Spirituosenmarkt bleibt 2003 stabil – kein Anlass zum Jubeln

von Timur Dosdogru

„Bedauerlicherweise befinden wir uns gegenwärtig in einer Phase, in der die Lautstärke des Applauses herausragende Grundlage für die Durchsetzung politischer Interessen ist“, klagte Wilfried Mocken, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und –Importeure e. V. (BSI), bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes.

Zwar ist der Spirituosenabsatz in Deutschland trotz schwieriger Konjunktur und politischer Gegebenheiten laut Statistischem Bundesamt mit über 834 Millionen 0,7-l-Flaschen (inklusive Alcopops auf Spirituosenbasis) in 2003 stabil geblieben, dagegen sind aber im größten Spirituosenmarkt Europas die Anforderungen an die Branche gewachsen.

Jeden Tag, so Mocken, komme es zu neuen Forderungen seitens des Handels und der Politik. Eine immer stärkere Kostenbelastung gehe einher mit einer nach wie vor lahmenden Binnennachfrage und lasse die Konjunktur in keinem guten Licht erscheinen. Laut GfK hat allein schon die negative populistische öffentliche Berichterstattung den Absatz der Alcopops schon vor der Einführung einer Sondersteuer in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres bereits um 13 Prozent gedrückt.

Verbandspräsident Mocken stellte noch einmal klar, dass Hersteller und Importeure für die Förderung eines verantwortungsvollen Konsums mit alkoholischen Getränken stünden und zudem Informations- und Präventionsmaßnahmen gegen Alkoholmissbrauch unterstützten. Dabei setze man auf wirksame Kontrolle der freiwilligen Verhaltensregeln für die Werbung mit alkoholhaltigen Getränken durch den Werberat, an den sich jeder in Deutschland wenden könne. Außerdem werde zurzeit in Kooperation mit den Verbänden der Wein-, Sekt- und Bierindustrie zusammen mit dem Bundesgesundheitsministerium ein Konzept zur Stärkung des Jugendschutzes erarbeitet. „Eine Verteuerung der Produkte, etwa durch Sondersteuern setzt lediglich an den Symptomen an, berücksichtige aber nicht die sozialen Ursachen von Alkoholmissbrauch“, so Mocken. Fiskalpolitische Maßnahmen hätten sich noch nie als wirksames Mittel zu Bekämpfung von Alkoholmissbrauch erwiesen. „Spezifische, nur eine Produktgattung betreffende Sondersteuern, verlieren erst recht an Glaubwürdigkeit, wenn die Produkte durch wein- und bierhaltige Getränke substituiert werden, die per se keiner oder einer viel geringeren Verbrauchsteuer unterliegen.“

Sondersteuerbedingte Marktverschiebungen seien also zu befürchten, ohne dass dies einen Einfluss auf das Konsumverhalten Jugendlicher habe. Davon profitierten lediglich die Getränke, die schon an 16-Jährige abgabefähig seien. Schließlich trage die Spirituosenindustrie mit einem Branntweinsteuervolumen in Höhe 2,2 Milliarden Euro maßgeblich zur Finanzierung des allgemeinen Haushaltes bei und dies mit legalen Produkten. Die Branntweinsteuer liege außerdem hinter der Mineralöl-, Tabak- und Stromsteuer an vierter Steller der spezifischen Verbrauchssteuern, mahnte der Präsident, der auf die sich wandelnde demoskopische Entwicklung setzt, bei welcher Spirituosen zunehmend von älteren Personen konsumiert werden.
Das Europäische Statistische Amt schätzt, dass bis zum Jahr 2010 rund 25 Prozent der Bevölkerung Deutschlands 60 Jahre und älter sein werden. Das wäre ein Viertel der Bundesbürger in der Altersgruppe, die jetzt über 40 Prozent aller alkoholhaltigen Getränkeausgaben auf sich vereint. Bis zum Jahr 2006 soll laut einer Studie der VINEXPO 2003 der Spirituosenumsatz weltweit um knapp vier Prozent ansteigen. Mit 5,9 Liter lag der Spirituosen-Pro-Kopf-Verbrauch der Bundesbürger in 2003 auf Vorjahresniveau. Der Pro-Kopf-Verbrauch aller alko…

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