Die Tricks des SWR-Chefreporters

TV-Reportage von Thomas Leif bringt deutsche Weinbranche mit manipulierten Zahlen ins Zwielicht
von Mario Scheuermann

Monatelang recherchierte der Chefreporter des SWR Thomas Leif bei Winzern und in Kellereien, in Labors und Weinbergen mit dem Ziel, die „Tricks der Weinmacher“ zu entlarven, Fälschungen und Manipulationen am Naturprodukt  Wein öffentlich anzuprangern. Jetzt ist er selbst in die Schusslinie geraten.

Begleitet von einer vielfältigen PR-Kampagne wurde seine Doku-Reportage „Die Tricks der Weinmacher“ Anfang November von der ARD ausgestrahlt. Gleichzeitig erschien ein großes Interview in der Zeitschrift Weinwelt. Vorab gab es bereits einen Artikel aus der Feder des Autors in der Programmzeitschrift Hörzu. Immer stand eine Kernthese im Mittelpunkt: Verstöße gegen das Weingesetz sind keine Ausnahme, sondern gehören zum Alltag der Branche. Diese Behauptung untermauerte Leif mit Zahlen aus dem Jahresbericht der Landesuntersuchungsanstalt (LUA) in Rheinland-Pfalz. Jetzt wirft ihm die LUA vor, dabei ihre Zahlen falsch ausgewertet zu haben. Um seine Thesen von der allgegenwärtigen Weinpanscherei zu untermauern, hat Leif Zahlen des Amtes so dargestellt, dass sie seine Thesen stützten. So heißt es unter anderem in einer über das dpa-Tochterunternehmen „news aktuell“ verbreiteten Ankündigung des SWR zur Sendung: „Weinkontrolleure stellen bei jedem fünften Winzer ,Weinverfälschungen‘ fest.“ Diese Zahl sorgte verständlicherweise in der Branche für einige Aufregung. Wie sich inzwischen herausstellte, ist sie falsch. Und nicht nur diese Zahl. Bei exakter Betrachtung der Statistik zeigt sich ein ganz anderer Sachverhalt, als Leif und der SWR ihn dargestellt haben.
Fakt ist einerseits, dass in Rheinland-Pfalz, dem Bundesland mit der größten Anbaufläche, 14.600 Betriebe jährlich von 26 Kontrolleuren überprüft werden. Tatsache ist auch, dass im vergangenen Jahr die zuständigen Lebensmittelchemischen Institute 1.050 von 5.533 untersuchten Proben beanstandet haben. Das ist ungefähr jede fünfte Flasche. Nur hat das Eine mit dem Anderen nichts oder nur bedingt etwas zu tun. Es handelte sich bei den untersuchten Weinen nämlich nicht ausschließlich um Proben rheinland-pfälzischer Weine, wie der Anschein erweckt wurde, sondern um 4.003 Inlandsweine (davon ca. 90 Prozent aus Rheinland Pfalz) und 1.539 Auslandsweine. Vor allem die Behauptung von Leif, die häufigsten dabei festgestellten Verstöße gegen das Weingesetz seien die „Verwendung von Glycerin, die Aufzuckerung unter anderem mit Rübenzucker, der Einsatz von Aromastoffen, Farbstof…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11/12/2006