Zahlen, Daten, Fakten…

Carlsberg/Holsten
Dänen mit strategischem Lager Norddeutschland

Heute ein König – ohne König
Krombacher toppt historisches Ergebnis

Großer Schluck: König und Licher
Ungestillter Bierdurst: Bitburger weiter auf Einkaufstour

Warsteiners wahre Werte
Im Fokus: Stärkung der Ertragskraft

Brau und Brunnen: Man nehme Dr. Oetker…
Sprengmeister Hollmann

„Ich bin ein Bier, lasst mich hier sein“
Neuzeller Klosterbrauerei mit Anti Aging Bier

Biermix beflügelt Marktpräsenz
Veltins: volle Kraft voraus

von Monika Busch

„Die Konsolidierung des deutschen Biermarktes ist noch nicht abgeschlossen“, fasst Michael Scherer, Geschäftsführer der Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände die Erwartungen im Vorfeld der bevorstehenden Internorga zusammen. Vor allem die großen Brauereien seien weiterhin auf der Suche nach strategischen Partnern aus dem Ausland. Im umkämpftesten Biermarkt der Welt seien, so Scherer, weiterhin Spezialitäten gefragt: „Der Trend geht eindeutig zu milderen Biersorten.“

Laut Mitteilung des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr von deutschen Brauereien und Bierlagern 105,5 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt (Vorjahr: 107,8 Mio. hl). Dieses entspricht einem Minus von 2,3 Millionen Hektoliter oder 2,1 Prozent.

Die Biermischgetränke verzeichnen mit 2,7 Millionen Hektoliter ein Minus von 6,2 Prozent gegenüber 2002, mit einem Anteil von 2,6 Prozent am Gesamtergebnis. Der versteuerte Inlandsabsatz sank um 3,4 Prozent auf 93,2 Millionen Hektoliter. Der steuerfreie Absatz stieg mit 12,3 Millionen Hektoliter um 9,1 Prozent. Mit einem regionalen Anteil von 25,3 Prozent stehen Nordrhein-Westfalen und Bayern mit 21,7 Prozent traditionell an  der Spitze. Den höchsten Bierabsatz über bundesdeutsche Grenzen hinweg erzielten dagegen die Brauereien oder Bierlager mit Sitz in Niedersachsen/Bremen mit einem Anteil von 34,5 Prozent.

Der Druck, vor allem auf die deutschen Biermarken der Privatbrauereien steigt beständig. Und mit der Übernahme des Holsten-Konzerns durch die dänische Carlsberg Breweries werden die Karten weiter gemischt. Beabsichtigt ist die Übernahme zu einem Unternehmens-Gesamtwert (Enterprise Value) von 1,065 Milliarden Euro. Vertraglich sichergestellt ist der Weiterverkauf der Mineralwasser-Aktivitäten von Holsten sowie der Verkauf von König und Licher an Bitburger. Demnach bleibt noch ein zu leistender Kaufpreis von 437 Millionen Euro der Carlsberg Breweries. Der zukünftige Sitz für die gesamten Deutschland-Aktivitäten wird Hamburg sein.  Das derzeitige deutsche Produktionsvolumen von rund 500.000 Hektoliter der Marken Tuborg, Gatz und Hannen wird von Oettinger, Mönchengladbach, nach Hamburg verlagert. Wie die Dänen mitteilen, soll die Akquisition im ersten vollen Geschäftsjahr nach der Übernahme (2005), inklusive der zu erwartenden Synergien ergebnisneutral sein und eine Kapitalrendite erreichen, die spätestens bis 2006 den internen Anforderungen von Carlsberg Breweries entsprechen soll.

Carlsberg verfügt durch die Übernahme über eine Gesamtproduktionskapazität von 7,9 Millionen Hektoliter und ordnet sich auf Rang Fünf in Deutschland ein. Aus Unternehmenssichtweise bildet diese Marktposition die Basis für den natürlichen Ausbau der führenden Position im Norden Europas mit der Plattform für den Ausbau der Marken Carlsberg und Tuborg.

Vorbehaltlich sämtlicher Genehmigungen und der Akzeptanz des Angebotes von allen Minderheitsaktionären, entspricht der Eigenkapitalwert für 100 Prozent der 13,75 Millionen ausgegebenen Holsten-Brauerei-Aktien einem Betrag von 523 Millionen Euro. Wie Carlsberg meldet, liegt der Kaufpreis für das verbleibende Holsten-Geschäft einschließlich der übernommenen Nettoverschuldung und Pensionsverbindlichkeiten bei 437 Millionen Euro. Umsatz- und Kosten-Synergien werden für 2004 auf
sieben Millionen, für 2005 auf 14 Millionen Euro geschätzt. 2006 sollen gar siebzehn Millionen Euro zu Buche schlagen.

