liter. Mit Einfuhren von 3,3 Millionen Hektoliter hinter Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA ist Holland der fünftgrößte Weinimporteur der Welt.

Laut Statistik bevorzugen zwar noch 43 Prozent der Niederländer Bier, jedoch geben 36 Prozent an, dass Wein ihr Lieblingsgetränk sei. Gleichzeitig wird auch für gute Weine mehr Geld ausgegeben: der Durchschnittspreis für eine Flasche stieg auf 4,12 Euro und erreichte damit einen neuen Höhepunkt.

Nach wie vor liegt Frankreich an der Spitze der Weinimportländer, bei einem Marktanteil von 43,5 Prozent. Darauf folgt Spanien mit 10,4 Prozent, dann Deutschland auf dem vierten Rang mit 7,5 Prozent (Marktanteil 4,4 Prozent). Die Weinbaunationen aus Übersee erreichen zusammen einen Marktanteil von 24 Prozent (darunter USA 7,9 Prozent, Südafrika 7,3 Prozent, Chile 2,8 Prozent, Australien 2,5 Prozent. Bei den Exporten sieht Deutschland naturgemäß im Weißweinsegment besser aus: 18 Prozent des Marktes stellen Riesling und die übrigen charakteristischen Rebsorten, hinter Frankreich mit 41 Prozent, davor aber vor Südafrika mit zehn Prozent.

In Holland ist vor allem Rotwein angesagt, auch dort haben sich die Geschmacksvorlieben in den letzten Jahren geändert. Rotwein erreicht in Holland mittlerweile einen Marktanteil von 52 Prozent, während es 1991 noch knapp 40 Prozent gewesen waren. In der Gunst der niederländischen Verbraucher sind hingegen die lieblich ausgebauten Weine gesunken, vor allem deutsche Importeure bekommen das zu spüren, die überwiegend im Niedrigpreissegment liebliche Weißweine anbieten. Die Niederlande sind nach Großbritannien und den USA auf dem dritten Platz der deutschen Weinexportländer.

Im vergangenen Jahr wurden 273.000 Hektoliter im Wert von 30,7 Millionen Euro von Deutschland nach Holland exportiert, 4,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Direktkäufe der holländischen Touristen in Deutschland und die kleinen Exportmengen, die nicht vom Statistischen Bundesamt ausgewiesen werden, kommen noch dazu. In dieser Tatsache sieht das DWI gerade eine Chance für deutsche Exporteure auf dem holländischen Markt. Die Marketingbemühungen zielten darauf ab, mit modern ausgestatteten und harmonisch-trockenen Weißweinen im Mittelpreissegment Fuß zu fassen, so DWI-Geschäftsführer Armin Göring: “Der Durchschnittspreis von 133 Euro pro Hektoliter Wein, der nach Holland ausgeführt wird, ist weiterhin unbefriedigend und kann nur durch neue, dem Markt angepasste Produkte angehoben werden.”

Vor allem die neuen Classic-Weine seien in Holland auf Interesse gestoßen und seien eine Hilfe, das Image des deutschen Weines im Markt zu heben. Dies hätten auch Blindverkostungen mit holländischen Weineinkäufern ergeben, heißt es weiter. Danach hätten deutsche Weißweine in Supermärkten, wo immerhin 68 Prozent aller Weineinkäufe getätigt würden, gut abgeschnitten. Einhellige Ablehnung hätten hingegen Weine hervorgerufen, die durch zu viel Säure oder Süße aufgefallen seien, so das DWI weiter. Auch spielten vorgefertigte Meinungen beim Weineinkauf eine Rolle.

Dies habe sich herausgestellt, als den Testpersonen gesagt worden sei, dass die blind verkosteten Weine aus Deutschland stammten – mit diesem Wissen hätten die Tester die deutschen Weine deutlich schlechter bewertet, so das Fazit. Als einen der Gründe für das Imageproblem hat das DWI auch die Flaschen- und Etikettengestaltung der deutschen Weine ausgemacht. Als “schwer verständlich und unübersichtlich” seien diese von den Holländern eingestuft worden. Auch Farben und Formen der Flasche hätten zur Verwirrung beigetragen. Für holländische Verbraucher stehen nämlich dunkle Flaschen für liebliche und helle Flaschen für trockene Weine. Im Test zeigte sich dies als Handikap, wurde doch bei drei von sieben der getesteten d eutschen Weinflaschen ein lieblicher Wein erwartet, der sich dann aber als trocken erwies. Als weiteres Manko wurde zudem die Ausstattung kritisiert, die nicht genügend Qualität versprach und die als Geschenk nicht für tauglich befunden wurde. Deshalb appelliert DWI-Geschäftsführer Göring an die deutschen Weinexporteure, sich noch viel stärker an den wandelnden Verbraucheransprüchen in Sachen Weinstil, Geschmack und Flaschendesign zu orientieren. “Nur so können wir uns langfristig oberhalb des schrumpfenden Marktsegments ,billig und süß’ etablieren”, weiß der DWI-Chef. Die diejenigen, die Weinkenner werden wollen, finden in der neuen DWI-Broschüre “Messen, Seminare, Veranstaltungen 2002” Veranstaltungshinweise, vom Basisseminar über Fortbildungsseminare bis hin zu tief greifenden Sensorik-Intensivschulungen.