GES kündigt G4-Kooperation: „Erfüllt nicht mehr den ursprünglichen Zweck“

Vorwurf: „Rewe schöpft für den Fachgroßhandel bestimmte Konditionen ab“
von Timur Dosdogru

Für die GES Großeinkaufsring des Süßwaren- und Getränkehandels eG, Nürnberg, ist mit Ende der diesjährigen G4-Fachhandelsbörse in Nürnberg im vergangenen September die künftige Teilnahme an dieser Veranstaltung erledigt.
Die so genannte G4-Kooperation zwischen den Verbundgruppen GES eG, GEV GmbH & Co. KG, GEVA GmbH & Co. KG sowie der GetränkeRing eG wurde aufgekündigt. Künftig will die GES in den kommenden Jahren jeweils zwei eigene Fachhandelsbörsen veranstalten.
Die GES-Vorstände Berthold Brentrup und Ulrich Berklmeir begründeten diesen Schritt, die G4-Kooperation erfülle nicht mehr ihren ursprünglichen Zweck, den Fachgroßhandel zu unterstützen. Die GEVA und der Marketing-Ring, eine 100-prozentige Tochter des GetränkeRings, hätten die Zentralregulierung via Für Sie eG an die Rewe Zentralfinanz abgegeben, heißt es weiter.
„Das bedeutet, dass auch die Zentralregulierung des GetränkeRings zum großen Teil an die Rewe Zentralfinanz eG übertragen wurde“, betonte Vorstandssprecher Brentrup.
Damit würden von der Rewe Zentralfinanz und der Für Sie eG Konditionen „abgeschöpft“, die eigentlich den Fachgroßhandel erreichen müssten, so der Vorwurf. Gleichzeitig erhalte die Rewe Group Einblick in die Nettokalkulationen der Fachgroßhändler. Diese Maßnahme schade somit dem Fachgroßhandel, weil die Rewe Group nach der bisherigen Praxis Nutznießer sei und laut Geschäftsbericht 2005 dreistellige Millionenbeträge in das Geschäftsfeld Großverbraucher investiere. „Wir erkennen in den Aktivitäten von Rewe einen Angriff des Lebensmittelhandels auf den traditionellen Fachgroßhandel“, begründet Brentrup seinen Vorwurf, angesichts der Tatsache, dass zur Großhandelssparte der Rewe auch der Sortiments-Zustellgroßhandel, die Cash-&-Carry-Märkte (Fegro/Selgros), der Rewe-Großverbraucher-Service und der Regulierer Für Sie eG gehören.
Für den Fachgroßhandel besteht laut Brentrup daher die Gefahr, dass „seine originären Funktionen wie Selektion, Einkauf, Vertrieb und Marketing zunehmend von C-&-C-Betrieben übernommen“ würden. Durch die Allianz von Für Sie, GEVA und GetränkeRing habe die Rewe einen Volumenzuwachs bei Brauereien, Brunnenbetrieben und Saftherstellern in Höhe von rund einer Milliarde Euro erreicht – dieser Machtkonzentration wolle die GES massiv entgegentreten, so die Ansage. Auch gingen die fachhandelsspezifischen Aktivitäten der Lieferanten durch den Zugriff von Rewe/Für Sie auch bei den Börsen verloren: „Als unabhängige Verbundgruppe des Getränke- und Süßwarenfachgroßhandels unterstützt die GES vorbehaltlos die Fachhändler“, so Brentrups Zusage. Für die finanziellen Umtriebe des Handelskonzerns Rewe interessierten sich laut einem Bericht des Spiegel (2.10.06) auch bereits die Staatsanwaltschaft und die Börsenaufsicht BaFin wegen des Verdachts der Untreue, Geldwäsche und möglicher Verstöße gegen das Kreditwesengesetz – Vorwürfe, die der der Konzern bereits scharf dementierte.
Die neuen Vollsortimentsbörsen für den gesamten deutschen Getränke- und Süßwarenfachgroßhandel sollen vom 2. bis 3. März 2007 für das Frühjahr und vom 21. bis 22. September für den Herbst stattfinden.