Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

„Viktor will Opel kaufen“ oder: Wie erschaffe ich eine (Welt-)Wirtschaftskrise?

Ich muss euch enttäuschen, das schafft ihr nicht. Nicht, wenn ihr Normalbürger seid. Zum Beispiel Bäcker, Wirt oder Klempner. Geht es euch schlecht, dann seid ihr einfach nur pleite und allein. Wen kratzt das schon?
Ganz anders ist es, wenn ihr zu den ganz großen Tieren gehört. Zum Beispiel Boss von Arcandor, Hypo Real Estate oder Opel. Dann dürft ihr allerdings keinen Respekt vor Nullen haben. Nicht mal vor euch selbst – als Null. Je größer euer Ego, desto besser sind die leicht genuschelten Visionen von noch größeren Zahlen. Das steigert eure imposante Wirkung beim Vorstellungsgespräch in der Runde weißhaariger und leicht hörgeschädigter Aufsichtsräte.
Wichtig ist jedoch, dass hinter jeder von euch genannten Zahl mindestens Millionen, besser noch Milliarden stehen. Das macht euch noch stärker und glaubwürdiger. Es spielt auch keine Rolle, wenn euch keiner mehr versteht oder nachvollziehen kann, worum es eigentlich geht. Dann seid auf dem besten Weg – Chairman zu werden!
Aber Achtung! Jetzt müsst ihr noch daran denken, eure Vorhaben sehr undeutlich zu skizzieren. Dazu gehören hohe – möglichst unverschämte – Forderungen in Sachen Gehalt und Abfindung, ein Dienstfahrzeug mit persönlichem Chauffeur auf Lebenszeit und die Möglichkeit, ohne Konsequenz jederzeit unbeschadet aus dem Vertrag wieder aussteigen zu können. Auch die Entlassung von mindestens 100.000 Mitarbeitern sollte ohne Weiteres möglich sein. Ihr selbst dürft davor auch nicht zurückschrecken. Und habt ihr’s erst einmal geschafft – begebt euch ohne Umweg auf Geschäftszweige, von denen ihr absolut nichts versteht, kauft – ohne nachzudenken – Firmen dazu. Schickt anschließend den Vertrieb in Kurzarbeit und lasst die Buchhaltung Überstunden machen. Das spart nicht nur Kosten, sondern belastet auch nachhaltig das Geschäft.
Jetzt seid ihr da, wo euch der Staat helfen kann. Nach der Gründung von „Bad Banks“ fordern wir – Gerechtigkeit für alle – die Gründung von „Bad-outsource-Gesellschaften“. Hier werden dann all die blumigen Geschäftszukäufe, ausrangierten Mitarbeiter und sogar die nicht erzielten Gewinne für bessere Zeiten – oder den Steuerzahler – geparkt. Das funktioniert super! „Viktor will Opel kaufen!“ Hier hat mich der Redakteur doch auch nicht richtig verstanden. Ob ich wohl zu undeutlich gesprochen habe? „Viktor will sich einen Opel kaufen“, hätte es richtig heißen müssen. Aber warum sollte ich auf einer komplizierten Gegendarstellung bestehen?

Bis zum nächsten Mal
Euer Viktor