Mehr Zuversicht im Gastgewerbe

von Timur Dosdogru

Für 2005 gab es zwar auch in Hotellerie und Gastronomie noch kein Umsatzplus, dennoch habe sich die Talfahrt der Umsätze laut Statistischem Bundesamt mit einem nominalen Minus von 0,9 Prozent deutlich verlangsamt, wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband), Berlin, berichtet. Zum Vergleich: Im Jahr 2003 lag das Minus bei immerhin noch 4,8 Prozent, 2004 bei 2,1 Prozent. Damit sieht der DEHOGA das erste Mal seit fünf Jahren eine Trendumkehr. „Die Stimmung ist besser als die Lage“, heißt es aus Berlin, „im Gastgewerbe wächst die Zuversicht.“

Mag sein, dass dies auch ein wenig mehr mit der „Welt zu Gast bei Freunden“ zu tun hat. Die mit einem Plus von 0,8 Prozent leicht positive Entwicklung im klassischen Beherbergungsgewerbe soll jedenfalls laut Verband einen wesentlichen Anteil an dieser Sichtweise haben. Schließlich wurden rund drei Millionen WM-Besucher in Deutschland erwartet, was mit 5,5 Millionen zusätzlichen Übernachtungen, einem Umsatzpotenzial von 500 Millionen Euro und 20.000, überwiegend kurzfristen Jobs im Gastgewerbe zu Buche schlagen sollte (fragt sich nur, was nach der WM ist). Ansonsten verlaufe die Entwicklung im Gastgewerbe uneinheitlich, heißt es, eine partielle Verbesserung der Kenndaten lasse sich feststellen, der Markt sei gekennzeichnet von einer ausgeprägten Objekt- und Marktsegmentkonjunktur. Für das Gesamtjahr 2006 rechnet der DEHOGA mit einem Umsatzplus für die Branche von 1,5 Prozent. Laut der Halbjahresumfrage von Oktober 2005 bis März 2006 für das Gastgewerbe scheint im Hotelbereich die Talfahrt gestoppt, die Zahl der Übernachtungen wuchs um drei Prozent auf 200,9 Millionen, die Übernachtungen ausländischer Gäste stieg gar um 6,1 Prozent – im Gegensatz dazu steht allerdings die Umsatzentwicklung. Noch immer mussten 43,3 Prozent der befragten Hoteliers Einbußen verkraften, 29,2 Prozent vermeldeten dagegen einen Anstieg, 19,1 konnten ihre Erträge in der letzten Saison verbessern.
Bei insgesamt konstanten Zimmerpreisen berichtet die Mehrheit der Hoteliers von einer gleichbleibenden (28,6 Prozent) oder höheren Zimmerauslastung (27,4 Prozent). Zwei Drittel der Hoteliers (66 Prozent) hielten ihre Mitarbeiterzahlen konstant. Die Investitionsbereitschaft blieb im Vergleich zum Vorjahreszeit-raum unverändert, heißt es.
Für die WM rechneten 38,2 Prozent der befragten Hoteliers mit steigenden Zimmerauslastungsquoten, 38,9 Prozent hofften auf eine Verbesserung ihrer Erlös- und Ertragssituation. Von weiter zunehmenden Konzentrationstendenzen kann im deutschen, von Verdrängungswettbewerb und Überkapazitäten gezeichneten Hotelmarkt ausgegangen werden.
In der Gastronomie ist die wirtschaftliche Stimmung gedämpfter als in der Hotellerie. Die Restaurants, Cafés, Kneipen, Bars und Diskotheken verbuchten ein nominales Minus von 2,1 Prozent, ohne eine klare Trendwende erkennen zu lassen. Besser steht die Gruppe der Kantinen und Caterer da, deren Umsatzplus von 1,8 Prozent sich deutlich vom Branchendurchschnitt abhebt. Die Konjunkturumfrage der Gastronomen fällt allerdings auch zurück-haltender aus als ihrer Kollegen aus dem Hotelgewerbe: Nur jeder fünfte (20,2 Prozent) konnte im vergangenen Winterhalbjahr mehr Gäste als im Vorjahr begrüßen, jeder zweite Gastronom (51,8 Prozent) berichtet von rückläufigen Umsätzen. 46,8 Prozent der Betriebe verzeichnen weiter sinkende Gästezahlen und geringere Pro-Kopf-Umsätze. Ein weiterer Verlustfaktor sind stabile Preise bei steigenden Fixkosten. Nur 13,2 Prozent der Gastronomen konnten ihre Erträge steigern, jeder vierte  (24,5 Prozent) konnte seine Gewinne konstant halten, während 25,2 der Gastronomen Personal abbauen und 37,7 Prozent ihre Investitionen zurückfahren mussten.
Daher sind die Erwartungen der Gastronomen an die diesjährige Sommersaison positiver, als es die bisherige Situation vermuten lässt. Zwischen April und September rechnen 31,2 Prozent (Vorjahr: 27,6) mit steigenden Gästezahlen und 32 Prozent (Vorjahr: 28,6) mit höheren Umsätzen. 36,6 Prozent der Unternehmen erwarten eher sinkende Gewinne (Vorjahr: 40,7 Prozent), 22,9 Prozent hoffen auf höhere Erträge – 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Seit Mai diesen Jahres bietet der DEHOGA mit der Website www.nichtraucherfuehrer.de einen neuen Service für Gäste und Gastronomen an, mit dem sich Restaurants und Cafés in Deutschland finden lassen, die mindestens 30 Prozent ihres Platzangebotes für Nichtraucher reserviert haben. Zum Online-Start waren bereits 4000 Betriebe präsent. Der Branchenverband hatte sich im März vergangenen Jahres mit dem Bundesgesundheitsministerium zur Abwehr eines gesetzlichen Rauchverbots auf den Abschluss einer Zielvereinbarung für mehr Nichtraucherschutz in Hotellerie und Gastronomie verständigt.