ProWein 2004: Very, very busy

Besucherzahlen steigen weiter
Erster Tag zeigt bereits positives Konsumklima für Wein

von Timur Dosdogru

Es ist schon bald etwas eintönig, jedes Jahr ein weiteres Wachstum der ProWein in Düsseldorf zu verkünden, aber auch in diesem Jahr ist der Ansturm der Fachbesucher aus 38 Ländern noch einmal von 28.000 auf über 30.000 gewachsen, davon 5000 internationaler Herkunft. Bereits der Sonntag als erster Messetag hatte einen Spitzenstart hingelegt, so dass man sich ernsthaft fragen musste, ob nicht schon Montag sei, dem bisher traditionell stärkeren Tag der Messe. Schon früh drängten sich die Besucher um die Stände – ein eher ungewöhnliches Bild im Vergleich zu den Vorjahren, vor allem in 2003. Als interessanter Umstand zeigte sich dabei, dass die Zahl der Aussteller der weltweit größten internationalen Fachmesse für Weine und Spirituosen um 100 auf 2700 sank, aber die Zahl der teilnehmenden Länder von 27 auf 38 stieg. So macht es sich bezahlt, dass die Messe Düsseldorf nun endlich eine vernünftige Termingestaltung verinnerlicht hat: keine Überschneidung mit der Internorga in Hamburg wie im Vorjahr, und keine Nähe zu den Osterferien wie im Jahr 2002, was am ersten Messetag seinerzeit zu Ständen geführt hatte, die – insbesondere bei kleinen ausländischen Produzenten – verwaisten Legebatterien glichen.

Auch wenn in diesem Jahr manche Produzenten diesen für die ProWein sehr frühen Termin kritisiert hatten, weil sie dann meist Fassweinproben anbieten müssten, war es aber diesmal doch im Großen und Ganzen gut gelungen, diese unterschiedlichen Interessen mit dem Anspruch der ProWein als erste Ordermesse des Jahres zu vereinen. Auch die Zahl der Bilanzpressekonferenzen an den Ständen der Hersteller hat lobenswerter Weise nachgelassen, auch wenn einige Unverbesserliche meinen, sie müssten immer noch welche veranstalten, um dann aber eigentlich eins mitzuteilen: nichts. Ausnahme: Rotkäppchen-Mumm mit seinem nochmals starken Bekenntnis zur Marke Geldermann und dem Standort Breisach, wovon hier später noch die Rede sein soll.

Gesamteindruck: Alles in allem eine recht gelungene Veranstaltung, die Messeleitung zeigte sich sehr zufrieden und auch zumindest aus Sicht der deutschen Aussteller sei die ProWein einmal mehr ein voller Erfolg gewesen, wie DWI-Chef Armin Göring verlauten ließ. Das Deutsche Weininstitut sehe die Messe als „deutliches Spiegelbild der positiven Grundstimmung, die sich im Gegensatz zur allgemeinen Konjunkturlage breit macht“, so Göring weiter. Bereits im August vergangenen Jahres hatte außerdem der frischgekürte neue ProWein-Projektleiter Klaus Henrich noch einmal betont, dass „das lupenreine Fachmesse-Konzept“ fortgeführt werde. So zeigten sich beispielsweise auch die italienischen Aussteller zufrieden, die mit 653 hinter den 746 deutschen Ausstellern die größte Länderbeteiligung stellten. Zahlreiche neue Kunden seien gewonnen worden, heißt es dort, und vor allem Fachleute angesprochen, die man auf der Vinitaly in Verona nicht erreiche. Die Franzosen mit 407 Ausstellern waren begeistert vom Andrang des ersten Messetages in Halle 5, wo sich insgesamt an drei Tagen über 2500 Besucher über die France-2004-Verkostungszone hergemacht hatten – zwei Drittel mehr Besucher als im Vorjahr.

Alles in allem hat der Weinjahrgang des Supersommers 2003 in Europa die Erwartungen der Profis größtenteils erfüllt, das offizielle internationale Verkostungsprogramm umfasste diesmal über 700 verschiedene Weiß- und Rotweine der Burgunderfamilie und 130 internationale Schaumweine. Laut dem Deutschen Weininstitut (DWI) gewinnen deutsche Weine wieder zunehmend Marktanteile. Die GfK spricht einem Zuwachs von einem Prozent, trotz eines insgesamt um zwei Prozent verringerten Einkaufsvolumens in den privaten Haushalten. Deutsche Weine liegen damit nun bei 46,2 Prozent, gefolgt von Frankreich (16,7%, +0,8%), Italien (12,1%, -1,0%) und Spanien (4,4%, +1,2%). Das DWI wertet dies bereits als die Folge des guten Jahrgangs 2003. Dennoch spüren Anbieter aller Nationalitäten: die Preise im deutschen Weinmarkt sind im Keller, ist man sich in der Branche einig.

