Dom-Brauerei Dallas auf „Dom“-Kölsch

Unmut, Empörung, Pfiffe und Buh-Rufe
beherrschten die Hauptversammlung

von Monika Busch

Auf der am 10. August dieses Jahres einberufenen Hauptversammlung der Dom-Brauerei AG konnte auch der stark klimatisierte Gürzenich-Saal die aufgebrachten Gemüter der Kleinaktionäre nicht kühlen. Ein Fehlbetrag von rund zwölf Millionen Euro innerhalb eines Jahres – Wertberichtigungen von rund 2,7 Millionen Euro – außerplanmäßige Abschreibungen von 3,2 Millionen Euro für eine Brauanlage – Wertberichtigungen in Höhe von 3,1 Millionen Euro für die Brühler Immobilie: Wie ist das möglich? Der ausgewiesene Bilanzverlust für 2003 beläuft sich auf 14,215 Millionen Euro.

Antworten für die aufgebrachten Aktionäre hatte der amtierende Vorstand der Dom-Brauerei AG, Walter Baldus, parat. Fassbierabsatz Minus 5,7 Prozent, Dosenbierabsatz Minus 95 Prozent, Zuwachs bei Mehrweg von acht Prozent, so skizzierte Baldus das operative Geschäft. Hierfür verantwortlich: Die Einführung des Pflichtpfandes und die allgemeine Konsumschwäche, insbesondere in der Gastronomie. Weitere Faktoren für das enttäuschende Kerngeschäft seien notwendige Wertberichtungen auf Bierlieferrechte, Darlehens- und Kundenforderungen gewesen, die jedoch keinesfalls allein auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2003 zurückgehen würden, klagte Baldus.

Ausgemacht wurde von Vorstand und Aufsichtsrat als Bösewicht und Verursacher Ex-Vorstand Jochen Köhler, bis Mitte 2003 noch im Amt. Managementfehlentscheidungen wurden dem Ex-Vorstand, der ebenfalls in Begleitung von Anwälten anwesend war, vorgeworfen. Und noch härter der Vorwurf des Hauptaktionärs und Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Graf Dürckheim-Ketelhoft: „Persönliche Vorteilsnahme“. Dies hätten interne Lohnprüfungen angeblich aufgezeigt. Tumult im Saal, die Aktionäre und deren Vertreter gespalten. Pfiffe gegen oder für Baldus sowie den Aufsichtsrat, der sich übrigens in unveränderter Besetzung präsentierte – also auch zu Köhlers Dom-Zeiten im Amt war.

Wie war dies alles möglich? Konnte oder wollte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, die seit elf Jahren das Unternehmen prüft, die Talfahrt nicht bemerken? Hat der Aufsichtsrat geschlafen? Wer hat nun Schuld an dem Desaster, der alte oder gar der neue Vorstand? Fragen über Fragen seitens der anwesenden Kleinaktionäre. Hans-Martin Buhlmann, Vorsitzender der Vereinigung Institutioneller Privatanleger e.V. (VIP) ging nicht mit Baldus’ Schuldzuweisungen gegenüber Köhler konform. Schließlich hätte der ehemalige Vorstand die Marke Dom-Kölsch gut im Markt positioniert, auch sei der Absatz recht ordentlich gewesen. Weiterhin habe es unter der Führung von Köhler ebenfalls noch eine Rendite gegeben.
Gestellt wurden seitens VIP folgende (Gegen)-Anträge zur Tagesordnung der einberufenen Hauptversammlung (Auszüge).

Bestellung eines Sonderprüfers für
– Entstehen eines Verlustes von mehr als die Hälfte des Grundkapitals vor und nach dem Zwischenbericht vom 4.11.2003
– außerplanmäßige Abschreibung der Brauanlage
– Neubewertung und Verkauf des Grundstücks in Brühl
– Nichtbeachtung von § 161 AktG und eventuell. weiterer Verhaltens- und Veröffentlichungs-Vorschriften

Gegenanträge zu Punkt 3 der Tagesordnung
„Dem Vorstand Jochen Köhler wird für das Geschäftsjahr vom 1.1.2003 bis 2.7. 2003 Entlastung erteilt.“

„Dem Vorstand Walter Baldus wird für das Geschäftsjahr 2003, 2.7.2003 bis 31.12.2003,
keine Entlastung erteilt.“

„Dem Vorstand Walter Baldus wird das Vertrauen der Hauptversammlung entzogen.“

Gegenantrag zu Punkt 4 der Tagesordnung
„Dem Aufsichtsrat wird für das Geschäftsjahr 2003 keine Entlastung erteilt.“

Die vollständige Redaktion finden Sie
in unserer Print-Ausgabe  10/2004