Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Nachfreude

War das nicht nett von Benno, dem Leergutsheriff meines Bierkutschers? Er hat nicht nur mich und seine Freunde, sondern alle, die sich auf die Weltmeisterschaft freuten, auf seinen Leerguthof eingeladen, wo eine riesige Leinwand aufgebaut war. Alle Spiele konnten wir uns gemeinsam ansehen! Alle sind gekommen: Die Jagdhunde der deutschen Brauer und ihre Kollegen der ausländischen Bierindustriellen waren da; sie haben es auf Grund ihrer Beziehungen geschafft, trotz der Engpässe eine riesige Vielfalt an Bieren herbeizuschaffen. Es machte Spaß, sie zu probieren und die Unterschiede schätzen zu lernen.
Die Windhunde der Discounter brachten mit dem Einweg auch gleich die Rücknahmeautomaten mit, so dass keine Plastikpullen auf dem Hof herumlagen. Die AfG-Fraktion schenkte Energydrinks aus und keiner schlaffte ab. Die Bodybuilder stemmten die Fässer und Kisten. Die Wellness-Damen mit ihren Wässerchen lockerten die von der Spannung verkrampften Muskeln. Die Gesundheitsapostel und Apotheker sorgten sich um die richtige Balance der Energien. Auch die Biermixer fanden ihren Platz; ersetzen sie doch den Alkohol durch Leidenschaft, Schärfe und Mystik. Selbst die Champagner schlürfenden Pudeldamen mit ihren Rotweinrepräsentanten aus Politik und Wirtschaft konnten sich der Spannung und der Freude nicht entziehen. Auch die harten Sachen aus Südamerika konnten wir genießen, fanden sie sich doch gepaart mit Lebensfreude in leckeren Cocktails wieder.
Alle fanden ihren Platz und hatten ihren Spaß. Jeder konnte aus der Vielfalt wählen und genießen. Keine Organisatoren und Beutelschneider machten uns Vorschriften. Mit besonderer Genugtuung stelle ich fest, dass es keinem der Miesmacher, Bedenkenträger und Besserwisser gelungen ist, auf der Trainerbank Platz zu nehmen, sondern dass sie in die Katakomben der Stadien verbannt wurden. Ich hoffe, dass nicht nur wir Hunde sondern auch Ihr Menschen ein wenig von dieser Freude und gegenseitiger Wertschätzung in den Alltag hinüberretten könnt. Diese Nachfreude sollte die Vorfreude sein, wenn es wieder gilt, gemeinsam Feste zu feiern.

Euer Viktor