Aus- und Einsichten: Die Dose ist wieder da – Hurra!?

von Monika Busch

Im ersten Halbjahr 2005 stieg der Bierabsatz – laut Statistischen Bundesamt – um 0,2 Millionen Liter oder 0,3 Prozent auf 52,9 Millionen Hektoliter. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, sank im 1. Quartal gegenüber dem Vergleichszeitraum 2004 der Absatz um 3,5 Prozent oder 0,8 Millionen, hingegen im zweiten Quartal 2005 der Absatz um 3,4 Prozent oder eine Million Hektoliter zulegte. Die Biermischgetränke konnten mit 1,5 Millionen Hektoliter deutlich gewinnen und bestreiten drei Prozent des Gesamtabsatzes. Damit verzeichnen die Biermischungen ein Plus von 19,3 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2004. Der Löwenanteil von 44,9 Millionen Hektoliter oder 86,5 Prozent – wurde im Inland abgesetzt. Hiermit war der Inlandsverbrauch um 0,3 Prozent rückläufig, soweit die Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Nach dem Zwangspfand-Desaster können die Biermischgetränke wieder punkten. Hier scheint das Potenzial noch keinesfalls erschöpft. Der Favorit unter dem Biermischgetränken mit einem Zuwachs von 20,5 Prozent in den ersten fünf Monaten 2005 ist Bier & Lemon. „Der bierig-fruchtige Geschmack mit der herben Note liegt in Deutschland im Trend“, lautet die Feststellung von Veltins-Geschäftsführer Dr. Volker Kuhl, insbesondere bei der Zielgruppe der 18- bis 35-Jährigen. So legte beispielsweise V+ Lemon in den ersten fünf Monaten diesen Jahres um 16,9 Prozent zu. Weiterhin Favorit ist und bleibt Radler mit einem Anteil von rund 54 Prozent laut GfK.
Erfolgreich positioniert haben sich auch die „Gold-“ beziehungsweise „Mildbiere“, die alle eines gemeinsam haben. Mit der „goldenen Farbe“ in der Weißglasflasche und einem sehr milden Geschmack werden insbesondere die weibliche Zielgruppe und die „Bierverweigerer“ angepeilt. Meistens preislich im oberem Bereich positioniert, können hier deutlich höhere Durchschnittspreise realisiert werden. National weist IRI für den deutschen Biermarkt im ersten Tertial 2005 ein Minus von 2,6 Prozent aus. Wird Discounter Aldi mit einbezogen, liegt das Minus bei 1,8 Prozent.
Die Dose steht, vielen Unkenrufen zum Trotz, vor einem Comeback. Dem Wunsch des Verbrauchers nach „Aufreißen, schlürfen, knüllen und weg“ hat sich die Industrie nicht entzogen. Nachdem aufgrund der Zwangsbepfandung nahezu in allen Regalen die Dose verschwunden war, steht sie jetzt wieder in trauter Seligkeit in den Regalen und zwar noch bevor die neue Gesetzesregelung/Dosenpfandregelung in Kraft tritt. Ab 1. Mai 2006 können Einwegflaschen und Dosen überall dort zurückgegeben werden, wo Einweg verkauft wird. Das bedeutet, jederzeit und überall, wo Einweg verkauft wird. Die Rücknahmebeschränkung auf das eigene Sortiment ist dann hinfällig. Ergo, ein einheitliches Rücknahmesystem für Einweg. Der einstige Dosenmarkt von rund acht Milliarden, geschrumpft auf knapp 500 Millionen, könnte eine Renaissance erleben.
Handelsriese Metro hat nach einer kompletten Auslistung in 2003 wieder Bier in Dosen bundesweit ins Sortiment aufgenommen. Die Töchter Real und Extra sollen ebenfalls wieder mit Bierdosen bestückt werden. Bei dem Discounter Lidl sind Veltins sowie Hasseröder, bei Plus ist Bitburger in Dosen zu haben. Eine ab 1. Mai 2006 flächendeckende Lösung sei bis zu diesem Zeitpunkt nicht möglich, kritisiert die Deutsche Pfandsystem GmbH DPG, die von dem Einzelhandelsverband HDE und dem Ernährungsverband BVE gegründet wurde, zur Steuerung des Aufbaus eines offenen Pfandsystems für alle Anbieter. Das Schweizer Unternehmen Adaxys will das Gegenteil beweisen und stellte bereits ein komplettes Rücknahmesystem vor, welches auch zum geplanten Termin einsatzbereit sein soll (siehe Bericht in dieser Ausgabe). Die Dose ist wieder da – Hurra!?
Unbeeindruckt von den „Querelen“ in Deutschland – Dosenpfand hin oder her – sind die internationalen Brauriesen weiter auf Einkaufstour. Nach Untersuchungen der Marktanalysten von Canadean stehen derzeit besonders in China, Russland und Deutschland die Biermärkte im Visier der international agierenden Braugiganten und zwar auf allen Ebenen. Sei es Zukauf, Beteiligung oder Portfolioausbau. 85 Prozent der weltweiten Bierproduktion vereinnahmen die TOP 40 der Braukonzerne (Barth-Bericht dgw 8/9). Der weltweite  Absatz stieg um 73 Millionen Hektoliter im vergangenem Jahr, bei einem weltweiten Pro-Kopf-Verbrauch laut Plato Logic von knapp 24 Litern. Prognostiziert wird ein Volumen bis 2015 von rund 26,2 Litern.