Der deutsche Markt gilt ausländischen Anbietern zwar als der größte, aber auch als der schwierigste, um nicht zu sagen, der schlechteste Exportmarkt. So interessieren sich die weltgrößten Kellereien aus Übersee auf einmal mehr für LEH und Discount, während die deutschen Anbieter verstärkt den Schulterschluss untereinander suchen. Zudem sind überall die Markenweine auf dem Vormarsch. Die Discounter haben im Weinverkauf auch 2003 weiter zugelegt. So konnte Aldi als Branchenführer seine Position im Weinhandel weiter ausbauen: 23,3 Prozent aller von privaten Haushalten bezogenen Weine werden dort verkauft. Insgesamt haben die Discounter ihren Marktanteil um 2,1 auf 45,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern können und werden wohl bald die 50-Prozent-Marke überschreiten. Auch im vergangenen Jahr sind die Durchschnittspreise weiter gesunken, was auch das Konsumverhalten der Deutschen beim Weinkauf verändert hat. Eine 0,75-Liter-Flasche kostete durchschnittlich 2,15 Euro, fünf Cent weniger als im Vorjahr. Deutscher Wein konnte allerdings seine Preisführerschaft halten und lag im Schnitt bei 2,41 Euro pro 0,75-Liter-Flasche. Trotz eines Rückgangs um elf Cent pro Flasche war deutscher Rebensaft etwa 48 Cent teurer als ausländischer. Noch bedeutender war der Preisabstand im Rotweinsegment. Hier lag der Preis heimischer Gewächse mit 2,87 Euro pro Flasche ganze 79 Cent über dem Durchschnittspreis ausländischer Weine und beispielsweise 90 Cent über den französischen Rotweinen.

Rotwein ist in Deutschland gefragt wie nie und erreichte mit 51,7 Prozent und einem Plus von 0,6 Prozent eine neue Rekordmarke. Deutscher Rotwein ist derzeit mit 30,6 Prozent Marktmengenanteil Marktführer vor Frankreich mit 24,8 und Italien mit 15 Prozent. Weißwein sank im vergangenen Jahr um 1,2 auf 40 Prozent, allerdings liegt deutscher Weißwein mit einem Marktanteil von 64,9 Prozent mit Abstand im heimischen Markt an der Spitze. Der heiße Sommer hat auch den Roséweinen zu einem Absatzplus von 1,2 Prozent verholfen. Diese stellen nun 9,5 Prozent aller eingekauften deutschen Weine. Vor allem hoffen die deutschen Anbieter auf den Riesling als zunehmenden Exportschlager. Dieser genießt im Ausland weiter steigenden Respekt, vor allem in den USA und in Großbritannien. Der Riesling-Export von Mosel bis Rhein ins Ausland konnte fast überall zulegen. Allein in den USA stieg der Wert deutscher Importe von Oktober 2002 bis November 2003 um 36,5 Prozent. Zweistellige Zuwachsraten konnten auch in anderen Ländern verzeichnet werden, so in den Niederlanden mit 27,6 Prozent, Schweden mit 23,7 Prozent und Großbritannien mit 19,8 Prozent. Gegen-über dem Vorjahreszeitraum ist der Gesamtwert der deutschen Weinexporte um 16,8 Prozent auf über 420 Millionen Euro gestiegen – soviel wie nie seit Mitte der 80er Jahre. Nur mit Japan sind die Weinexporteure weniger zufrieden, die dort herrschende Dauerkrise der Wirtschaft tut dem Absatz deutscher Weine nicht gut. Deutsche Importeure hoffen nun, dass die Riesling-Welle aber bald von den USA auf Nippon überschwappen wird und auch, dass Riesling weltweit als Türöffner für andere deutsche Weißweinsorten funktioniert. Die Weinbestände reiferer Jahrgänge in Deutschland wachsen an.

Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) sieht darin für die Zukunft eine gewisse Problematik. Vor allem beim Riesling zeichnet sich nach Verbandsauffassung eine Art „Jugendlichkeitswahn“ ab, nachdem die Weine möglichst jung getrunken werden sollen und daher meist nur noch der aktuelle Jahrgang ausgelobt werde. Dies führe aber dazu, dass großartig gereifte Weine kaum noch beworben und somit im Keller verbleiben würden. 700.000 „wahre Schätze“ (O-Ton VDP) lagern derzeit allein in den Kellern der Prädikatsweingüter, diese Schatzkammern werden seit Generationen gepflegt. Der älteste dort lagernde Wein stammt aus dem Jahr 1540. Die 196 Prädikatsweingüter bewirtschaften 4000 Hektar, etwa vier Prozent der deutschen Rebfläche.
Alcopop-Steuer:
Das Auge des Tigers

Bei den Spirituosen beherrschte vor allem ein Thema die Messe: die vor
kurzem angekündigte Sondersteuer von 83 Cent auf Spirituosenmisch-
getränke, die am 1. Juli in Kraft treten soll. Diese wurde bei der tradition-
ellen Cocktail-Hour des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-
Industrie und -Importeure ev. V. (BSI) auf der ProWein ausgiebig beklagt.
Vor allem wehrt sich die Branche dagegen, dass nur Premixgetränke auf
Spirituosenbasis mit dieser Steuer belegt werden sollen.

