Rund um die Welt in drei Tagen

von Monika Busch, Fotos: dgw

Die ProWein hat diesjährig vom 27. bis 29. März
wiederholt eindrucksvoll ihren Status als
internationale Weinmesse bestätigt.

Mit mehr als 3.600 Ausstellern aus 50 Ländern ist die Beteiligung um rund 200 Aussteller gegenüber 2010 gestiegen. Erstmals anwesend: Japan und Indien. Gezählt wurden von der Messegesellschaft 38.000 Fachbesucher, ein Plus von fünf Prozent. Berichtet wird von einem deutlichen internationalen Besucherzuwachs, vor allem aus Russland, Tschechien und den baltischen Staaten.
Ergeben hat zudem die Besucherbefragung anlässlich der ProWein, dass mehr als 80 Prozent der Besucher an Einkaufsentscheidungen direkt beteiligt sind. Und nicht nur für den stellvertretenden Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, Hans Werner Reinhard, konnte die diesjährige Veranstaltung „den Status als die internationale Leitmesse untermauern“. Deutschland ist und bleibt nach wie vor für ausländische Weinanbieter ein Keymarkt.
Die Messe ist höchst professionell organisiert mit stringenten Einlasskontrollen für die Fachbesucher und darüber hinaus mit „nur“ drei Veranstaltungstagen und dem Messestart um neun Uhr sehr effizient. Und noch etwas unterscheidet die ProWein, die ihren Ursprung in der Interwein hat, von anderen internationalen Messen: Der Ursprungsgedanke – ein Forum für Winzer und Weingüter, insbesondere aus Deutschland, und nicht nur für große Weinproduzenten und Importeure – ist bis heute lebendig.
Wie in den Jahren zuvor war die Messe klar strukturiert. Das riesige Angebot an Weinen und Schaumweinen in den Hallen nach Herkunftsländern zusammengefasst; Spirituosen fanden sich in Halle 7a. Fazit: durchweg positiv. Die Stimmung war bestens, mit intensivem Informations- und Gedankenaustausch unter Profis. Ein perfekter Meeting Point für die Branche, um Trends und Innovationen zu präsentieren, zu entdecken und zu disku­­tieren. Im Fokus: Bio, Nachhaltigkeit sowie alkoholreduzierte beziehungsweise Null-Prozent-Weine und -Sekte.
Verstärkt wurde bei vielen Anbietern die Verpackung im Sinne von Design, Gebindegröße und Verschlusstechnik in den Vordergrund gestellt. Nicht ausweichen konnte der Besucher in den Hallen den vielen Me-too-Produkten des angesagten Szenegetränks Aperol Sprizz. Eine große Anzahl von Anbietern ist sich sicher, dass die Frage der Authentizität von Weinen – Herkunft und Terroir – eine noch größere Gewichtung bekommen wird.
Internationale Weinexperten sehen einen weiteren Trend beim Weinstil zu einer stärkeren Orientierung auf Eleganz und Finesse. Ein anderer sehr deutlicher Trend: das riesige Angebot an Weinen im Preiseinstiegsbereich für den LEH und Discount. Eine logische Folge, schaut man auf die GfK-Zahlen: 54 Prozent des Gesamtumsatzes im deutschen Weinmarkt bestreitet mittlerweile der LEH einschließlich Discount. Rund zwei Drittel der verkauften Weine im Discount stammen aus dem Ausland und liegen bei einem durchschnittlichen Literpreis von 2,52 Euro. Der größte Weinverkäufer hierzulande ist Aldi.
Alois Lageder, führender Qualitätserzeuger aus Südtirol, nennt als Stichworte zum aktuellen Trend: „Elegante Weine, zugleich Verdrossenheit über opulente Weine. Weine, die Trinkfreude bereiten: frische, leichte Weine. Weniger Alkohol, weniger holzlastige Weine. Bewährte Marken und Herkünfte haben wieder einen größeren Stellenwert.“
Für Michel Rolland, führender internationaler Berater mit Projekten in allen Erdteilen, steht jedoch fest: „Wir sprechen viel über zu viel Alkohol, man muss sich aber nicht darauf versteifen. Jeder weiß, dass die Alkoholwerte gestiegen sind – aber nur um einen oder zwei Punkte. Wir sind noch weit entfernt von 40 Volumenprozent. Man muss aufpassen, dass nicht Finesse und Delikatesse mit dünnen Weinen verwechselt wird. Viele Erzeuger machen Versuche mit Fassgärung bei Rotweinen, um feinere und seidigere Tannine zu erhalten, ohne Konzentration zu verlieren.“
Die Erholung der internationalen Konjunktur und ein reduzierter Jahrgang 2010 werden dazu beitragen, dass sich Angebot und Nachfrage ausgeglichener als im Vorjahr begegnen. Die weltweite Weinfläche habe sich 2010 um 70.000 Hektar reduziert, wie das internationale Weinamt OIV mitteilt. Gerodet wurde insbesondere – mit EU-Zuschüssen gefördert – in den südeuropäischen Ländern Italien, Spanien, Portugal und Frankreich.
Über weniger Rebflächen verfügen auch Australien und Südafrika, wohingegen die Rebflächen in Chile und Argentinien weiter gewachsen sind. Mit rund 260 Millionen Hektoliter Wein wurden 2010 weltweit etwa 10,7 Millionen Hektoliter oder vier Prozent weniger produziert als im Vorjahr. Bei den deutschen Weinen wurde besonders der mit Spannung erwartete Jahrgang 2010 unter die Lupe genommen. Und das große Thema „der insgesamt kleinen Ernte hierzulande“ bereitet den deutschen Winzern und Weinproduzenten Sorge, die mit fast 800 Ausstellern die Spitzenposition belegten.
Nicht mehr verfügbare deutsche Weine, insbesondere im Preiseinstiegssegment, werden von den LEH-Einkäufern durch aus …

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