Wunschernte: Rekord-Reifezeit für Mosel-Riesling 2007

Anbaufläche nach 15 Jahren erstmals wieder gewachsen / „Jahrgang nach Maß“

von Timur Dosdogru

Brauchten die Winzer an Mosel, Saar und Ruwer nach den Wetterkapriolen des vergangenen Jahres noch starke Nerven (siehe dgw 11/12/06), ist in diesem Jahr im Anbaugebiet Mosel eine entspannte „Ernte nach Wunsch“ zu verzeichnen, wie es Weinbaupräsident und Vorsitzender des Moselwein e. V. Adolf Schmitt ausdrückt.

„Nach 15 Jahren Flächenstillegung ist die Anbaufläche für Riesling erstmals wieder gewachsen“, so Schmitt. So ist die Rieslingfläche nach den Zahlen der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz um 45 Hektar angestiegen. Dies bedeutet, dass an Mosel, Saar und Ruwer (einschließlich Bereich Moseltor im Saarland) etwa 5266 Hektar mit Riesling bepflanzt sind, rund 60 Prozent der gesamten Rebfläche von 8980 Hektar.
In den letzten Jahren sei die Riesling-Nachfrage stark gestiegen, heißt es, wie sich auch am Export von Moselweinen nach den USA und Skandinavien zeige. Auch die Preise sind gestiegen: Der Preis für Most liegt mit mindestens 1,30 Euro pro Liter beim Riesling um 30 Prozent höher als 2006. Für Steillagen-Riesling mit entsprechend höherer Qualität werde sogar bis zu 1,80 Euro pro Liter Most bezahlt, so Schmitt weiter. Bei den nach Riesling wichtigsten Weißweinsorten der Region, Elbling, Müller-Thurgau und Kerner wurde Anfang Oktober ein Euro pro Liter Most bezahlt. Die Erntemenge schätzt man auf rund 970.000 Hektoliter, die Mostgewichte betragen beim Riesling im Durchschnitt 85 Grad Oechsle. Der Witterungsverlauf habe es den Winzern erlaubt, ihre Parzellen nach optimalem Reifezustand abzuernten, heißt es. Vor allem profitierte der Riesling als lang reifende Sorte von der extrem ausgedehnten Reifephase in diesem Jahr, wie schon ewig nicht mehr. Zwischen der bereits Ende Mai abgeschlossenen Blüte und dem Riesling-Erntebeginn Anfang Oktober haben in diesem Jahr mehr als 120 Tage gelegen – das gab es zuletzt vor 86 Jahren, im legendären Riesling-Jahrgang 1921. Wunder gibt es also immer wieder und so dürfte der 2007er als besonders mineralisch und extrakreich in die Annalen eingehen.
In den Steillagen war die Riesling-lese bis Ende Oktober noch nicht abgeschlossen, hier könnte es noch weitere positive Überraschungen geben. Mehr als 40 Prozent der Gesamtproduktion werden exportiert, von August 2006 bis Juli 2007 waren es 374.000 Hektoliter Moselweine – 7,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
Wie vergangenenes Jahr bereits erwartet, ist auch der Wert der Ausfuhren stark um 21,6 Prozent auf 109 Millionen Euro gestiegen – mit den USA als wichtigstem Handelspartner, aber auch größten Zuwächsen in Norwegen.
Trotz kleinerer Ernten und steigender Exportzahlen in den letzten Jahren ist auch im deutschen LEH der Marktanteil der Moselweine von fünf Prozent in 2004 auf sieben Prozent in 2005 und 2006 gestiegen, berichtet Moselwein-Geschäftsführer Ansgar Schmitz. Knapp die Hälfte aller in Deutschland verkauften Moselweine wurde 2006 direkt vom Winzer an die Verbraucher geliefert oder vor Ort abgeholt – was sich auch im Tourismus der Region mit seit Jahren steigenden Gäste und Übernachtungszahlen widerspiegelt.
Auch die im Bernkasteler Ring organisierten Riesling-Weingüter zeigen sich mit der aktuellen Ernte mehr als zufrieden, dort ist sogar von Mostegewichten zwischen 90 und 100 Grad Oechsle die Rede.
Bis zur Abfüllung sei aber noch einige Monate „verantwortungsvolle Arbeit im Keller zu leisten“.