Single Malt – von Krise keine Spur

Feuerwerk der Neuvorstellungen auf der Interwhisky

von Martin Joest (Text und Fotos)

Whisky ist das diskutierte Getränk der letzten Jahre schlechthin. So konnte auch diesmal auf der Interwhisky (22. – 24.11.02) in Frankfurt  ein enorm großes Zusammenkommen von Experten und Wissenshungrigen verzeichnet werden. Wobei das Wissen sich auf hohem Niveau von Jahr zu Jahr bei den Besuchern zu steigern scheint. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, rüsten aber auch die Aussteller ständig auf.
Die Kompetenz hinter dem Ausstellungstisch wird zum gehörigen Maße von Personen aus dem obersten Verantwortungsbereich der Produktion (Master Distiller oder Blendmaster) und von Topvertretern der Gastronomie (meist überregionale Ausbilder im Bereich Bar) gestellt. Wobei der Trend durchaus zu den Verantwortlichen aus der Produktion geht, die aus erster Hand berichten, warum ein bestimmtes Produkt so und nicht anders hergestellt wird. Ein Hinweis darauf ist auch die Absicht von den Herstellern, die bislang eine andere Linie verfolgt haben, dieses Wissen aus dem eigenen Hause mehr zu repräsentativen Zwecken zu nutzen. Die bisherige Zurückhaltung ist weniger eine logistische als die Angst, ein Master Distiller aus den Highlands könnte in Frankfurt ein Sprachproblem bekommen. Die wohlgemeinte Rücksichtnahme auf diese Eckpfeiler der Whiskyentstehung erweist sich als vollkommen unbegründet, wenn man sich die durchweg englische Umgangssprache auf dieser Ereignismesse anhört. Auch ist der Motivationsschub für die tägliche Arbeit sicher nicht zu unterschätzen, da im Heimatland des hochprozentigen Getreidebrands das Publikum momentan ein wenig überaltert und solche Messen auf der Insel in einem mehr oder weniger starkem Besäufnis enden. So ist die Mehrheit der Hersteller aus Schottland sehr angetan vom 30- bis 40-jährigem Publikum der gehobenen Bildungs- und Einkommensschicht.

Eine Sache wird hier sicher auch klar. Es geht hier nur am Rande um LEH-Qualitäten, vornehmlich um die Blends, die nicht nur das Überleben von Whisky in der Welt sichergestellt haben, sondern in ihrer Menge der einzige Grund sind, warum überhaupt so viele Destillerien noch in Produktion sind und auch die Fassbestände von bereits stillgelegten Produktionsstandorten weiterhin so fürsorglich gepflegt werden. Es sind die Single-Malt-Qualitäten, für die die Whisky-Liebhaber ins Interconti nach Frankfurt kommen. Und davon sind sehr viele neu am Markt platziert worden. Aus der enormen Menge an Neuheiten sollen hier nur drei genannt werden, da sonst hier ein Neuheitenführer geschrieben werden müsste. Eine der überraschenden Vorstellungen ist Diageo Deutschland gelungen.

Die im Jahre 1846 auf der Insel Islay gegründete Brennerei hatte schon viele Jahrzehnte einen guten Ruf unter Experten, waren sie es doch, die immer wieder den Inhalt der Fässer verprobten, um ihn dann mit anderen Malts und Grainwhiskies zu großen Markenwhiskys zu vereinigen. Nun darf Caol Ila zum ersten Mal unter eigenen Namen am Markt auftreten und hat schon die ersten Kenner sehr beeindruckt. Dieser Single Malt, der typisch für Islay aber dennoch eigenständig ist, wird in den Reifestufen zwölf und 18 Jahre angeboten.

Allied Domecq Deutschland konnte ebenfalls einen alten Geist in neue Flaschen füllen, den die Welt so noch nicht gesehen hat. Eigentlich auch noch nicht in Frankfurt, denn das Erscheinungsbild von zwölfjährigen Speyside Single Malt Tormore war noch ein vorläufiger Entwurf. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass es die Verantwortlichen von ADD sich nicht ha…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe  01/02/2003