Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Juristen sind zu allem fähig!

Man hat ja so seine Feindbilder, auch als Rassehund, wobei ich zugebe, dass ich die hunde-untypischen Feindbilder eher von Frauchen habe. Dazu gehören zum Beispiel Juristen. Vor kurzem habe ich wieder einmal festgestellt, dass dieses Feindbild durchaus zutreffend ist. Hatte doch ein Richter (!) geklagt, weil er angeblich durch den Genuss (?) von Unmengen einer bekannten braunen Brause und von Unmengen von Schoko- und anderen Riegeln Diabetes bekommen hat.
Jetzt wollte doch dieser Richter tatsächlich Schadensersatz von den Herstellern. Angeblich hätte man ihn darauf aufmerksam machen müssen, dass der übermäßige Verzehr dieser Produkte für die menschliche Gesundheit schädlich sei. Und ich dachte immer, als Richter müsse man studiert haben und sei auch sonst ganz schön schlau. Das weiß doch jeder, dass manche Dinge  – im Übermaß genossen – schädlich sind. Ich hau’ doch auch nicht jeden Tag vier Dosen Hundefutter in mich hinein und verklage dann den Hersteller (oder vielleicht noch besser Frauchen), wenn ich mein Idealgewicht ganz schnell verliere. Aber ich sage ja „Juristen“.
Blöd ist dann natürlich, wenn das Feindbild zertrümmert wird. Denn es gab noch ein paar andere Richter und die haben die Klage ihres Berufskollegen einfach zurückgewiesen. Sie haben ihm ganz schön die Leviten gelesen, haben von „Eigenverantwortung der Verbraucher“ gesprochen, von „allgemein bekannten Risiken“ und ein Schmerzensgeld gebe es sowieso nicht. Frauchen fand das Urteil auch ganz gut. Sie erinnerte sich daran, dass vor ein paar Jahren schon einmal jemand versucht hatte, eine Brauerei auf Schadensersatz zu verklagen. Der Mann hatte jeden Tag viele Flaschen Bier getrunken und war danach – offensichtlich für ihn eine Überraschung – alkoholabhängig geworden. Niemand habe ihm gesagt, dass zu viel Bier schädlich sei und vor allem hätte die Brauerei auf ihren Flaschen einen Warnhinweis anbringen müssen – so nach dem Motto: Zu viel Bier schadet Ihrer Gesundheit!
Ich verstehe die Menschen manchmal wirklich nicht. Angeblich sind sie doch die höher stehende Rasse. Aber im normalen Leben wollen Sie auf jedes nur erdenkliche Risiko schriftlich hingewiesen werden. Als würde das irgendetwas ändern. Ich habe noch keinen Raucher getroffen (Frauchen eingeschlossen), den die Warnhinweise auf den Packungen in irgendeiner Weise beeinflussen würden.
Übrigens: Bei dem Fall der Brauerei haben die Richter die Klage auch zurückgewiesen. Beim Alkohol seien die Risiken durch übermäßigen Konsum allgemein bekannt, ein Warnhinweis sei nicht erforderlich. Es gibt also doch noch vernünftige Richter. Aber was mache ich jetzt mit meinem Feindbild?
Tschö
Euer Viktor