GFGH-Bundesverband sieht 2006 als Jahr der Weichenstellung

Getränkefachgroßhandel > „Wir haben jetzt die angestrebte Waffengleichheit“, frohlockte Günther Guder, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbandes des Deutschen Getränkefachgroßhandels e. V., bei der Jahrespressekonferenz im Düsseldorfer Verbandssitz „am Tag 1 des einheitlichen Einweg-Rücknahmesystems und damit des Wegfalls der so genannten Insellösungen“, wie Guder es ausdrückte.

von Timur Dosdogru

Wie soll der Chef der Interessenvertretung der deutschen Getränkefachgroßhändler es auch anders bewerten? Tatsache ist, dass den Verbraucher die zum 1. Mai in Kraft getretene Neuregelung der Verpackungsverordnung zumindest bei Einwegverpackungen (zunächst) teurer zu stehen kommt als vorher. Ob sich allerdings dadurch wirklich eine Stärkung des Mehrwegbereichs ergibt, möchte man auch beim GFGH-Bundesverband nicht unbedingt voraussagen, aber jedenfalls erst einmal so verstanden wissen. Diese Fragen seien der berühmte Blick in die „Kristallkugel“ der die Zukunft voraussage, ließ man in Düsseldorf wissen. Um es mit einer eher irdischen Sichtweise zu sagen: Man weiß es nicht, aber das ganz genau.

Mehrweg, so Guder, sei nach wie vor die tragende Säule für die 928 Mitgliedsunternehmen (Vorjahr: 998) und ihre rund 7000 Getränkefachmärkte. Dafür spreche der sich verstärkende Trend zu regionalen Produkten in Mehrweggebinden, wie auch die vergleichenden Kostenbetrachtungen beispielsweise des Fraunhofer Instituts für Logistik in Dortmund. Trotzdem hätten Teile des Getränkefachgroßhandels die Einweglogistik „durchaus als Geschäftsmodell geprüft“ und seien dafür inzwischen bundesweit aufgestellt.
Das „zarte Pflänzchen des konjunkturellen Aufschwungs“ beurteilen die Mitgliedsunternehmen (deren sinkende Zahl nicht etwa durch Austritte aus dem Verband, sondern durch Fusionen oder Übernahmen von Unternehmen zustande kommt) „noch vorsichtig“, wie es heißt. Dessen Wachstum hänge vom Ausmaß weiterer Belastungen wie der Gesundheitsreform, steigender Energie- und Treibstoffkosten, der zweiten Stufe der Maut und der Erhöhung der Mehrwertsteuer ab.

Auch sei das Handeln internationaler Getränkekonzerne weiter zu beobachten, ob und wie sie mit dem Partner GFGH zusammenarbeiten oder ihn zunehmend ausgrenzen würden. Seitens der Hersteller in Deutschland seien aktuell aber bereits jüngste Signale gekommen, nach denen der GFGH auch weiterhin ein unverzichtbarer Partner bleiben werde.

Eine leichte Erholung der Branche im Jahr 2005 zeigte sich bei der traditionellen Konjunkturumfrage unter den Mitgliedern: Um 0,9 Prozent ist der Umsatz danach gewachsen, was auch das Statistische Bundesamt ermittelte. Damit bewegte der GFGH im vergangenen Jahr Waren im Wert von 21,282 Milliarden Euro, wobei die Erträge weiter hinter den Umsätzen blieben, allerdings bei einer leichten Verbesserung. Gegenüber einem durchschnittlichen Verlust im Vorjahr von 3,06 Prozent haben die Verbandsunternehmen für 2005 einen Ergebnisrückgang von 2,8 Prozent verzeichnet. Im ersten Halbjahr 2006 zeigte sich gegenüber dem Vorjahr eine leicht steigende Tendenz, 25 Prozent der Betriebe gehen von einem besseren Umsatz aus und der Anteil der Betriebe, die weniger Gewinn erwarten, ist das erste Mal seit langem unter die 50-Prozent-Grenze gefallen. Gleich bleibende oder steigende Umsätze in ihren Einzelhandel-Outlets erwartet rund die Hälfte der GAM-Betreiber – 2005 seien dies nur 32,6 Prozent gewesen, heißt es.

Auch das Up-Trading, also die Aufwertung der Fachmärkte (die der Verbandschef noch im letzten Jahr an gleicher Stelle seinen Kollegen eindringlich ans Herz gelegt hatte) sei seit dem letzten Jahr vorangekommen, stellte er fest: Viele Unternehmen hätten seitdem „jeweils sechsstellige Eurobeträge“ investiert und ernteten bereits die Früchte der Markenpflege und attraktiven Präsentation der Produkte. Dies lohne sich vor allem hinsichtlich der Kaufkraft der so genannten „Best Ager“ zwischen 50 und 59 Jahren.
Die weniger starken Marken seien weiter in die „Umklammerung durch Premiummarken (Marktanteil 2005: 12,5 Prozent) und Handelsmarken“ (einschließlich Aldi, 34,5 Prozent) geraten. Entscheidend sei hier nicht die Präsenz der Marke im Discount, sondern der dort vorherrschende Preis. Als Beispiel nennt Guder den Wassermarkt: „Die 19-Cent-Orgien der Discounter lassen grüßen.“ Zwar habe der AfG-Bereich rund 5,5 Prozent beim Absatz gewonnen, was sich aber wenig im Umsatz niedergeschlagen habe. Den Bierabsatz im Monat März des laufenden Jahres nennt Guder mit einem Minus von 1,7 Prozent „sehr traurig“. Auch die Gastronomie habe seit Einführung des Euro ein nominales Minus von rund 20 Prozent verzeichnet. In Sachen Bier, beziehungsweise Biermischgetränke habe sich außerdem gezeigt, dass der Einsatz von Me-too-Produkten nicht gefruchtet habe, deren Absätze seien hinter denen des/der Marktführer(s) zurückgeblieben.

In Anspielung auf eine beliebte Sorte stellt Guder trotzdem fest: „Es ,lemont‘ sich munter weiter durch die Republik.“ Weiterhin sei zwischen Herstellern und GFGH eine faire Partnerschaft notwendig, wie beispielsweise der erfolgreich laufende Sortiertest mit einer großen deutschen Brauerei, an dem sich im letzten Quartal des vergangenen Jahres elf Getränkefachgroßhändler beteiligt hätten. „Wir konnten für beide Seiten nachweisen, dass sich das Sortieren lohnt: wegen des fast lupenreinen Leergut-Rücklaufs und der Kosten-Nutzen-Relation, die sich bei weiteren Optimierungsmaßnahmen für Hersteller und uns wirtschaftlich rechnen lässt“, so Guder. Damit sei der Kostenaufwand von 24 auf 20 Cent pro Kasten gefallen – ein Preis der auch gegenüber entsprechenden Dienstleistern konkurrenzfähig sei.

Auf der Branche lasten dennoch einige Sorgen, wie beispielsweise die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Punkte, wie auch die steigenden Maut- und Energiekosten, die sechs bis acht Cent pro

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 06/07/2006