Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Leergutsortierung – die Guten in den Automaten oder die Schlechten in den Müll

Mein Freund Benno, der Leergut-Sheriff meines Bierkutschers, ist außer sich. Hat doch der Trottel von Lkw-Fahrer, der die Getränkefachmärkte entsorgt, die Paletten mit Leergut mit der Bemerkung „Ist ja nur Plastik und sowieso alles durcheinander“ nur so vom Wagen gekippt.
Benno umkreist schnüffelnd den Müllberg. Was muss er alles riechen: von Prosecco in Dosen über Zuckerwasser, aufgepeppt mit künstlichen Aromen, Apfelsaft mit Biergeschmack bis hin zu Bier nach dem Reinheitsgebot geflavourt mit Polypropylen.
Ein Glück, dass sein Herr auf seiner Rudelversammlung unter dem Motto „Verdiene ich das Geld am Kunden oder an seinem Müll?“ seine Zeit verbringt. Hat ihnen doch deren Bundesbernhardiner versprochen, dass es nach Angie und Trittin mit dem Großhandel nur noch aufwärtsgehe. Benno fürchtet die schlechte Laune seines Herrn und dann seine Tritte, wenn er nicht Ordnung geschaffen hat.
Sein lautes, wehklagendes Jaulen alarmiert uns alle. Wir sehen die Bescherung und haben Mitleid mit Benno. Herr von Fuchsberg, der Jagdbegleiter eines Bierpanschindustriellen, hat gut bei der Organisation des selektiven Vertriebes aufgepasst und kann so auch das Einsammeln organisieren.

Jeder nach seinen Vorlieben und Fähigkeiten

Unsere champagnerfarbige Pudelfreundin hat sofort alle Prosecco-Dosen im Blick. Die paar Champagnerflaschen hat sie schnell im Glascontainer versenkt, nachdem sie die Pfützen ausgetrunken hatte. Die listigen Windhunde der Discounter haben blitzschnell ihre eigenen Plastikpullen zusammengetragen, um das Pfand doch noch in der eigenen Kasse zu behalten. Ganz nervös suchen die Dackel der Premiumbrauer ihre Einwegflaschen, wurden sie doch wegen der Verwechslung mit Mehrwegpullen abgemahnt.
Unser dreibeiniger Freund, der oft mit seinem Herrchen im Palettenlager übernachtet, macht den Schnitt. Weiß er doch, welche Flasche wo abgegeben werden kann und wie viel sie bringt. Er hat schon seinen Einkaufswagen aus dem Versteck geholt, und sein Chef freut sich über die Cents und Euros. So ein Geschäft machten sie sonst nur bei Bundesligaspielen – schade, dass der Biergenuss in Flaschen verboten ist oder noch werden soll.
Mein Freund Heribert aus Berlin ist wieder zu Besuch. Er versteht die Pfandwelt nicht mehr, haben er und seine Kollegen doch nur die wirtschaftlichen Drohungen der Lobbyisten, die Wahlversprechen der Politiker, die Hoffnungen des Fachgroßhandels und die Träume der verschiedenfarbigen Ideologen als Gesetze, Vorschriften und Verordnungen in Flaschen je nach Bedarf abgefüllt – leider ohne MHD.
Gemeinsam konnten wir weiteres Unheil von Benno abwenden, aber sein Chef und seine Kollegen müssen gemeinsam mit den Produzenten diese Flasche auslöffeln.

Euer Viktor