Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Alles Banane oder was? Oder: nicht ohne meine S-Klasse!

Ich möchte euch heute einmal erzählen, wie das Zusammenleben mit meinem Frauchen so ist und was wir gemeinsam Tolles erleben. Ganz in der Nähe, wo mein Frauchen und ich wohnen, sind ein schöner Weg und eine große Hundewiese. Nachmittags sind dort auch viele Mütter und Väter mit ihren Kindern.
Neulich hat uns eine junge Mutter angesprochen und mein Frauchen so richtig angemacht. Im Supermarkt habe sie festgestellt, dass Babynahrung doch tatsächlich mit 19 Prozent Mehrwertsteuer versehen sei, während es bei Tiernahrung nur sieben Prozent seien – das könne doch wohl nicht sein! Normalerweise werden in Deutschland Lebensmittel, die zum Grundbedarf des Menschen gehören, mit sieben Prozent Mehrwertsteuer besteuert. Habe denn ein Baby keinen Nahrungsgrundbedarf? „Hätten wir doch besser einen Hund oder eine Katze gekauft, statt ein Baby zu bekommen – die sind billiger“, schimpfte die junge Mama.
Na so etwas! Wenn mein Frauchen jetzt an der Wursttheke fragt, ob es einen Beutel Wurstreste für mich gebe: Welcher Steuersatz ist denn dann darauf? Zu Hause erzählte mir mein Frauchen, die Mutti habe ja gar nicht so unrecht.
Ganz absurd sei es, dass Quallen (asiatisches Lebensmittel!) ebenfalls mit sieben Prozent Mehrwertsteuer besteuert würden, Mineralwasser dagegen mit 19 Prozent. Und schuld daran seien nur die Lobbyisten. Die machten aus unserem Land eine Bananenrepublik. Ich war mächtig stolz: Wir Haustiere haben Lobbyisten. Was machen die denn und wie eine Bananenrepublik?
Frauchen meint, in einer Bananenrepublik gebe es viele Menschen, die davon profitierten, dass sie nicht im Wettbewerb gefordert würden, sondern alles über Cliquen und Netzwerke regelten und das Land als Selbstbedienungsladen sähen. Das sei ja auch viel bequemer, als wirklich etwas für die Menschen zu tun.
Und wenn Frauchen am Abend die Talkshow guckt, dann höre ich es schimpfen über die Scheindebatten der Politiker und Lobbyisten. Falsches Verhalten werde bei uns nicht bestraft, noch nicht einmal mit Verachtung, meint sie. Als ich das meinem Freund Beppo, der hier seit einiger Zeit mit seinem Herrchen wohnt, auf der Hundewiese erzählte, kannte der das schon.
Sein Herrchen sage immer, man solle lieber Abstand halten, wenn jemand Zivilcourage zeige, das könne sonst noch abfärben. Und wenn Ulla S. ihren Dienstwagen nach Spanien kommen lasse, dann sei das eben ein Auslandseinsatz in Sachen Gesundheit. Schließlich nehme die Bundeswehr ja auch ihre Fahrzeuge mit, meinte er.
So etwas gibt es auf unserer Hundewiese nicht, da geht es noch fair zu. Gut, manchmal tritt jemand in einen unserer Haufen, aber wenn das mit der Bananenrepublik stimmt, warum rutschen die Lobbyisten nicht auf den Bananenschalen aus?

Bis bald
euer Viktor