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Overkill?

Was ist bloß manchmal mit diesen Männern los? Immerhin hat jeder achte deutsche Mann lieber ein Bier (oder mehrere) mit Freunden als Sex. Die anderen lassen für eine heiße Nacht lieber „alles stehen” – auch das Bier.
Auch in Sachen Alkoholprävention ist hier ein schwerer Rückschlag zu vermuten: 81 Prozent der Männer haben ihr erstes Bier angeblich zwischen elf und 16 Jahren getrunken. Daher wird Sex noch nicht der Overkill für die Bierwirtschaft bedeuten: Die meisten Biertrinker (40 Prozent) hören nach zwei Maß (Liter) auf, jeder Vierte gesteht: „Ich brauch’ mindestens drei“ und zwölf Prozent vertragen laut eigenen Angaben locker vier und mehr Liter.
Ob das diese zwölf Prozent sind, die in mindestens zwei europäischen Staaten (Schweiz und BRD) rund die Hälfte des gesamten konsumierten Alkohols der jeweiligen Nationen auf sich vereinen, wie an dieser Stelle hier kürzlich beschrieben, bleibt offen. 44 Prozent der deutschen Männer genehmigen sich mehrmals gern in der Woche ein oder mehrere Gläser, jeder vierte einmal pro Woche. Nur bei jedem achten Mann von über tausend Befragten steht Bier als tägliches Lebensmittel auf dem Tisch. Und: Drei Prozent mögen überhaupt kein Bier….

Salztomate

…vielleicht aber besondere Tomaten – nämlich mit Meersalz angereichert. Die gibt es beim Münchner Gemüsegroßimporteur Savatore Cultrona, der laut eigener Aussage „die Gaumen der Germanen seit 25 Jahren verwöhnt“. Die neue Tomatenzüchtung soll vor allem Raucher ansprechen, die laut Signore Cultrona bei der Nahrungsaufnahme oft 200 bis 300 Prozent mehr Salz, Pfeffer und andere Gewürze verwenden, weil deren arme Geschmacksnerven ja geschädigt seien und stärkerer Reize bedürften. Ob Cultrona selbst Raucher ist, ist leider nicht bekannt (Anmerkung des Autors: Ich selbst salze als starker und langjähriger Raucher so gut wie nie nach und normal gesalzene Speisen sind mir oft schon zu salzig, aber vielleicht bin ich ja auch nicht normal). Interessant klingt es aber schon: Die Neuzüchtung aus Sizilien wird während des Heranwachsens mehr und mehr mit salzhaltigem Wasser aus dem Mittelmeer begossen, vor allem in der Woche vor der Ernte. Die einstmals schnöden Tomaten werden somit zu den so genannten „Pomodori sale“ veredelt. Tomaten gehören zur italienischen Kultur genau…

Chinanudel

…wie Nudeln – die allerdings machen jetzt die Chinesen den Italienern streitig. Nachdem eine italienische Wissenschaftlerin behauptet hat, die Franzosen seien gar nicht die Erfinder des Schaumweins, sondern die alten Römer – womit die Ursprünge des Champagners in Italien gelegen haben sollen (dgw 6/7/05), müssen die Italiener nun ihrerseits das ihnen ureigenst zugeschriebene Kulturgut mit Klauen und Zähnen „verteigigen“ – es geht nämlich um 4000 Jahre alten Teig in Form von Nudeln, den chinesische Archäologen in einer Schüssel ausgegraben haben sollen, wie die Fachzeitschrift Nature berichtete.
4000 Jahre alte Nudeln – da können selbst Cäsars Erben nicht mithalten, die mit dem Reich der Mitte in der Frage um die Urheberschaft der Nudel schon lange im Clinch liegen. Der in der Ausgrabungsstätte Lajia in der westchinesischen Provinz Quinghai in einer umgekippten Schüssel entdeckte Nudelklumpen befand sich unter einer drei Meter hohen Erdschicht, die Nudeln sind etwa einen halben Meter lang und gelten laut Untersuchung der Inhaltsstoffe eindeutig als die ältesten, die je gefunden wurden. Dies erhärtet die Behauptung der Chinesen, wonach Marco Polo die Nudel bei seinen Expeditionen von China nach Italien gebracht hat. Die Italiener widersprachen immer: Dies sei nicht wahr, die Nudel habe es schon vorher dort gegeben – was bisher alles allein auf schriftlichen Quellen beruhte. Nun dürften es Italiener schwer haben, ihren Standpunkt so weiter zu verteidigen. In der besagten chinesischen Provinz werden heute noch in ärmeren Haushalten Hirsenudeln gegessen, in Südchina wird die Reisnudel bevorzugt, im Norden gibt es wie in Europa überwiegend Teigwaren aus Weizen – sprich Nudeln. Außerdem fällt die Vorstellung schwer, dass die Nudel von Italien schon vor Jahrtausenden ihren Siegeszug auch nach Asien angetreten haben soll. Schließlich gibt es in der traditionellen asiatischen Küche schon seit jeher Nudeln, sei es aus Reis oder Getreide. Frage doch mal einer irgendeinen Reisbauern, ob er weiß, was Italien ist, geschweige denn, wo es liegt – während der seine Reisnudeln löffelt oder mit Stäbchen balanciert… .