Berentzen-Ära: Ende nach 250 Jahren!

Nach Eklat – Einigung

von Monika Busch

Für die Berentzen-Erben war die Entscheidung sicherlich kein „knackiger Spaß im Glas.“ In der offiziellen Mitteilung des mittelständischen, börsennotierten Unternehmens hieß es: „Die Berentzen-Gruppe Haselünne, gibt bekannt, dass die Stammaktionäre im Rahmen der strategischen Entwicklung der Gesellschaft derzeit alle Optionen prüfen, unter anderem auch eine Fusion des Unternehmens mit einem strategischen Partner, beziehungsweise einen Verkauf sämtlicher Stammaktien des Unternehmens durch die Gesellschafter.
Aufgrund des angespannten Marktumfeldes in Form von Rohstoffpreissteigerungen und einer weiteren Konzentration des LEH und vor dem Hintergrund der langfristigen Dimension der Markenrevitalisierung werden frühzeitig Alternativszenarien für die positive Weiterentwicklung des Unternehmens geprüft.“ Beauftragt wurde die Privatbank M.M. Warburg & Co, die den Markt auch hinsichtlich geeigneter Geschäftspartner für den Kauf der Stammaktien analysieren sollte. Die Suche nach einem strategischen Partner war begleitet von einem Eklat.
Der Spirituosenmarkt ist heißt umkämpft. Apfelkorn, Bommerlunder, Doornkaat und Co. sind nicht mehr unbedingt en vogue, zudem fast rein deutsche Marken. Die Kehrtwende, die der Vorstandsvorsitzende Axel Dahm auf der Agenda hat, zeichnet sich derzeit nicht ab. Gestoppt werden konnte bisher nicht der Löwenanteil an margenschwachen Handelsmarken. Von 85,4 Millionen verkauften Flaschen im vergangenen Jahr, entfielen 67,7 Millionen Flaschen auf Handelsmarken (dgw 5/08). Begründet wurde dies mit „langfristigen Verträgen“. Das Markengeschäft addierte sich in 2007 auf 36,5 Millionen gegenüber 2006 mit 38,3 Millionen Flaschen.
Ausländische Spirituosenmultis werden kaum Interesse an Berentzen-Marken haben. Die meisten deutschen Spirituosenhersteller sind mit sich selbst beschäftigt.
Eine Alternative: Finanzinvestoren – Apfelkorn für Heuschrecken – titelte dann auch sofort das Nachrichtenmagazin Focus. Die Kehrtwende sollte Axel Dahm – Vorstandsvorsitzender seit Dezember 2006 – einleiten und das Schiff wieder auf Kurs bringen (dgw 5/07). Die bisherigen Ergebnisse schienen die Eigentümerfamilien Berentzen, Pabst, Richard und Wolff nicht überzeugt zu haben. Für Dahm hat Markenstärke Vorrang vor Dividende, die Dividendenzahlung 2007 wurde ausgesetzt. Ein weiterer gewichtiger Grund jetzt zu verkaufen.
Alle Stammaktien waren im Besitz der Familien, Vorzugsaktien sind normalerweise nicht stimmberechtigt. Wäre 2008 ebenfalls keine Dividendenzahlung erfolgt, hätten nach Aktienrecht die Vorzugsaktien, auf die etwa die Hälfte des Kapitals entfällt, Stimmrecht. Ergo ein Verkauf noch in diesem Jahr.  Die ersten Verkaufsverhandlungen endeten mit einem Eklat. Die Familien waren sich wie häufig nicht einig. Der Kaufpreis war der Berentzen-Familie zu niedrig, der Wolff-Papst-Richard-Stamm hingegen wollte das Angebot annehmen. Die Folge: Rücktritt von drei Aufsichtsräten. In der Pressemeldung hieß es lediglich die Aufsichtsräte Hans-Detlef Bösel, Dieter Barlage nebst Vorsitzendem Manfred Greune hätten „aus wichtigem Grund“ die Mandate niedergelegt. Kurze Atempause und Verkauf.
Die Münchner Industrieholding Aurelius hat 75,1 Prozent der Stammaktien der Berentzen-Gruppe AG gekauft und gleichzeitig ein öffentliches Übernahmeangebot für den Erwerb aller Aktien unterbreitet. Die verbleibenden 24,9 Prozent der Stammaktien halten…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 08-09/2008