Der britisch-südamerikanische Gigant SAB-Miller hat sich durch den Kauf der kolumbianischen Brauerei Bavaria  – gemeinsamer Ausstoß cirka 175 Millionen Hektoliter – mit an die Spitze des lukrativen südamerikanischen Marktes gesetzt. Marktführer in Südamerika und zugleich weltweite Nummer Eins ist InBev, entstanden durch die Fusion der belgischen Interbrew und der brasilianischen Ambev.
Und auf dem russischen Biermarkt will der belgisch-brasilianische Braugigant ebenfalls eine führende Position. Mit dem Kauf der russischen Brauerei Tinkoff, Petersburg – Preis 167 Millionen Euro, Kapazität 4,8 Millionen Hektoliter – , kommt InBev auf rund 15 Millionen Hektoliter auf dem russischen Markt und will mit dieser Akquisition den sinkenden Bierdurst in Westeuropa ausgleichen. Neben dem russischen Markt will InBev auch die neuen Märkte in den EU-Beitrittsländern beflügeln. Nachdem der belgische Braukonzern seinen Anteil an dem Coke-Bottler Bremer Erfrischungsgetränke GmbH an die Coca-Cola-Erfrischungsgetränke GmbH im September diesen Jahres verkauft hat, wurde eine Vereinbarung mit PepsiAmerika für den Vertrieb von Beck`s in Polen geschlossen. Auch der niederländische Braukonzern Heineken setzt auf den russischen Markt. Mit der Übernahme der Brauerei Baikal Beer Company im sibirischen Irkutsk werde sich der Marktanteil auf  8,5 Millionen Hektoliter erhöhen, so die Unternehmensangaben. Und die russische Einkaufstour des niederländischen Brauriesen geht weiter. Mitte August meldete Heineken, Amsterdam, den Vertragsabschluss für die  komplette Übernahme  der siebtgrößten russischen Brauerei Ivan Taranov – künftiger Marktanteil der Niederländer rund 14 Prozent mit einem Volumen von über 11,4 Millionen Hektoliter. Russischer Marktführer ist die Baltic Beverages Holding, ein Zusammenschluss von Scottish & Newcastle und der Carlsberg-Gruppe mit einem von Branchenkennern bezifferten Marktanteil von cirka 36 Prozent. Ergo, die „Übernahmeschlacht“ geht weiter – nicht nur auf den internationalen Märkten. Absicherung, beziehungsweise Sicherung der Distributionswege steht bei den Brauereien hier zu Lande zur Zeit im Fokus. Jüngstes Beispiel: Die Paulaner Brauerei GmbH & Co. KG hat zum 29.07.2005 mit Getränke M. Hubauer GmbH & Co. Getränke + Logistik KG einen führenden oberbayerischen Getränkelogistiker übernommen.
Der Jahresumsatz bei rund 2000 Kunden wird mit 150 Millionen Euro beziffert, bewegt wird ein jährliches Volumen von rund 2,5 Millionen Hektoliter. „Ziel dieser Übernahme ist es, in den Zeiten großer Veränderungen  auf dem Bier- und Getränkemarkt unsere wichtigen Märkte mit neuen und innovativen Konzepten abzusichern. Indem wir unsere Wertschöpfungskette durch die Übernahme eines gesunden Unternehmens wie Hubauer auch auf die Bereiche Logistik und Distribution ausweiten, schaffen wir neue Ertrags-potenziale,“ lautet die Strategieansage von Prof. Wolfgang Salewski, Vorsitzender der Paulaner-Geschäftsführung. Dass deutsches Bier aber unabdingbar Lebensart beinhaltet, stellen immer wieder die Spezialitäten Alt – obergärig und dunkel – und Kölsch – obergärig und hell – mit einem „Glaubenskrieg Köln/Düsseldorf“ unter Beweis. Die Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. will im so genannten Feindesland „Düsseldorf“ Flagge zeigen. Als erste Kölsch-Brauerei eröffnete Gaffel mit dem „Eigelstein“ ein „kölsches“ Gastronomieobjekt im angesagten Szenequartier Düsseldorfer Medienhafen – Operation Kölsch gestartet. Zufrieden zeigt sich die Privatbrauerei mit dem Geschäftsverlauf. Im ersten Halbjahr 2005 legte der Absatz von Gaffel Kölsch mit 240.000 Hektoliter um 1,5 Prozentpunkte zu. Hier stark gestiegen: der Dosenbierabsatz. Das 0,5-Liter-Gebinde stieg um 35,7 Prozent, die so genannte 5-l-Partydose um 81,9 Prozent.
Und auch bei der Spezialität Alt tut sich etwas. Die Bolten-Brauerei hat mit Michael Hollmann einen neuen Eigentümer der „Gas geben” will. Frankenheim ist ab sofort neuer Altbierlieferant des Fußballbundesligisten VFL Borusssia Mönchen-gladbach. Der bisherige Partner Brau und Brunnen hat sich mit der Marke Schlösser von diesem Engagement verabschiedet. Frankenheim knüpft hohe Erwartungen an dieses Engagement: „Wir wollen unsere neue Partnerschaft mit Mönchengladbach als Chance verstanden wissen, über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus, unsere Position am Niederrhein auszubauen”, kommentierte Ex-Diebels-Mann und Neu-Geschäftsführer Klaus Westerhaus. Somit wird jetzt mitten im „Diebels-Land” an exponierter Stelle Frankenheim die durstigen Kehlen herunter rinnen. Vielfältig waren die Schlagzeilen in den Medien. Von „Frankenheim eröffnet neuen Bierkrieg am Niederrhein” und „Frankenheim greift Diebels an” war die Rede.
Hopfen bietet zudem eine breite Basis für Innovationen.  Seit 2004 bietet die Rudolf Wild GmbH & Co. KG, Eppelheim, alkoholfreie Getränke auf Malzbasis für…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10/2005