Alkohol sei Alkohol, zeigten sich die Herstelller einig, es sei sowieso schon ungerecht, dass Bier- und Weinmischgetränke bereits mit 16 Jahren konsumiert werden dürften, Alcopops mit demselben Alkoholgehalt aber nicht. Aber BSI-Präsident Wilfried Mocken empfahl den Brauereien und übrigen Produzenten solcher Getränke, sich nicht zu früh zu freuen: „Wir sind sicher, dass Bier- und Weinmischgetränke bald ebenfalls mit einer Sondersteuer belegt werden. Das ist nur eine Frage der Zeit.“ In der Branche gilt es als sicher, dass im Falle der Besteuerung der Markt der spirituosenhaltigen RTD’s zusammenbrechen wird. Schlimmer noch für die Hersteller: die dadurch entstandenen Steuerausfälle könnten die Bundesregierung zu einer Erhöhung der Branntweinsteuer verleiten.

Karl-Heinz Roiger von der Marktforschung Information Resources GfK GmbH, Nürnberg, wies in einem Vortrag auf die hohe Bedeutung der Spirituosen und -mischgetränke als Sortiment im LEH (ohne Aldi) hin. Inklusive Mischgetränke hätten diese im vergangenen Jahr ein Mengenwachstum von drei Prozent erreicht, ohne Mischgetränke aber ein Minus von 0,9 Prozent.
Zufriedene Moselwinzer

Zufrieden mit dem Messeverlauf zeigten sich die Winzer von Mosel, Saar und Ruwer. „Die Messe verlief für unsere Weinregion und die an unserem Gemeinschaftsstand vertretenen Betriebe hervorragend“, so Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Mosel-Saar-Ruwer Wein e. V. 15 qualitätsorientierte Weingüter stellten die ganze Palette der Weißweine der Region vor.

Im riesigen Angebot der Aussteller der ProWein habe sich Mosel-Saar-Ruwer als Rieslingregion schlechthin positioniert, so Schmitz weiter, dies habe sich auch am großen Interesse ausländischer Besucher am Stand gezeigt. Dazu trugen auch Verkostungen wie „Mosel meets Missouri“ bei, bei der Winzer aus dem US-Staat Missouri und Kanada am Mosel-Stand zu Gast waren, um die Weine beider Regionen zu vergleichen.

Auch die Moselaner machten ihrerseits mit ihrer Weinkönigin Petra Zimmermann einen Gegenbesuch am Nordamerika-Stand. Eine weitere Veranstaltung hatte die Erzeugung hochwertiger trockener Steillagenrieslinge zum Thema, wie Gerd Knebel, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer anhand von Weinen aus dem Riesling Grand Prix demonstrierte.
Starker Messeauftritt von Henkell & Söhnlein mit neuen Marken

Dass es Spaß macht, neben den Klassikermarken Henkell Trocken und Fürst von Metternich eine feine Sektmarke wie Menger-Krug im Portfolio zu haben, die auch in Champagnerkreisen immer wieder hoch gelobt wird, zeigte sich an den freudigen Gesichtern der Marketingstrategen der Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG, Wiesbaden. Seit einigen Monaten im Vertrieb der Wiesbadener, schließen die vielfach preisgekrönten, ausschließlich flaschenvergorenen Sekte aus Deidesheim die Lücke zwischen hochwertigen Sekten und klassischen Champagnermarken – für ein Haus mit dem Anspruch von Henkell & Söhnlein eine perfekte Ergänzung fürs Portfolio.

Vor allem der Rosé Brut als besonders interessante Variante ließ die Herzen der verkostenden Standbesucher immer wieder höher schlagen. Insgesamt präsentierten sich die Wiesbadener mit ihrem rund 200 Quadratmeter großen Stand auf der ProWein mehr als würdig. Neu im Sortiment ist außerdem der Deinhard Medium Dry Riesling Wein, der den Wünschen der Verbraucher nach einem fruchtig-frischen Qualitätswein Rechnung tragen soll, in Verbindung mit einer modernen Aufmachung und satinierter Flasche. Herausgekommen ist dabei ein Wein, der bereits mit der Silbermedaille Mundus Vini 2003 ausgezeichnet wurde. Neue Maßstäbe im Sektbereich setzt auch der halbtrockene Söhnlein Brillant Medium Dry in heller Flasche.

Aufsehen erregte auch der neue Wodka Gorbatschow Platinum 44, ein Premium-Wodka, mit einem Alkoholgehalt von 44 Prozent, der in einem besonderen Verfahren vierfach kältegefiltert wird, um somit höchste Qualitätsstufen zu erreichen. Der „große Bruder“ Wodka Gorbatschow ist in Deutschland mit einem Marktanteil von 30 Prozent Wodka-Marktführer. Vorgestellt wurden zudem auch die Spezialitäten Champagne Laurent-Perrier, Champagne Alfred Gratien und Gratien & Meyer Premium Sekt. Vor allem sind die