›Destination: Irland – »Gate: Clonmel, Tipperary County

Irish Cider
Irlands Angriff auf den Bier- und Sektmarkt
Marke Magners soll deutsche Getränkeszene erobern

Cider-Apfelsorten:

Michelin
Dabinett
Yarlington Mill
Bulmers’s Norman
Tremlett’s Bitter
Breakwell Seedling
Taylor’s Harry
Master’s Jersey
Medaille d’Dor
Reine des Pommes
Ashton Bitter
Bramley’s
Grenadier
Brown Thorn
Brown Snout
Vilberies
Improved Dove

von Timur Dosdogru

Der irische Kabarettist Dave Allen sagte einmal in seiner Fernseh-show in den 80er Jahren: „Bei uns in Irland sind alle abergläubisch; selbst die Kobolde!“ Andererseits hat sich die sagen- und mythenumwobene grüne Insel durch die Jahrhunderte nie unterkriegen lassen. Fast könnte man meinen, die meist unsichtbaren Trolle (man kann sie übrigens schon am Flughafen in Dublin kaufen, und auf Knopfdruck singen sie einem etwas vor) selbst haben stets dafür gesorgt, dass fremde Besatzungsmächte nie so richtig Fuß fassen konnten. Wer Irland unter Kontrolle bekommen wollte, wurde schon zur Zeiten der alten Römer mit allen Mitteln bekämpft: Mit blutigster Waffengewalt, Humor oder schlicht und einfach unter den Tisch getrunken; oder alles zusammen.

Nur so ist das stoische Selbstbewusstsein des an sich herzlichen und humorvollen Inselvolks zu erklären, dessen uralte Geschichte einerseits mit der unglaublich tiefen Verwurzelung in der Heimat und andererseits mit Fernweh, tiefen Sehnsüchten und Leidenschaften gepaart ist. Dieses Selbstbewusstsein wird auch ein Grund sein, weshalb die Iren mit einem Nationalgetränk nun auch die Getränkemärkte des Festlandes erobern wollen. Die Rede ist aber nicht von irischem Whiskey oder Bier – sondern von Irish Cider.
Mit dem Apfelwein haben die Iren vor allem den europäischen Biermarkt im Visier, und – wie so oft – wird gern in Deutschland ausprobiert, was in Europa noch möglich sein könnte. International gilt nämlich in vielen Wirtschaftsbereichen die Devise: Wer im schwierigen deutschen Markt Fuß fasst, schafft es überall. Seit 1999 wurde die meistverkaufte irische Cidermarke Magners in verschiedenen europäischen Ländern auf den Markt gebracht (Nordirland, Österreich, Tschechien, Finnland, Holland, Spanien, Schweden, Schweiz, Schottland – und London). Mittlerweile gibt es Magners auch in den USA und in Australien.
Und weil die Iren ja bekanntlich vor nichts Angst haben, außer vor ihren Trollen und Kobolden, haben sie sich als Testmarkt für ihren Cider ausgerechnet die Stadt ausgesucht, die in Deutschland wie auch in der gesamten Welt als das Synonym für Bier steht: München. Zuvor waren noch Köln und Berlin in die engere Wahl gezogen worden.

Nur ein Getränke-Segment:
Long Alcoholic Drinks (LAD)

Des Weiteren ist ein besonderer Umstand, dass die Marktforschung auf der Insel keine einzelnen Getränkesegmente kennt, wie es hier zu Lande der Fall ist; es gibt nur Marken – meist Biermarken, an denen man sich messen möchte. Alles was mit einem ähnlichen Alkoholgehalt wie beispielsweise Bier aufwartet, wird dort (übrigens auch in Großbritannien) unter der Kategorie LAD (Long Alcoholic Drinks) zusammengefasst – so einfach ist das bei den Kobolden.
Und daher ist es auch selbstverständlich, dass die irische Cidermarke Magners, die meistverkaufte der Insel ist, unverblümt folgende Devise für den deutschen Markt ausgegeben hat: „Es ist zwar unser Ziel, eine eigene Sparte auf dem Markt zu kreieren, aber letztlich sind alle Biermarken unsere Hauptkonkurrenten.“ Und da sie von der C&C Gruppe kommt, dem größten irischen Getränkehersteller, dessen Unternehmenswert nach eigenen Angaben bei rund 4,3 Milliarden Euro liegt, sollten die deutschen Hersteller oder in Deutschland tätige Unternehmen in Sachen alkoholische Getränke dies schon als mittelschwere Kampfansage ansehen.

„Biermüdigkeit“ in
Deutschland ausnutzen

Denn, eine gewisse „Biermüdigkeit“ haben die Iren im deutschen Markt ausgemacht. Und vor allem die jungen Deutschen probieren gerne etwas Neues. Die C&C Gruppe sei „zu 100 Prozent in irischen Händen“, wie es heißt. In Irland heißt die Apfelweinmarke Bulmers, im Ausland wird sie seit einigen Jahren unter dem Namen Magners vermarktet.
Im südirischen Clonmel, rund 200 Kilometer von Dublin entfernt, in der einstigen Grafschaft Tipperary, steht auf der grünen Wiese die gewaltige Produktionsstätte, die schon angesichts ihrer flächenmäßigen Ausdehnung manche deutsche Großbrauerei zittern lassen könnte. Fünf Millionen Hektoliter Cider, umgerechnet…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 08/09/2007