Die Mutter aller Schlachten

Keine Angst, lieber Leser, ich möchte mich nicht über die Schlacht aller Schlachten im Irak auslassen. Ich meine die Schlacht aller Schlachten die uns zivilisierte Mitteleuropäer an den vorweihnachtlichen Wühl- und Verkaufstischen des heimischen Einzelhandels führt. Hier werden moderne Menschen wieder zu Neandertalern und ich zum Wolf. In jedem von uns stecken schließlich die Gene von 50.000 Jahre Evolution. Weihnachten, die besinnliche Zeit, überrascht uns jedes Jahr wieder. Nicht, dass wir den Termin nicht kennen, jedoch, und das wiederholt sich jährlich, am 23. Dezember ist die Überraschung groß, denn wir brauchen noch Geschenke für das Fest der Feste.

Diese Jahr war alles anders. Der Einzel- und Getränkehandel wusste aus jahrelanger Erfahrung, dass es sich hier um einen  Konsumhöhepunkt handelt. Will heißen, die Leute haben Geld. Das drückt in der Tasche, das muss zur Ankurbelung der heimischen Konjunktur wieder in den Kreislauf. Das ist ein routinierter, sich jährlich wiederholender Automatismus. Das muss nicht bekannt geben werden, oder doch?

Dieses Jahr war alles anders. Die Leute wollten Essen, Trinken und Kaufen. Der Handel hatte Einsicht mit uns vom Fiskus gebeutelten Verbrauchern, und konnte keinem zumuten, die normale Spanne auf bekannte Markenartikel zu zahlen! Wenn schon kaufen, dann billig und noch billiger! Sonst kommen wir vielleicht nicht wieder, beim nächsten Weihnachtsgeld. Teuer kann man Dinge im Januar, wenn keiner mehr Geld hat, unters Volk bringen. Eine so perfekt inszenierte Rabattschlacht, „Die Mutter aller Schlachten“, haben wir noch nicht erlebt. Frauchen hat sich selbst, zum ersten mal in ihrer Karriere, Weihnachtsgeld in Form eines 13. Monatsgehaltes ausgezahlt. Schließlich kann man nicht ohne Munition in die heilige Schlacht ziehen. Aber, drei kaufen und zwei bezahlen, ist ja schon etwas Besonderes. Bei solchen Schnäppchen wird meine konservative Herrschaft wieder zum pelzbehangenen Jäger, Neandertaler eben, einer der die Keule schwingt.

Oder Geiz ist geil. Da ich nur ein Hund bin, kannte ich das Wort geil nur im Zusammenhang mit den doch bei mir recht regelmäßig vorbeikommenden Hündinnen. Die, die den besonders erwartungsvollen Blick haben. Den Blick, den Menschen in der Fußgängerzone den gesamten Dezember über hatten, ohne sich der schönen Kopulation hinzugeben.

Geiz ist geil sagten sogar internationale Anleger und zahlten die geforderten Preise nicht, um in den heimischen Hopfenmarkt einzutreten. Schade für die betreffenden Brauereien. Na gut, es kann mir ja im Prinzip egal sein, wer hier wie seine Spanne kaputt macht, oder wer wen nicht kauft und somit Werte vernichtet. Der Spaß hört aber spätestens in der heimischen Küche auf. Als ich in dem schönen neuen Glasnapf (ich verspreche, in nie wieder kaputt zu machen) nur noch die halbe Futterration bekam und Frauchen mich angrinste mit den Worten: „ Geiz ist geil“, da kannte ich sie persönlich, die Mutter aller Schnäppchen.

Bis zum nächsten Mal,
Euer Viktor