Tour d‘AfG

Durstlöschen mit Lifestyle
Schlüsselwort „Innovationen“

Sie sind die großen Gewinner der letzten Jahre und höchstwahrscheinlich auch der nächsten Jahre: die Alkoholfreien. Seit etlichen Jahren auf Platz eins in der Beliebtsheitsskala – Mineralwasser – getreu dem Motto „gesund und schick“. Überproportionales Wachstum verzeichnen vor allem neue Segmente. Prognostiziert wird bis zum Jahr 2009 ein Herstell- und Abfüllvolumen von rund 500 Milliarden Liter an alkoholfreien, karbonisierten und nicht karbonisierten Getränken.

Das primäre Durstlöschen ist mittlerweile weitaus mehr. Getränke zählen zum Lebensstil, vereinen Gesundheit und Aktivität. Für den Zukunftsforscher Matthias Horx sind Getränke künftig erfolgreich, wenn sie sich als „sympathische Persönlichkeiten“ präsentieren. Laut Horx widersprechen Luxus und Nachhaltigkeit einander nicht länger. Wer beispielsweise Smoothies genieße, signalisiere nicht etwa, dass er zu faul zum Obst-Schnippeln sei, sondern Zeitgeist, Humor und Stil. Ergo – vorbei die Zeit, wo ein Getränk ganz einfach nur ein Getränk war, schlichter Durstlöscher sozusagen. Wo schlicht und ergreifend „ein Wasser“ oder „ein Pils“ geordert wurde. Viele Markenphilosophien wurden vermittelt, die unermüdlich aufzeigen, warum Produkt A keinesfalls mit Produkt B zu vergleichen ist. Mineralwasser wird mittlerweile zelebriert, wie beispielsweise beim Stanglwirt Balthasar Hauser in seinem Biohotel in Going am Wilden Kaiser. Die Zutaten: Eine neue Wasserbar mit 21 Sorten Mineralwässern aus aller Welt und ein Wassersommelier als eine Art „Genussmanager“.
Der Konsumentenwunsch nach aktiver Gesundheit in jeder Lebensphase sorgt für Innovationen und selbstredend auch für neue Getränke-Zusatzstoffe. Neben der Pharmaindustrie setzt auch die Getränkeindustrie auf das Potenzial pflanzlicher Rohstoffe. Bei den Mineralwässern erobern die Medium-Variante und die sogenannten Wässer-plus immer mehr die Verbrauchergunst. Steigendes Gesundheitsbewusstsein, Fitnesswelle und bewusste Ernährung stehen für den zeitgemäßen alkoholfreien Genuss.
Aktuell sind „Measurable Health“-Konzepte, die auf langlebige Omega-3-Fettsäuren setzen. Diese sollen Blutfettwerte, den Cholesterinspiegel sowie den Blutdruck senken. Oder aber die so genannten „Superfruits“, mit hohen antioxidativen Eigenschaften und Inhaltsstoffen, wie beispielsweise Ballaststoffe, Beta-Karotin oder Vitamine B, B1 und B2. Innovative alkoholfreie Getränke, die ein „Rundum-Wohlfühlpaket-Paket“ versprechen, punkten beim Verbraucher. Kaufentscheidungen werden immer häufiger durch emotionale Komponenten bestimmt – gesundheitlicher Mehrwert vorausgesetzt. Unzählige Drinks und Variationen, wie beispielsweise Health-, Chilled- oder Wellness-Drinks, buhlen um die Gunst der Durstigen. Sie folgen dem Trend mit Claims, wie beispielsweise „Vital“, „Chill Out“, „Energie“, „Wellness“, „Freeing“ oder „Health“.
Der Markt wird immer schneller, unübersichtlicher und unberechenbarer. Die so genannten Mee-Toos haben Hochkonjunktur, Handelsmarken greifen immer schneller neue Trends auf. Innerhalb Europas beansprucht Deutschland mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 336 Liter klar Rang eins. Am Anfang aller alkoholfreien Getränke steht das Wasser. Sei es zur Abfüllung oder als Mineralwasser selbst. Wasser ist mittlerweile zum Lifestyle-Accessoire aufgestiegen, getreu dem Hollywood-Motto: Du bist, was du trinkst! Wer heute am Puls der Zeit ist, trinkt selbstverständlich Wasser – aber keinesfalls irgendein Wasser. Vielfalt ist heute Trumpf, Wasserkarten in der Gastronomie sind keine Einzelfälle mehr. Luxuswässer verkörpern Lebensstil, passend zum Lifestyle abgefüllt in eigens von Designern kreierten Flaschen. Beispielweise hat der Tiroler Steinchen-Hersteller Swarovski die Mineralflasche von Bling H20 zu einer „Rolls-Royce“- Verpackung stilisiert.
Eine klare Marktabgrenzung existiert nicht mehr, die Hersteller von alkoholfreien Getränken stehen längst im Wettbewerb mit der Nahrungsmittelbranche. „Die Nahrungsmittel von morgen haben immer einen Plus-Faktor, denn Vitalität und Gesundheit werden die gesellschaftlichen bestimmenden Werte. Die Zeichen – auch in der Getränkebranche – stehen auf ‚all inclusive‘“, lautet das Fazit von Volker Dölle, Dölle Unternehmensberatung. Beklagt wird von der Branche seit Jahren eine „schlechte Ertragslage“ trotz Absatzzuwachs. Der Faktor „Discount“ wird weiterhin einen gravierenden Einfluss auf die Marktteilnehmer haben. Im vergangenen Jahr setzen die deutschen Mineralbrunnen rund 9,8 Milliarden Liter Mineral- und Heilwasser ab, ein kleines Plus von 0,6 Prozent gegenüber 2006. Wachstumstreiber waren klar die Mineralbrunnen-Erfrischungsgetränke mit einem Plus von 6,7 Prozent. Den Spitzenplatz unter den Alkoholfreien belegt nach wie vor das natürliche Mineralwasser, unangefochten mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 130,2 Litern. Ein großer Wer…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 08-09/2008