Aufreibendes Jahr 2006 für die Unterhaltungsautomatenindustrie

Branchenmesse IMA mit Debüt in Düsseldorf gut angenommen:
Besucherzahl deutlich gestiegen

von Timur Dosdogru, Fotos: dgw

Automaten – im weitesten Sinne – zum wie auch immer gearteten Vergnügen der Menschen gibt es schon schon sehr lange – zuerst in der Musik. Bereits in der Antike begann die Mechanisierung von Musikinstrumenten im weitesten Sinne, die auch ohne menschliches Zutun Klänge erzeugen konnten. Überliefert sind Musikinstrumente, die unter Nutzung von Wind- und Wasserkraft Vogelgezwitscher erklingen ließen.

Bereits im 9. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung soll es am Hof des Kalifen von Bagdad eine selbsttätig spielende Orgel gegeben haben, die als Steuerelement zur Auslösung der Tonfolge eine rotierende Walze besaß, die mit Stiften und Noppen versehen war, welche während der Drehung die Klappen zu den Orgelpfeifen öffneten.
Am Grundprinzip solcher Apparate zur Musikkonservierung, beziehungsweise -wiedergabe hat sich im Lauf der Jahrhunderte eigentlich nicht viel verändert – auch die späteren Lochscheiben, der Tonarm auf der guten alten Schallplatte und auch die Abtastung von mikrofeinen Vertiefungen auf einer heutigen CD oder DVD durch einen Laserstrahl folgen – wenn auch mit anderen Mitteln – diesem Prinzip. Letztendlich aber sollte der Einsatz von Technik ja aber auch immer schon dem Vergnügen dienen – und Vergnügen kostet meist auch Geld. Geld und Vergnügen liegen also immer nah beieinander. Die ersten Musikautomaten waren astronomisch teure Einzelstücke, die sich nur Herrscher leisten konnten – bei einer breiten Durchdringung der Massen hätte es wahrscheinlich eine Besteuerung solcher Apparate schon vor über tausend Jahren gegeben. Also lag es nahe, dass der Vergnügungswillige Ende vorvorigen oder Anfang letzten Jahrhunderts irgendwann einmal Geld in einen Automaten werfen musste. Dass Obrigkeit und Fiskus irgendwann nach diesen Summen ihre staats(be)dienenden Finger ausstrecken mussten, liegt eigentlich auf der Hand, schließlich sind Steuern, wie hier zu Lande beispielsweise die Sekt- oder Vergnügungssteuer keine neuzeitliche Erfindung sondern schon relativ alte Relikte.
Neuzeitlich ist da eher der Ansatz, den Besuch bei Prostituierten zu besteuern, obwohl dies auch schon in früheren Kulturen stattgefunden haben soll. Wie auch immer, seitdem geht es letztendlich bei Vergnügen jedweder Art um Geld, viel Geld – vor allem beim (Glücks)Spiel(en).
Bei den modernen Spielgeräten im Unterhaltungsautomatenbereich werden die rotierenden Walzen allerdings heute komplett auf einem Monitor als sehr realistische Computerdarstellung imitiert. Knöpfe, Schalter und Hebel sind auf dem Rückzug. Dass sich auf auf diesem Sektor nach mehreren Jahren der Stagnation wieder etwas tut, war auf der Branchenfachmesse IMA 2007 zu beobachten. Die Internationale Fachmesse Unterhaltungs- und Warenautomaten, die erstmals vom 16. bis 18 Januar am Messestandort Düsseldorf stattfand, konnte wieder deutlich steigende Besucherzahlen vermelden – 8384 Fachbesucher waren nach Düsseldorf gekommen, um sich über die neuesten Automatentrends zu informieren. Demgegenüber standen 140 Aussteller aus 14 Nationen, die das komplette Angebot elektronischer Unterhaltung repräsentierten – von modernsten Fahr- und Flugsimulatoren bis hin zum guten alten, mit neuesten Features aufgemotzten Flipper (Anmerkung der Redaktion: Es gibt Schlimmeres, als sich gerade auf einer Spielemesse die Zeit bis zum nächsten Termin zu verkürzen…). Abgerundet wurde das Angebot auch durch komplette Geldmanagement-systeme und Ausstattungskonzepte für moderne Spielstätten.
Paul Gauselmann als Gründer und Vorstandssprecher eines marktführenden Unternehmens der Branche, der Gauselmann Gruppe mit Sitz in Espelkamp und Vorsitzender des Verbandes der deutschen Automatenindustrie (VDAI), sieht es als neue Tatsache an, dass besonders das breite Angebot von Unterhaltungsspielgeräten mit Geldgewinnmöglichkeit die Fachbesucher dazu gebracht hat, wieder mehr zu investieren. Denn: Einerseits hat die allgemeine wirtschaftliche Lage die Deutschen zu Sparfüchsen gemacht, andererseits wird wieder gezockt wie schon lange nicht mehr. Die Aufschwung verheißenden Prognosen dürften dazu auch ihr Teil beigetragen haben.

Verhaltener Optimismus

Auch der Spiele-Markt musste in Teilen sozusagen neu erfunden werden. „Endlich hat die Branche Spiele, die für kleines Geld gesellige Unterhaltung bieten“, so Verbandsvorsitzender Gauselmann. So habe ein Spielgast in den 50er Jahren einen sechsfachen Stundenlohn für sein Spielvergnügen einkalkulieren müssen, heute maximal nur noch das Zweifache. Damit hat vor allem auch das Produktsegment Unterhaltungsspielgeräte mit Gewinnmöglichkeit an Bedeutung gewonnen. Die neue Spieleverordnung erlaubt in Spielstätten bis zu zwölf, und in der Gastronomie bis zu drei solcher Geräte, wobei aber die Gewinnanreize durch den Gesetzgeber stark begrenzt wurden.
Einen verhaltenen Optimismus zeigten daher auch die Fachbesucher für das laufende Jahr, zumindest sei der Abwärtstrend der vergangenen Jahre vorerst gestoppt, so der allgemeine Tenor, von einer Trendwende indes will man aber nicht sprechen. Schwer gebeutelt wurde die Branche im Jahr 2006, weil kurzfristig wegen einer Gesetzesänderung rund 60.000 Fun-Game-Automaten abgebaut werden mussten. Paradox: Diese als reine Spaß-Spiele-Automaten ohne realen Geldgewinn waren einst mehr oder weniger gerade deshalb erfunden worden, um staatlichen Repressionen im Zuge der Spielsucht-Debatte vorzubeugen. Tatsächlich entwickelte sich aber ein florierender Schwarzmarkt für die zu gewinnenden imaginären Punkte gegen Bares, weshalb das ganze Segment unter die Abteilung „Illegales Glücksspiel“ fiel.

Zermürbendes Ringen um Einsatz, Gewinn, Verlust und Steuern

Sogar die letzte IMA 2006 musste wegen dieser Unsicherheiten schlichtweg ausfallen – weil es einfach noch keine neu vorzustellenden Geräte gab, die die gesetzlichen Vorgaben erfüllen konnten. Nach jetzt geltendem Recht darf der maximale durchschnittliche Spieleverlust pro Stunde 33 Euro (bisher 28,96) nicht überschrei…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 03/2007