Vom globalen Dorf zum „Global Player“

ProWein 2007
Internationalisierung schreitet rasant weiter voran
Aussteller: „Höchstes Fachbesucher-Niveau“
von Timur Dosdogru, Fotos: dgw

Die Internationalisierung der ProWein am Messestandort Düsseldorf schreitet rasant weiter voran. Zwar dürfte den Veranstaltern das zunehmende Fehlen großer Handelshäuser vorwiegend aus dem Spirituosenbereich Schmerzen bereiten, die in der Vergangenheit mit viel TamTam und Stand-Events ihre Übermacht zu zementieren suchten, der Messequalität insgesamt hat dies aber gut getan.

Die Besucherströme zeigten sich in diesem Jahr insgesamt wesentlich anders verteilt, was auf den ersten Blick unübersichtlich wirkte – weil ungewohnt. Den Fachbesuchern bescheinigten die 3.041 Aussteller aus 43 Ländern höchstes Niveau, welches zwar schon immer hoch, aber diesmal wieder eine neue Bestmarke gesetzt habe. Zum ersten Mal, so die Messeleitung, sei die Schallmauer von 3000 Ausstellern durchbrochen worden.
Die Kriterien für Fachbesucher sind mittlerweile knallhart: Besucher, die mit einem offiziellen Eintrittskartengutschein den Eintritt zur Messe suchten, den sie meist von Ausstellerfirmen zum kostenlosen Standbesuch (Tageskarte) erhalten hatten, mussten diesmal draußen bleiben, wenn sie keine eigene Fachbesucherlegitimiation vorweisen konnten, oder beim Aussteller telefonisch am Stand „Bitte-Bitte“ machen – ein guter Weg, von dem sich andere Messen in Deutschland (siehe Hamburg) eine dicke Scheibe abschneiden könnten. Ein Repräsentant einer großen deutschen Winzergenossenschaft dazu lapidar: „Wenn ich bestimmte Leute wirklich als Besucher am Stand haben will, sorge ich mit einem Ausstellerausweis für deren Einlass.”
Die gestiegene Qualität zeigte sich zunehmend auch beim fachbesuchenden „Jungvolk“: Auch die jungen Leute – sonst oft nur interessierte Stand-Wanderer mit abstaubender Wirkung und den daraus resultierenden obligatorischen Tüten in der Hand – hätten ein hohes Maß an Professionalität und wirklichem Interesse gezeigt: „Die meisten wissen mittlerweile genau, was sie wollen, kommen gezielt und stellen genau gezielte Fragen zu bestimmten Sachthemen“, so sinngemäß der Tenor.
Die Übrigen, die eher nur saufen und große Geschenktüten nach Hause tragen wollten – auch mit eventueller Fach-Qualifikation – dürften insbesondere auch durch den Wegfall der großen Spirituosenstände (und damit auch der jugendlich aufgepeppten Stand-Events) weniger Anreiz zum Besuch der ProWein verspürt haben.
Dies zeigte sich an einer sehr ruhig und aufgeräumten erscheinenden Halle 7a (früher „Spirituosenfestung“), wo man endlich auch mal einen ungewohnten Rundblick hatte, ohne dass einem hohe Häuser oder Türme mit Riesenlogos die Sicht und den Weg versperrten – vor allem für die kleinen und mittleren Betriebe eine gute Möglichkeit für konstruktive Gespräche in angenehmer Atmosphäre. In der Schwesterhalle 7 (Österreich) zeigte sich dagegen die gewohnte alpenrepublikanische Geschäftigkeit.
Zwar meinte man als langjähriger (qualifizierter!) ProWein-Besucher beispielsweise am Montag als zweiten Messetag, das sichtbare Aufkommen an den Ständen sei weniger geworden als in früheren Jahren, aber die Zahlen sagen etwas anderes: Mindestens 32.000 Besucher sollen es gewesen sein, die sich aber wohl diesmal einfach optisch besser verteilt haben – bei nochmal überproportional gestiegenem Qualifikationsniveau, wie einhellig bestätigt wurde. Die Honorationen von DWI (für eventuelle Nicht-Fachbesucher: Deutsches Weininstitut) und VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) zeigten sich mehr als zufrieden. Vom gestiegenen Ansehen des deutschen Weines zeugte unter anderem ein dreitägig rappelvoller VDP-Stand.

„Enormer Imagegewinn“ für deutsche Weine

Seitens des VDP wird auch für dieses Jahr auf die klassische wichtigste Bedeutung des deutschen Marktes hingewiesen, doch sei auch die Nachfrage aus dem Ausland seit Jahrzehnten nicht besser gewesen, heißt es hoffnungsvoll. Deutsche Weine hätten einen „enormen Imagegewinn“ erfahren, so der Verband, dessen knapp 200 Mitglieder insgesamt ein Umsatzvolumen von rund 300 Millionen Euro in 2006 verzeichnen konnten. Der Flaschenabsatz stieg von 30 auf 35 Millionen. Der Endverbraucher-Flaschenpreis – vor vier Jahren noch bei 6,50 Euro – ist mittlerweile auf durchschnittlich 8,60 Euro gestiegen. Dies wird vor allem den Absatzerfolgen hochwertiger trockener Weine zugeschrieben, an der Spitze die laut VDP erfolgreich etablierten Großen Gewächse.
Der Exportanteil der VDP-Güter ist mittlerweile auf 21 Prozent gestiegen (2004: 16 Prozent). Im Inland sei die Marktsituation „sehr positiv“, so der VDP. Nach Jahrzehnten hätten die Weingüter wieder einmal so etwas wie eine Kapitalverzinsung erreicht, die allerdings weit unter dem Durchschnitt anderer produzierender Gewerbe liege.
Durch die allgemein niedrigere Erntemenge im vergangenen Jahr habe sich der Nachfragedruck seitens des Handels weiter verstärkt, auch in der Gastronomie würden Umsatzzuwächse verzeichnet. Die größten Nachfragesteigerungen seien für „trocken“ und „hochwertig“ zu verzeichnen. „Die von uns hart erarbeitete Renaissance der deutschen Weine ist da“, stellt VDP-Präsident Michael Prinz zu Salm-Salm fest, „vor 100 Jahren war die Marktsituation zwar noch besser wie heute, doch Riesling erwacht ungestüm aus seinem Dornröschenschlaf.“
Den allgemein diskutierten Klimawandel fürchten die Prädikatsweingüter noch nicht, im Gegenteil setzen sie bei Neuanpflanzungen auf die traditionellen Rebsorten, mehr noch auf Riesling als auf Spätburgunder. „Gelassen auf den Klimawandel reagieren“, formulierte es der Direktor der Deutschen Wein- und Sommelierschule Alexander Kohnen anlässlich des traditionellen VDP-Pressefrühstücks zum Messeauf-takt, bei dem auch eine neue Partnerschaft mit dem Gerolsteiner Brunnen vorgestellt wurde, der wiederum seine Zusammenarbeit mit der Sommelierschule fortsetzen will. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 05/2007