Liebe Leser, in dieser Kolumne kommen Sie zu Wort. Schreiben Sie Viktor, er wird auch niemanden verraten. Großes Ehrenwuff!

Viktor

Katzenjammer – Quote statt Qualität?

Seit Jahren kauft Frauchen mein Hundefutter immer in dem Supermarkt um die Ecke. Dort kennt man nicht nur Frauchen, sondern auch meine – manchmal ganz speziellen – Vorlieben, zumindest was meine Verpflegung betrifft. Was mir allerdings Frauchen vor kurzem erzählte, hat mich doch erschüttert. Mein Supermarkt sei verkauft worden und zwar an irgendeinen anderen großen Supermarkt in irgendeiner ganz anderen Stadt, von der ich noch nie etwas gehört hatte. Na gut, unsereins kommt in unserem Alter auch nicht mehr so viel rum wie zum Beispiel Frauchen. Die ist ja nun dauernd unterwegs. Aber zurück zur Sache.
„Wie, mein Supermarkt ist verkauft? Womöglich noch an einen Ausländer?“ Nicht, dass ich etwas gegen Ausländer hätte, meine besten Hundefreunde-Eltern, die ich beim Gassi-Gehen treffe, sind Ausländer. Aber von daher weiß ich, dass die zum Beispiel für meinen deutschen Hundemagen ganz merkwürdige Dinge zu sich nehmen. Aber so geht es wahrscheinlich auch einem norddeutschen Hund, den es nach Bayern verschlagen hat. Ich sage nur „Eisbein statt Pinkel-Wurst!“ Trotzdem stellen sich mir ein paar Fragen: „Und was macht jetzt dieser
neue Besitzer mit dem Supermarkt? Gibt es da jetzt mein Lieblings-
Hundefutter nicht mehr? Wird der Laden vielleicht sogar geschlossen?“
Frauchen hat versucht, mich zu beruhigen. Nein, es bleibe alles beim
Alten. Natürlich würde es auch weiterhin mein Hundefutter geben,
wahrscheinlich werde auch die nette Frau Schmitz von der Fleischtheke
bleiben. Das ist für mich übrigens besonders wichtig, weil ich bei der
immer meine Extrascheibe Fleischwurst bekomme. So ganz habe ich
aber dem Braten nicht getraut (nein, Frauchen meine ich natürlich nicht
mit dem Ausdruck Braten): „Ja aber, wenn doch alles beim Alten bleibt,
warum haben die denn unseren Supermarkt überhaupt verkauft?“

Darauf hin wurde Frauchen sehr theoretisch – und leider auch manchmal unverständlich, zumindest für mich. Da fielen dann Begriffe wie Synergie (so nach dem Motto „zusammen sind wir viel stärker“), Sicherung der Existenz des Unternehmens und viele andere. Außerdem solle ich mich nicht so anstellen: Für mich wäre doch nur wichtig, ob sie (Frauchen) auch demnächst noch mein Hundefutter dort bekomme und ob das noch genau so schmecke wie früher.

Das war jetzt ziemlich deutlich. Aber so richtig widersprechen konnte ich Frauchen auch nicht. Angeblich hat einmal ein früherer deutscher Bundeskanzler gesagt: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ So würde ich das natürlich niemals formulieren. Für mich ist entscheidend, was im Hundefutter-Regal vorne angeboten wird. Wem der Laden gehört, ist mir dann auch egal. Aber wehe, die neuen Besitzer ändern irgendetwas an der Qualität oder am Angebot!

Bis zum nächsten Mal

Euer Viktor