Nils S. Andersen, President und CEO von Carlsberg Breweries, soll zum künftigen Aufsichtsrat der Holsten-Gruppe gewählt werden. Wolfgang Burgard soll die Position des Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Holsten-Brauerei übernehmen. Dem jetzigen Vorstandsvorsitzenden Andreas Rost wurde ein Angebot unterbreitet, in das Management-Team des Carlsberg Breweries Konzerns in Kopenhagen einzutreten. Mit der kartellrechtlichen Genehmigung wird bis Ende Februar gerechnet, mit dem Abschluss des Übernahmeangebots bis Mitte März. Der designierte Deutschland-Chef Burgard äußerte sich kurz nach der Übernahme in der Tageszeitung Die Welt (Ausgabe 22.01.04). Burgard geht davon aus, dass der Konzentrationsprozess auf jeden Fall weitergeht. „Wenn die abgesetzte Menge nicht steigt, muss die Folge ein steigender Preis sein.“  Nils Andersen  stellte in der Tageszeitung „Boersen“ klar: „Es ist klar, dass wir uns nach neuen Investitionen in Deutschland umsehen, und die Übernahme von Holsten schafft einen weiteren Wachstumsanreiz.“ Den Kursanstieg der Holsten-Aktie will die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) untersuchen. Üblich ist bei Unternehmensübernahmen eine Routineuntersuchung. Mit untersucht werden sollen jetzt eventuelle Kursmanipulationen. Die Aktie hatte im Zuge von Übernahmespekulationen kräftig zugelegt mit einem Höchststand im August vergangenen Jahres von 51 Euro und sank nachdem im Dezember vergangenen Jahres offiziell sämtliche Verhandlungen abgebrochen wurden.

Obwohl der Holsten-Deal noch nicht genehmigt ist, bekräftigt Carlsberg-Chef Nils Andersen weitere Zukäufe. Der Aufsichtsrat hätte für weitere Akquisitionen 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Der dänische Konzern will sich dabei auf Norddeutschland konzentrieren und hatte – so das Statement Andersens im Nachrichtenmagazin Focus – Jever und Berliner Pilsener im Visier. Vorerst stehen diese Verkaufsverhandlungen nicht zur Debatte. Die Oetker-Gruppe ist den Dänen zuvor gekommen.

Die führende deutsche Privatbrauerei aus dem Siegerland soll „ganz sicher“ ein Familienunternehmen bleiben. „Wir haben mit vielen gesprochen und in unserer Siegerländer Art höflich, aber bestimmt abgesagt“, stellte Hans-Jürgen Grabias, Geschäftsführung Marketing  bei  der Vorstellung der Jahreszahlen 2003 am 20. Januar in Düsseldorf klar. In diesem Punkt sei die Haltung der Inhaber mehr als deutlich. Krombacher, das Lebenswerk, bleibe als Privatunternehmen erhalten. „Krombacher bleibt beliebtestes Pils in Deutschland, wir haben die Marktführerschaft deutlich ausgebaut. Mit einer Umsatzsteigerung um zwölf Prozent auf 515,8 Millionen Euro und einem Gesamtausstoß vom 5,440 Millionen Hektoliter haben wir einen bedeutenden Schritt gemacht und die Nachhaltigkeit des Wachstums dokumentiert“, kommentierte Grabias erfreut das Ergebnis 2003. Dieses Wachstum will der Marketing-Chef auch in 2004 nachhaltig bestätigen. In „aller Siegerländer Bescheidenheit“ sei man mit diesem Ergebnis „zufrieden“. Immerhin würde dieses zumindest einer mittelständischen Brauerei entsprechen.

Der Ausstoß der Kreuztaler verzeichnete mit 575.000 Hektoliter ein Plus von 11,8 Prozent. Das historische Ergebnis des Jahres 2002 wurde mit mehr als einer halben Million Hektoliter übertroffen. Im rückläufigen Biermarkt konnte das Krombacher Gesamtsortiment mit einem stolzen Plus von 12,7 Prozent überproportional zulegen. Seit eh und je stark mehrwegorientiert, profitierten die Kreuztaler von den politisch bedingten Rückgängen im Einwegbereich. Das Minus im Einwegbereich von 230.000 Hektoliter, konnte vollständig durch  ein Plus von 805.000 Hektoliter im Mehrwegbereich mehr als kompensiert werden.

Für die mehr als beachtenswerte Ausstoßsteigerung macht das Unternehmen nicht nur die bekannten externen Faktoren „Pfand“ und „Sonne“ verantwortlich, sondern auch interne Faktoren. Zu denen zählt Technik-Geschäftsführer Helmut Schaller Markenstärke, erfolgreiches Produktportfolio, Regenwald-Projekt und eine erfolgreiche Vertriebsarbeit. Die freigewordenen Regalplätze durch die Dosen wurden schnellstens mit convenience-orientierten Gebinden der Brauerei belegt.

Flaggschiff ist nach wie vor Krombacher Pils. Hier verzeichnet der Fassbier-Bereich mit 821.000 Hektoliter ein Minus von 0,9 Prozent. „Nichtsdestotrotz werten wir  dieses Ergebnis in der Gastronomie als zufrieden stellend“, sagte Schaller. Das „leichte Minus“ sei auch daraufzurückzuführen, dass bei Festivitäten konsequent Radler und Cab ausgeschenkt und daher nicht mehr vor Ort das Fassbier gemischt werde. Per Saldo seien jedoch 700 Gastro-Ob…