Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Hotline

Ihr erinnert Euch an Herrn von Fuchsberg, dem Jagdbegleiter eines Bierindustriellen. Ihm erzählte ich, wie ein Telefonat meines Frauchens mit der Konzernzentrale seines Chefs abgelaufen ist.
„Ich wurde wahnsinnig, mein Herrchen und ich warteten schon eine geschlagene halbe Stunde auf unser Frauchen. Nicht wie sonst, weil sie sich noch unschlüssig war, welche Schuhe sie anziehen soll oder welcher Lippenstift heute zum Outfit passt, nein, sie hing an der Hotline.

Please, hold the line.
Noch wippte sie mit den Zehenspitzen im Takt der Pausenmusik

Please, hold the line. Please, hold the line.
Dann trommelten nervös ihre Finger auf den Tisch, genau so mein Schwänzchen vor Ungeduld.

Bitte legen Sie nicht auf, Sie werden mit dem nächsten freien Platz verbunden.
Mein Frauchen hörte eine Stimme; will sie unterbrechen, ihr Anliegen vorbringen, da merkt sie, es ist der Computer.

Bitte legen Sie nicht auf, Sie werden mit dem nächsten freien Platz verbunden.
Mein sonst so gelassenes Frauchen läuft langsam aber sicher purpurrot an.

Versuchen Sie es doch bitte zu einem späteren Zeitpunkt, unsere Serviceplätze sind alle beschäftigt.
Der Hörer schießt durch die Luft. Mein Frauchen rennt mit den falschen Schuhen und ohne Lippenstift aus dem Haus. Mein Herrchen und ich hasten hinterher“.

Da meint Herr von Fuchsberg ganz tro-cken, da hat sie noch Glück gehabt. Im Zuge der Globalisierung, die es auch überflüssig mache, zu sagen wo das Bier heute oder gestern gebraut wurde, wird demnächst auch das Call-Center nicht mehr in Deutschland sein. Im Augenblick werden die Mitarbeiter in … (der Ort unterliegt der höchsten Geheimhaltungsstufe) auf die verschiedenen deutschen Dialekte geschult, so dass jeder sich heimisch fühlt. Muss denn ein Bayer drin sein, auch wenn es sich so anhört?

Jetzt schaltet sich Benno, der Lagersheriff meines Bierkutschers ein. Stellt Euch mal vor, da reklamiert mein Chef ausstehende Werbekostenzuschüsse. Zuerst war er ganz glücklich. Er hatte es geschafft, bis zu der Ansage zu kommen „Sie werden verbunden“. Dann passierte es aber. Er wurde rot dann blass und wieder rot, als er hörte „Ihr gewünschter Gesprächspartner ist zur Zeit nicht erreichbar.” Herr von Fuchsberg klärte ihn auf: Die Sprachanalyse hat gezeigt, dass sein Chef ziemlich wütend war, das konnte der Servicemitarbeiter aber im Augenblick gar nicht vertragen. Es gäbe aber in Zukunft eine Verbesserung, tröstete er ihn. Es werde vor und nach der Ansage beruhigende Musik eingespielt. Im Gegenzug müssten dann aber auch die fälligen Verbindungsgebühren erhöht werden. Benno war froh, dass sein Chef nicht gemerkt hat, dass er jetzt schon bei einer Reklamation gezahlt hat, denn er hätte es dann abbekommen.

Tschüss
Euer Viktor