EU-„Kriegserklärung“ an Hessen: Brüssels machttaktisches „Ebbelwoigate“

Nach massiven Protesten lässt Brüssel Plan fallen / Abgekartetes Spiel?

von Timur Dosdogru
(gebürtiger Hesse)

Die sonst eher schwer aus der Ruhe zu bringenden und leutseligen Hessen gingen im Oktober auf die Barrikaden. Grund: Die zuständige EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel und ihre Vorlage zur neuen EU-Weinmarktverordnung. Laut dieser sollte nämlich für das hessische „Nationalgetränk“ Apfelwein kein Platz mehr sein. Diese Bezeichnung wollte die EU-Kommission künftig verbieten, die Bezeichnung Wein sollte ausschließlich für Traubenweine gelten.

Neuer Name für das „Stöffche“? Dies kommt einer Kriegserklärung gleich, nicht nur undenkbar für Hessen, sondern auch für Millionen Touristen aus aller Welt. Wie sollte es denn heißen? Vielleicht Apfel-Wein-Saft-Getränk auf leicht alkoholischer Basis? Die Keltereien – meist Familienbetriebe und viel älter als die Institution Europäische Union – und ihr Verband der Hessischen Apfelwein- und Fruchtsaft-Keltereien e. V. zeigten sich empört: „Apfelwein ist Hessen.“ Würde dieser Begriff verboten, hätte das Land Hessen eines seiner bedeutendsten Identifikationsmermale verloren. Warum die EU den Begriff ,Apfelwein’ in der neuen EU-Weinmarktverordnung verbieten will, ist unklar. Mit „allen Mitteln kämpfen“ schrieben sich anschließend die Keltereien auf die Fahne und schnell schlugen die Wogen der Empörung hoch. Auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch hatte bereits an alle Hessen appelliert, zur „Rettung unseres Apfelweins“ zu kämpfen.
Die CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner ätzte, vielleicht sei der Entwurf dem Umstand zu verdanken, „dass in der Heimat der dänischen Kommissarin vorwiegend Milch getrunken wird“. Klöckner weiter: „Und was will die EU nun den Asiaten vorschreiben, dass ihr Reiswein etwa zu verschwinden hat?“ Mittlerweile hat die zuständige Kommissarin aber eingelenkt, sie sei an einer „pragmatischen Lösung interessiert“, wie ihr Sprecher verkündete. Ihr sei es nur darum gegangen, die Bezeichnung „Wein“ internationalen Gebräuchen anzupassen, eine „kohärente Definition von Wein“ sei das Ziel gewesen. Nun wolle man spätestens…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11/12/2007