Behälterglasindustrie meldet deutliche Zuwächse

Aber: Weniger Recycling / Hamburger sind Deutschlands größte Recycling-Muffel

von Timur Dosdogru
Die 13 deutschen Behälterglashersteller haben im Geschäftsjahr 2006 ihre Stückzahl von 16,3 auf 17,2 Milliarden erhöht, teilt das Aktionsforum Glasverpackung mit. Der Umsatz stieg um 4,7 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Damit sei die deutsche Behälterglasindustrie „wieder auf der Erfolgsspur“, heißt es.

Aktuell seien die Kapazitäten voll ausgelastet, Glas sei wieder gefragt, so Dr. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Glasindustrie e. V., über das aktuelle Ergebnis. Bei Getränkeflaschen wurde ein Anstieg um 4,8 Prozent auf 8,66 (8,26) Milliarden Stück verzeichnet. Der Absatz beim Verpackungsglas für Pharmazie, Kosmetik und Getränkeflaschen unter 150 Milliliter wuchs um 9,1 Prozent auf 3,44 (3,15) Milliarden Stück.
Im Bereich Lebensmittel wurden mit 5,09 (4,88) Milliarden Stück 4,4 Prozent mehr Glasbehälter abgesetzt als im Vorjahr. Rund die Hälfte aller Getränke wird in Deutschland in Glas abgefüllt, Sekt, Champagner, Spirituosen und Babykost sind fast ausschließlich in Glas verpackt, auch bei Bier und Wein spielt die Glasverpackung nach wie vor eine dominierende Rolle.
Die Recyclingquote für Behälterglas ist 2006 hingegen zum zweiten Mal in Folge gesunken, wie die Gesellschaft für Glasrecycling und Abfallvermeidung (GGA) in Ravensburg beklagt. Den Rückgang von 1,94 Prozent gegenüber dem Vorjahr führt die GGA darauf zurück, dass der Absatz der Behälterglasindustrie durch den Abbau von Lagerkapazitäten stärker gestiegen ist, als die Verwertungsmenge im selben Zeitraum.
Das Gesamtaufkommen von Altglas ist mit 2,6 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr zwar um 1,1 Prozent gestiegen, was aber dem erhöhten Sammelaufkommen um 8,1 Prozent (0,6 Millionen Tonnen) aus dem Gewerbebereich zugeschrieben wird. Die deutschen Haushalte haben mit 1,9 Millionen Tonnen 0,9 Prozent weniger Altglas als im Vorjahr gesammelt. Angesichts der „spürbaren Folgen“ der DSD-Ausschreibung im Jahr 2006 sorgt sich die GGA nun um die Zukunft „des bewährten deutschen Glasrecyclingsystems“, weil diese in den betroffenen Sammelgebieten zu einer teilweise „erheblichen Verteuerung“ der Scherben geführt habe. Diese, so die GGA, zwinge die Glashütten nun, Altglas verstärkt durch Primärrohstoffe wie Soda, Kalk und Quarzsand zu ersetzen. „Nun hat bereits die zweite Ausschreibung begonnen und ein Ende der Preistreiberei ist nicht in Sicht“, mahnt GGA-Geschäftsführer Gerhard Walter, der „ein unrühmliches Ende“ einer „äußerst sinnvollen Einrichtung unter Einbindung engagierter und umweltbewusster Verbraucher“ voraussieht.
Die Einsparungen durch den Einsatz von Altglas sieht die GGA als beträchtlich: Pro zehn Prozent Scherbeneinsatz werde die Schmelzenergie in der Glashütte um etwa drei Prozent reduziert, heißt es.
Berechnungen hätten ergeben, dass durch das Glasrecycling jährlich rund 67,5 Milliarden Kilojoule Primärenergie gegenüber der Neuproduktion eingespart würden – entsprechend des Jahresverbrauchs von knapp 1000 deutschen Haushalten.
Deutschlands größte Recycling-Muffel sitzen nach wie vor in Hamburg: Die Hansestädter haben mit 16,6 Kilogramm pro Kopf in 2006 am wenigsten Altglas gesammelt. Die Schleswig-Holsteiner sind mit 27,7 Kilogramm pro Kopf Deutschlands eifrigste Altglassammler.