„Freie Brauer“ setzen auf Biervielfalt und Regionalität

von Timur Dosdogru

Mit einem Festakt beging die Initiative Die Freien Brauer der seit 1969 bestehenden Deutschen Brau-Kooperation, Dortmund, am 29. März ihre offizielle Gründung im westfälischen Lübbecke. Bislang wollen 35 unabhängige mittelständische Privatbrauereien aus Deutschland und Österreich die traditionelle Bierkultur beider Länder aufrecht erhalten. Dazu diente an jenem Tag die Privatbrauerei Barre als „Geburtsklinik“, wie Gastgeber Christoph Barre es scherzhaft ausdrückte – unter der Schirmherrschaft der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Dagmar Wöhrl.

Den Festungscharakter von „Barre’s Brauwelt“ – standesgemäß mit Turm und Fahne – sah Gastgeber und Gründungsmitglied Barre symbolisch als „ein Stück Wehrhaftigkeit“. Das Gebäude passe ideal zu den Freien Brauern, um materielle und geistige Werte zu verteidigen. „Und wir, die deutschen mittelständischen Privatbrauer, haben einiges zu verteidigen: Freies Unternehmertum, Bierkultur und Biervielfalt, Arbeits- und Ausbildungsplätze und ein vielfältiges Engagement in den jeweiligen Heimatregionen der Brauereien“, so Geschäftsführer Barre, der sich besonders über das Wort vom „gefühlten Mittelstand“ ärgerte, wie es ein Repräsentant eines Bierkonzerns einmal geäußert haben soll. „Die Brauwirtschaft benötigt keinen ,gefühlten Mittelstand“, sondern einen lebendigen und authentischen Mittelstand“, stellte er scharf klar. In die Kerbe der Braukonzerne schlug auch Sprecher Georg Schneider, der spitz feststellte, dass selbst ein Bierkonzern wie beispielsweise die Radeberger Gruppe in Frankfurt mit einem (gefühlten? – Anmerkung der Redaktion) Gesamtausstoß in 2004 von rund 18 Millionen Hektoliter erst auf Platz 19 der Weltbierproduktion rangiere. „Trotzdem sehen wir uns im deutschen Selbstverständnis aber als das Bierland Nummer 1 der Welt. Wie kommt das?“, fragte Schneider und rechnete das Jahr 2005 vor: 1276 Braustätten mit einem Gesamtausstoß von 106.190.000 Hektoliter Bier, die meisten davon in Bayern (631), die wenigsten davon in Schleswig-Holstein/Hamburg (13), 62,5 Prozent davon unter 5000 Hektoliter Jahresausstoß, 2,3 Prozent mit über eine Million Hektoliter, 11,7 Prozent aller deutschen Braustätten mit einem Ausstoß zwischen 100.000 und 500.000 Hektoliter – welche gemeinhin als Mittelständler bezeichnet würden.
33.400 Beschäftigte direkt in den Braustätten, 50.000 indirekt in der Zulieferindustrie, 430.000 indirekt im Hotel- und Gaststättengewerbe und 38.000 indirekt im Handel. Insgesamt 787 Millionen Euro Biersteuer für die…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 05/2006