Moselbilanz 2012: Goldener Oktoberund vierbeinige Genießer

von Monika Busch

Die deutschen Weinerzeuger haben in diesem Jahr bundesweit erstklassige Traubenqualitäten eingebracht. Wie das Deutsche Weininstitut bekannt gab, wird nach aktuellen Schätzungen eine Gesamterntemenge von rund neun Millionen Hektolitern erwartet.
Insbesondere qualitativ können die 2012er-Weine dem tollen Jahrgang 2011 folgen. In einigen Regionen lautet das Fazit bezüglich der Menge: …Ein bisschen mehr hätte es sein können. So auch im Weinbaugebiet Mosel. Die Reihe qualitativ hochwertiger Weinjahrgänge setzt sich auch hier fort. Ein erstes Fazit der Mosellese 2012: Die Mostgewichte liegen häufig im Spät- und Auslesebereich. Erwartet werden sehr aromatische, frische Weine mit moderatem Alkoholgehalt. In den Steillagen wurde teilweise bis in den November hinein geerntet.
Beispielsweise präsentierte sich ein Spätburgunder mit 98 Grad Öchsle oder ein Gewürztraminer mit sogar 100 Grad Öchsle. Im Durchschnitt liegen die Mostgewichte beim Riesling zwischen 83 und 87 Grad Öchsle.
Nach anfänglich wechselhaftem Wetter brachte der Herbst dann doch noch den erhofften goldenen Oktober für die spät reifenden Rieslingtrauben an den Steilhängen von Mosel, Saar und Ruwer.
Für das gesamte Anbaugebiet rechne er mit einer um 25 Prozent niedrigeren Menge als bei der Ernte 2011, sagte der Vorsitzende Rolf Haxel auf der Herbstpressekonferenz des Moselwein e.#V. auf der Reichsburg in Cochem. Aktuell belaufen sich die Ernteschätzungen auf rund 750.000 Hektoliter. Für Werner Kirchhoff, den stellvertretenden Vorsitzenden des Moselwein e.#V., „eine ganz annehmbare Menge“. Eine ausreichende Versorgung des Markts sei damit gewährleistet.
An den Trauben erfreuen sich nicht nur die Winzer, sondern insbesondere auch Wildschweine, Reh- und Rotwild. Aufgrund eines diesjährig minimalen Nahrungsangebots in Wald und Feld fielen die Wildtiere verstärkt in die Weinberge ein und dezimierten die Erntemenge zum Teil beträchtlich. Einige Weingüter beziffern die Wildschäden auf einen sechsstelligen Euro-Betrag.
Die Preise für Most- und Fasswein stiegen aufgrund der kleinen Erntemenge in den meisten europäischen Weinbaugebieten an. An der Mosel werden für Müller-Thurgau und Elbling 1,20 Euro je Liter gezahlt, für Riesling wurden erste Preise von 1,40 Euro je Liter notiert. Erfreulich für die Moselwinzer: Im Direktbezug (Einkauf beim Winzer und im Fachhandel) lag der Preis für eine Flasche Moselwein (0,75 Liter) durchschnittlich bei 4,81 Euro (2011: 4,68 Euro) und damit 19 Cent über dem Durchschnittspreis aller deutschen Weine im Direktbezug. In der Preisklasse über fünf Euro stieg der Anteil der Moselweine im Direktbezug von 34,5 auf 37,5 Prozent im ersten Halbjahr 2012. Traditionell hat der Export für das Anbaugebiet eine große Bedeutung. Wichtigster Exportmarkt sind die USA, die trotz Rückgängen immer noch mehr als 40 Prozent aller Moselweine aufnehmen.
Selbstbewusst und ideenreich zeigen sich mittlerweile etliche Moselaner. Der Tourismus hat nach wie vor einen hohen Stellenwert, die Direktvermarktung steigt. Unterschiedliche Vinotheken­konzepte präsentieren „Moselgenuss“.
Der Weg ist das Ziel

Beispielsweise das Projekt der Winzergemeinden Bruttig-Fankel, Ernst und Valwig = Breva Wein & Weg in dem Örtchen Ernst unweit von Cochem. Für die Herstellung des Breva-Weins liefern die Winzer aus den Weinbergen des Valwiger Herrenbergs nach streng festgesetzten Kriterien ihre besten Trauben an einer zentralen Stelle ab. Jedes Jahr wird daraus der Gemeinschaftswein vinifiziert und in der Region verkauft.
Vermarktet werden zudem weitere ausgewählte Weine der Region. Und es gibt einen Weg: einen 3,1 Kilometer langen Pfad durch die Steillage Valwiger Herrenberg, angelegt von vielen ehrenamtlichen Helfern. Mit jeder verkauften Flasche Breva-Wein wird die Pflege des Wanderwegs unterstützt.

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 01-02/2012