Tierasyl

Zuerst die tolle Nachricht: wir haben ihn, den virtuellen Schnäppchenmarkt! Erinnert Ihr Euch, ich habe ihn schon letztes Jahr erwartet?

Benno, der Leergut-Sheriff, lacht sich halb tot: sein Herrchen, der sonst nur nette Mädels im Internet anschaut, meint auf der virtuellen Börse weiter seine Schnäppchen machen zu können. Weit gefehlt; alles ist digital eindeutig und für alle öffentlich, kein Schwätzchen kann er machen, auch seine Freunde hacken jetzt nur noch auf der Tastatur ihres PC rum. Die Verkaufsleiter der Lieferanten können im Bett bleiben, die Direktoren auf dem Golfplatz – wenigstens Reisekosten gespart. Die Auszubildenden sind richtig sauer, konnten sie doch einmal im Jahr den ersten Preis in Form eines Börsenbesuches gewinnen. Bennos Bierkutscher hofft nun inbrünstig, dass sein  Zentral-Rudelführer, der auch nur noch virtuell zu sein scheint, in die Realität zurückgeholt wird.

Nun zum Thema!
Benno hat aber bald nichts mehr zum Lachen: Herr von Fuchsberg, der Jagdbegleiter eines Bierindustriellen, taucht plötzlich mit einer Horde von Pitbulls auf, um die Schulden von Bennos Herrchen einzutreiben. Herr von Fuchsberg kannte keine Freunde mehr! Zu Benno sagte er nur: „Such Dir ein Plätzchen im Tierasyl – mein Chef rettet deinen Bierkutscher vor der Insolvenz – der Laden ist unser!“ Karlchen hatte es da besser, sein Bierkutscher hat seinen Laden, der noch recht gut lief, unter Drohung, ihn an den größten seiner Lieferanten zu verhökern, beim nächst kleineren gegen einen Jackpot im Lotto verkauft. Karlchen hat einen Platz in einem Seniorenheim – natürlich erster Klasse – erhalten. Aber Herrn von Fuchsberg hat es jetzt auch erwischt. Mit eingezogenem Schwanz treibt er sich mal im Sauerland, mal im Hunsrück mit Abstechern nach Belgien und Holland herum.

Gerade hat er es noch geschafft, in dem Wagen mit zu fahren, der von Düsseldorf nach Hamburg zur Inaugurationsfeier des neuen Chefs raste. Was konnte er da vernehmen, auch seine Kollegen in Duisburg und in Lich müssen sich an neue Herren gewöhnen. Soll er, so schießt ihm durch den Kopf, in einer einschlägigen Postille die Anzeige aufgeben: „Kameraden von bestsituierten Brauereidirektoren suchen kuschelige WG, um über die Fehler der jetzt Handelnden und über die Leistungen der Vergangenen in angenehmer Atmos-phäre zu debattieren – auch die Begleiter ehemaliger Kunden sind willkommen, man  könnte jetzt die gemeinsamen Leichen der Vergangenheit endgültig begraben und mit einem Glas aus den eigenen Weinkellern auf die schon immer bestandene, tief empfundene Freundschaft zwischen Lieferanten, Großhändler und Gastronomen trinken.“

Nun die Rudelfunktionäre!
Madame Blanc, ihr erinnert Euch, die champagnerfarbene Pudeldame, hoffte, sich mit ihrem Herrchen in sein Refugium, umgeben mit exzellenten, wenn auch leeren Weinflaschen, zurückziehen zu können. Auch gefehlt, er muss nochmals los. Sein Nachfolger braucht ihn, um heiße  Kartoffeln aus dem Feuer zu holen.

Mr. Johnny Walker kann immer noch nicht begreifen, ob sein Herrchen die Aufsicht hat, Rat gibt oder weiter führt.  Johnny schafft es wenigstens, allem aus dem Wege zu gehen und es sich auf seiner Decke bequem zu machen. Die Welpen des Nachfolgers kläffen noch rum; sie müssen von den älteren Kollegen noch so einiges lernen.

Schäkerten in der Vergangenheit Brauereidirektoren noch mit den Rudelfunktionären, sind diese heute Luft für sie. Kosten sie doch nur Geld, das die Primaner der Branche noch nie bezahlt haben. Benno mit seinen Freunden, den Leergut-Sheriffs, und die Pitbulls der Brauindus-trie wissen spätestens heute, dass die Rudelfunktionäre noch nie Zähne hatten und bald, wie auch der eine oder andere von ihnen, seinen Lebensabend im Asyl verbringen muss.

Bis zum nächsten Mal

Euer Viktor