Fruchtsaftverband: Preise für Orangensaft sollen deutlich anziehen

Niedrige Ernten: Rohstoffe rund 150 Prozent teurer
von Timur Dosdogru

Spürbar teurer soll nach Angaben des Verbandes der deutschen Fruchtsaft-Industrie e. V. (VdF), Bonn, der Orangensaft werden. Seit knapp einem Jahr sei Orangensaftkonzentrat bereits um rund 150 Prozent pro Tonne teurer geworden. Aufgrund der niedrigen Ernte sei ein Preisanstieg auf etwa rund 2600 US-Dollar (verzollt) – beispielsweise in Brasilien – pro Tonne zu verzeichnen.
„Diese enormen Kostensteigerungen sind nur durch entsprechend höhere Preise für Orangensaft im Handel auszugleichen“, so der VdF, „die zur Jahresmitte erreichten Preiserhöhungen für Orangensaft können die vergangenen und akuten Kostenzuwächse nicht annähernd auffangen.“
Als Ursache werden unter anderem das zunehmend knapper werdende Angebot aus Brasilien und Florida, sowie gleichzeitig die steigende Nachfrage aus China nach Orangensaftkonzentrat genannt. Importierte das Reich der Mitte noch im Jahr 2000 vergleichsweise bescheidene 5000 Tonnen Konzentrat, waren es im vergangenen Jahr bereits stolze 60.000 Tonnen.
Dazu kommen  negative Witterungs-, Anbau- und Erntebedingungen der letzten Jahre in den Hauptlieferländern Brasilien und USA (Florida), die Lagerbestände seien nahezu auf Null zurückgegangen, heißt es weiter. Letztendlich entscheidet die diesjährige Ernte der rund 200 Millionen Orangenbäume im brasilianischen Bundesstaat São Paulo über den Weltmarktpreis. Dort wird die Hälfte der Weltproduktion erzeugt und acht Zehntel des in der Welt gehandelten Orangensaftkonzentrats hergestellt. Außerdem stellen immer mehr Orangenbauern ihre Flächen für den Zuckerrohranbau zur Verfügung, weil sie damit für sieben Jahre gesicherte Einkünfte haben. In Florida wird eine dramatisch reduzierte Ernte erwartet, bereits 2004 und 2005 waren bereits vier Hurrikans über den Sonnenstaat hinweggezogen, die große Ausfälle verursachten. Krankheiten in den Baumbeständen verschärften das Problem zusätzlich.
Allerdings besteht seit langem ein sehr niedriges Fruchtsaft-Preisniveau in Deutschland, in anderen EU-Ländern wie Großbritannien oder Frankreich müssen die Verbraucher schon lange wesentlich tiefer in die Tasche greifen.
Der VdF wünscht sich deshalb auch vor allem beim Orangensaft aufgrund der aktuellen Situation eine Preissteigerung von deutlich mehr als 20 Cent pro Liter im Handel – wie gesagt: wünscht.