200 Jahre „Linie Aquavit“: Norwegens Exportschlager reist um die Welt

Edel-Kümmel beschert Berentzen-Gruppe seit fünf Jahren steten Zuwachs

von Timur Dosdogru, Fotos: dgw

Halvor Heuch ist in Norwegen ein überaus bekannter Mann, so etwas wie eine Berühmtheit. Er gibt Interviews und ist oft zu Gast in Talkshows. Aber Heuch ist nicht etwa ein Politiker oder gar ein Angehöriger des norwegischen Königshauses, nein: Halvor Heuch ist Norwegens einziger offizieller Destilliermeister und somit der oberste Hüter des norwegischen Nationalgetränks Aquavit – und daher für Norwegen mindestens so wichtig wie das Königshaus. Denn der Exportschlager Linie Aquavit geht sozusagen erst einmal um, die Welt um anschließend nach der Rückkehr weltweit beim Verbraucher anzukommen.

Für die Norweger ist 2005 ein besonders wichtiges Jahr: Erstens wird in diesem Jahr gerade erst die 100-jährige Unabhängigkeit von Schweden gefeiert und zweitens wird die Marke Linie in diesem Jahr 200 Jahre alt und ist ganzer Stolz des norwegischen Herstellers Arcus Producter AS in Oslo in Gestalt von Exportdirektor Are Saga sowie der Berentzen-Gruppe AG in Haselünne, die den Digestif in Deutschland vertreibt.
Wann Aquavit (lat. aqua vitae – Lebenswasser) in Norwegen zum ersten Mal gebrannt wurde, weiß heute kein Mensch mehr, aber verbrieft ist die Herstellung spätestens seit einer Veröffentlichung des Landwirtes Christopher Hammer im Jahre 1776, die die Herstellung von Aquavit und Fruchtweinen beschreibt. Auch ist nicht bekannt, wer ursprünglich festgestellt hat, das see-gereister Aquavit besser schmeckt als lang gelagerter. Die Legende vom Seemann, der auf der Rückreise festgestellt haben soll, dass sein vorhandener Restbestand Aquavit besser schmeckte als der an Land gekaufte, wird von Historikern ins Reich der Märchen verwiesen. Die einleuchtende Begründung: Unwahrscheinlich, weil wohl kaum ein Seemann auf der Rückreise noch heimischen Schnaps vorrätig habe.
Die Linie-Markengeschichte begann mehr oder weniger mit einem Zufall, als 1805 der Schoner „Gymer“ von Trondheim in Richtung Australien auslief und ein Fass Kümmelschnaps der heimischen Brennerei Jorgen Lysholm an Bord hatte. Möglicherweise handelte es sich dabei um die Medizin des Bordarztes vielleicht war es aber auch für einen australischen Schnapsliebhaber bestimmt.
Aus irgendwelchen Gründen kam das Fass zwei Jahre später zurück, zwei Mal über den Äquator (die Linie) gereist und der Brenner Jorgen Lysholm stellte mit Erstaunen fest, dass dieser weit gereiste Aquavit noch feiner und sanfter schmeckte, als der aus einem Fass derselben Mischung seines Brennereikellers. Das Fass als Geschmacksverfeinerer schied aus, weil alle Fässer aus demselben Eichenholz waren, in denen vorher Oloroso-Sherry gelagert worden war. Blieben also nur noch die salzhaltige Seeluft, die rollenden Bewegungen des Schiffes und die tro…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe  08/09/2005