Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Regelungs-Wahnsinn: Gebt dem Herzen mal ein „Stößchen“!

Gebt dem Herzen mal ein „Stößchen“!

Frauchen hat mir letztens einen schönen Schreck eingejagt, als sie völlig unvermittelt mit einem Maßband in meiner Nähe auftauchte. Sie behauptete, da gebe es irgendwelche Vorschriften, nach denen Hunde meiner Rasse (ich bin nämlich ein Rassehund!) nur noch eine bestimmte Haarlänge haben dürften. Diese Vorschriften gebe es zwar schon lange, und es hätte sich kaum jemand daran gehalten. Aber es liege eine Beschwerde vor und deshalb müsse sie jetzt meine Haarlänge überprüfen, weil sie sonst eine empfindliche Strafe riskiere.

Da bin ich aber – zum ersten Male seit langer Zeit – richtig ausgeflippt. Wen interessiert denn das, ob meine Haare fünf oder zehn Zentimeter lang sind? Vor allem: Wen stört denn das? Ich bin nun einmal ein stolzer Vertreter meiner Rasse, egal, wie lang meine Haare sind! Völlig überrascht ob meines Widerstandes gab Frauchen zu, dass sie meinen Argumenten eigentlich folgen könne, aber die Vorschriften…

Da kam sie mir aber gerade recht. Was wollen wir denn mit all diesen Vorschriften? Natürlich muss man in einem Land einiges regeln, aber doch nicht die Länge von Hundehaaren. Das wäre ja genau so schwachsinnig (Entschuldigung für meine Wortwahl, aber da ist wohl das wilde Element in mir durchgekommen), als würde man in Österreich per Gesetz genau festlegen, wie viel Milliliter Bier in einem Pfiff enthalten sein müssen oder in Dortmund, wie viel Milliliter Bier in einem Stößchen. Wer einen Pfiff bestellt, der weiß, wie viel er ungefähr bekommt und das ist in Dortmund genau so. Niemand, der ein Stößchen verlangt, erwartet, dass er genau so viel Bier bekommt wie in einer bayerischen Maß. Frauchen war schon wieder überrascht, diesmal aber wegen meiner luziden Fachkenntnisse. (Na ja, man schnappt halt doch so einiges auf, wenn man den ganzen Tag in der Redaktion herumhängt!)

Aber: So langsam kam es heraus, genau das war der Anlass für Frauchens Nachmess-Aktion. Hatte sich doch irgendein Zweibeiner in Dortmund beschwert, weil er nicht genau wisse, ob nun in seinem Stößchen 0,12 oder 0,13 oder vielleicht nur 0,11 Liter Bier enthalten waren. Und schon hatte ein städtischer Beamter wieder eine neue Lebensaufgabe gefunden. Als würde überhaupt einer den Mengenunterschied merken. Manchmal spinnen diese Zweibeiner (bis auf Frauchen und Timur natürlich). Wer einen Hund meiner Rasse kauft, dem ist doch die Haarlänge völlig egal, und wer ein Stößchen bestellt, will nur einen kleinen Schluck für zwischendurch. Dem ist dann auch egal, ob das Glas nun einen Eichstrich hat oder nicht. Übrigens: Mir ist die Länge meiner Haare egal – meinen Freundinnen auch!

Bis demnächst
Euer Viktor