Brauchen wir jetzt auch noch Biersommeliers?

– Erste Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier –

von Erich Dederichs

Zunächst die Fakten: Seit rund fünf Jahren gibt es bei der Doemens Academy in Gräfelfing die Ausbildung zum Biersommelier. Mehr als 250 Bierexpertinnen und Bierexperten haben inzwischen diese Ausbildung erfolgreich absolviert und dürfen sich Diplom-Biersommelier nennen. Knapp fünfzig von ihnen aus Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien und der Schweiz, darunter auch fünf Frauen, traten zur ersten Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier an. Der Sieger Karl Schiffner, Betreiber des Biergasthauses Schiffner in Aigen-Schlägl/Österreich, darf sich nun Sommelier-Weltmeister nennen. Vizeweltmeister wurde Sebastian Priller vom Brauhaus Riegele in Augsburg.
Was war das? Weltmeisterschaft der Sommeliers für Bier – brauchen wir denn auch noch so etwas angesichts stetig sinkender Bierabsätze? Das mag mancher gedacht haben, als er die Meldung über die Weltmeisterschaft las. Was soll bei einer solchen Weltmeisterschaft schon geprüft werden? Oder geht es vielleicht doch nur um einen Vorwand fürs Biertrinken? Weit gefehlt, es war eine harte Prüfung, der sich fast fünfzig ausgebildete Diplom-Biersommeliers stellten. Drei Prüfungsrunden mussten vor der Finalrunde der sechs Besten absolviert werden, und diese Runden hatten es in sich.
Runde eins bestand aus 50 Fragen, die ohne Hilfsmittel beantwortet werden mussten. Kleine Kostprobe gefällig? ¬Welche Enzyme sind für die Verzuckerung der Bierwürze zuständig? Welche Argumente sprechen für die Verwendung von Hopfenprodukten? Was haben die Bierstile Ale, Porter und Stout gemeinsam? Wie unterscheidet sich Pilsbier böhmischer Brauart von deutschem Pilsbier? Welche Biersorte ist bei scharfen Gerichten die richtige Wahl?
In Runde zwei waren mehr die Nasen gefragt: Beim Flavour-Test mussten aus 33 vorgegebenen Aromen zehn herausgefunden werden. Könnte Ihre Nase Diacetyl (Buttermilch), Dimethylsulfid (gekochtes Gemüse) oder Guajacol (geräucherter Schinken) „erriechen“? Und wie ist es mit Nonenal (Pappkarton)?
In Runde drei kam dann (endlich) richtiges Bier auf den Tisch, allerdings leider wieder nicht zum Vergnügen, denn unter 33 vorgegebenen Bierstilen mussten die zehn präsentierten Biere richtig zugeordnet werden. Gar nicht so einfach, wenn die ersten sieben Biere alle helle Biere sind. Schmecken Sie zum Beispiel den Unterschied zwischen Export, hellem Bock, deutschem beziehungsweise böhmischem Pils oder Leichtbier heraus?
Und dann kam die Finalrunde der sechs Besten vor einem fachkundigen Publikum und einer professionell besetzten Jury: „Beschreiben Sie das vor Ihnen stehende Bier, servieren Sie es und geben Sie ¬Empfehlungen für die richtige Speise zu diesem Bier ab.“ Auf dem Tisch fanden die Finalisten dann zum Beispiel ein Indian Pale Ale, ein Samichlaus-Bier aus der Schweiz, das nur einmal im Jahr am Nikolaustag gebraut wird, ein Uerige Sticke, das nur für den Export gebraut wird, oder ein Chocolate Porter.
Für den Nichtfachmann war es schon verblüffend, was man alles über ein Bier erzählen kann, welche Biere zu welchen Speisen…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 06-07/2009