Zu Gast in Apulien

«Die Vorstellung ist wundervoll,
aber noch wundervoller ist das Erlebnis.»
Oscar Wilde

Kehrtwende auf dem Absatz

von Monika Busch, Fotos: dgw

Bodenständig, stolz, laut, fröhlich und vor allem gastfreundlich zeigt sich das Leben in Puglia an der italienischen Adria.
Apulien – für die Italiener Puglia – liegt im südöstlichen Teil Italiens an der so genannten „Ferse“ des Stiefels.

Den Absatz des italienischen Stiefels bilden im Süden die Halbinsel Salento zusammen mit Kalabrien. Puglia umfasst rund eine Fläche von 19.000 Quadratkilometer mit cirka 4,1 Millionen Bewohnern. Sechs Provinzen unterteilen diese Region mit über 800 Kilometer Küstenlandschaft: die Hauptstadt Bari sowie Barletta Andria Trani, Lecce, Foggia, Tarent (Taranto) und Brindisi – ein Landstrich zwischen den Meeren.
Das Klima ist geprägt vom ionischen und adriatischen Meer. Heiße afrikanische Winde beeinflussen die Sommerzeit, die Wintermonate sind recht mild. In den Sommermonaten sind 45 Grad Celsius keine Seltenheit. Eine Welt voller Kontraste: Der Norden, kaum bewohnt, mit Äckern, Obstplantagen und der Tavoliere, einer Ausdehnung einer quadratischen Kalksandsteinplatte von 3.000 Quadratkilometer um Foggia.
Im Osten der Stiefelsporn mit dichten Wäldern und Küsten aus Kalksandstein, im Westen eine Hügellandschaft mit Wäldern und kleinen lebhaften Örtchen. Und weiter zu sehen sind auf leichten Anhöhen Olivenhaine, Weidewiesen, Obstplantagen und natürlich Weingärten. Übrigens, das apulische Olivenöl zählt zu den besten Italiens. Puglia ist Italien – authentisch, ländlich mit Charakter, unterschiedlichste Kulturen haben Spuren hinterlassen. Zahlreiche kulturhistorische Denkmäler und eine ebenso große Anzahl von Naturschönheiten stehen für eine der authentischsten Regionen Italiens. Sehr reizvoll ist beispielsweise die in Deutschland weniger bekannte Provinzhauptstadt Lecce, von der Adriaküste nur rund 15 Kilometer entfernt.
Die Provinzhauptstadt ist bekannt für die so genannte „Pietra Leccese“. Viele Gebäude wurden aus hellem Tuffstein erbaut und von Barock geprägt. Eines der berühmesten Beispiele des Barockstils von Lecce ist die Fassade der Basilika Santa Croce.
Mythos und Geschichte

Die Ortschaft Alberobello südöstlich von Bari ist ein Weltkulturerbe der UNESCO. Der Legende nach errichtete hier die arme Bevölkerung rund um diese Ortschaft kleine Häuser mit hohen runden Dächern – die Trulli. Diese wurden, so die Legende, nicht als Häuser anerkannt, daher musste keine Steuer entrichtet werden. Erzählt wird, dass die Bauern diese Häuser mit einem einzigen Schlussstein auf der Spitze errichtet haben, um bei den königlichen Inspektionen nur mit einem Seil den Schlussstein herunterziehen zu können, damit dann das gesamte Haus einstürzte. In vielen Orten stehen weitere Trullis mit ihren kegelförmigen Dächern als ein Symbol für Apulien. Oder das Castel del Monte, eines der bekanntesten Bauwerke aus der Zeit des Hohenstaufer-Kaisers Friedrich II. in der Nähe von Andria in der Ortschaft Terra di Bari. Sichtbar bereits aus der Ferne, erbaut auf einem Hügel, umgeben von karger und unbewohnter Landschaft thront das ursprünglich genannte „castrum Sancta Maria de Monte“.
Das oktogonale Bauwerk gilt als berühmteste Burg der Welt und gibt bis heute Rätsel auf. Die Grundrissgestalt als Achteck, mit dem nach Osten gerichteten Hauptausgang und Türmen beflügeln noch heute oftmals die Phantasien. Von Jagdschloss über Gebäude zur Aufbewahrung eines Staatsschatzes bis zur Auslegung als „Steinerne Krone Apuliens“, die die Macht Friedrichs II. symbolisieren sollte, sind nur einige Interpretationen.
Griechen, Römer, Franzosen…

Rund achtzig Prozent der Bodenfläche werden landwirtschaftlich genutzt und bis auf rund zehn Prozent leben die Bewohner in den Städten. Die östliche von der Adria umspülte Region glänzt mit Sandstränden, kleinen romantischen Fischerdörfern und Städten. Das Landesinnere zeigt sich oftmals fast savannenartig und abgeschieden. Der Süden steht für mediterranes Flair par excellence. Kastanienwälder, Palmen, Bergföhren wechseln mit Oliven-, Orangen-, Zitronenhainen und vor allem Rebflächen. Weinbau hat in Apulien…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10/2008