Rekordergebnis im 20. Jahr der Bacardi Deutschland GmbH

Absatz dank Premixes kräftig gestiegen

von Timur Dosdogru

Allen Grund zum Strahlen hat Joachim H. Peycke, Geschäftsführer der Bacardi Deutschland GmbH, Hamburg. Im 20. Jahr seit Eingliederung des Spirituosenunternehmens in den weltweit agierenden Bacardi-Konzern, konnten die Hamburger das erfolgreichste Ergebnis ihrer Firmengeschichte einfahren.

So konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003 (1. April 2002 bis 31. März 2003) der Umsatz um satte 27,3 Prozent auf 400,7 Millionen Euro gesteigert werden. Auch der Absatz wuchs kräftig, um 72 Prozent auf rund 89,2 Millionen Flaschen (Vorjahr: 51,9 Millionen Flaschen) – besonders bemerkenswert, angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage.

Mit erfolgreichen Premixmarken Bacardi Rigo und Bacardi Breezer haben die Hamburger offensichtlich aufs richtige Pferd gesetzt, weil diese diesen Wachstumsschub ermöglicht haben. Erfolge werden aber auch im klassischen Spirituosengeschäft verzeichnet – für Geschäftsführer Peycke ein Beweis für die Richtigkeit der offenen, auf Langfristigkeit basierenden Unternehmensstrategie: „Auch und gerade angesichts von Konsumunlust und Discounterboom investieren wir unvermindert in die Ausstrahlungskraft unserer Marken. Denn sie sind – neben den Mitarbeitern – unser größtes Kapital.“

Und das ist laut Peycke nicht gerade billig gewesen. Allein für das Geschäftsjahr 2002/2003 wurde massiv in Marketing und Werbung investiert, wobei allein die Werbespendings in klassischen Medien um stolze 35 Prozent erhöht wurden, auf insgesamt 27 Millionen Euro. Zu Buche schlug auch die Produktionslinie für Premix-Getränke in Buxtehude, weshalb der Gewinn vor Steuern nur leicht auf 4,7 Millionen Euro angestiegen ist. Dafür versorgt die neue Anlage seit September vergangenen Jahres aber nicht nur den deutschen Markt, sondern auch andere Länder der Bacardi-Welt, wie diese in Hamburg selbst genannt wird, mit RTD-Getränken. Zudem wurden damit 90 neue Arbeitsplätze geschaffen, was die Zahl der Bacardi-Mitarbeiter in Deutschland auf 384 hochschnellen ließ. Auch für das laufende Geschäftsjahr sind Neueinstellungen geplant, im Juni zählte das Unternehmen bereits 407 Beschäftigte.

Ebenfalls konnte die Hauptmarke Bacardi Rum trotz ungünstiger Rahmenbedingungen um drei Prozent zulegen und kam damit auf einen Absatz von über zwölf Millionen Flaschen. Sie gilt nach wie vor als größte Importspirituose Deutschlands. Ein Mengenplus erreichte auch Jack Daniel’s Tennessee Whiskey mit fünf Prozent, bei einem Absatz von 4,7 Millionen Flaschen. Weitere Geschäftserfolge: Southern Comfort (über drei Prozent), Molinari Sambuca extra (plus zwei Prozent) sowie eine „stabile Entwicklung“ beim Marktführer Osborne Brandy. Kleiner Vermouths-Tropfen: Martini Vermouth ist zwar in seinem Markt noch die Nummer Eins, musste aber Absatzeinbußen von fünf Prozent hinnehmen.

Seit Februar diesen Jahres haben die Hamburger zudem die beiden Premium Scotch Malt Whiskies Glenmorangie und Ardbeg im Portfolio. In diesem Jahr soll vor allem noch einmal bei den Premixes kräftig durchgestartet werden. Dazu gehört der erste nationale Werbeauftritt von Bacardi Breezer in TV, Funk und Plakat, unterstützt von speziellen Promotions in Handel Clubs und Diskotheken. Peycke rechnet damit, dass die Premixes auch weiterhin für kräftigen Schub sorgen werden, erwartet aber durch Preiserhöhungen bedingte leichte Abschmelzverluste bei den großen Spirituosenmarken. Dafür habe man aber nun die Preisschwelle für Bacardi Rum von zehn Euro genommen und liege nun bei 10,99 Euro, so Senior Vice President Marketing/Sales und stellvertretender Geschäftsführer Michael Volke. Unterm Strich werde aber ein leichtes Plus herausgekommen, so Manager Peycke, der weitere Aussagen über den Verlauf des Gesamtjahres aber nur unter Vorbehalt machen will, da er neben Deutschland, Nord- und Zentraleuropa seit dem 1. Juli auch für Osteuropa, Afrika, Irland und die europäischen Duty-free-Märkte verantwortlich ist. In dieser Funktion berichtet er nun direkt an das Bacardi Ltd. Headquarter in Hamilton/Bermuda.  Ob die Hamburger wirklich an die Börse gehen, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest. Peyckes vorsichtige Prognose für das laufende Jahr: leicht höherer Gewinn, eine Steigerung des Absatzes der Premix-Getränke von zehn Prozent und eine Umsatzsteigerung von drei Prozent. Bereits in den ersten beiden Monaten in 2003 habe es bereits ein mengenmäßiges Plus  von elf Prozent gegeben, heißt es.

Es gebe aber noch zu zahlreiche Unbekannte, beispielsweise die weitere wirtschaftliche Entwicklung und das drohende Pflichtpfand für Spirituosen-Premixes, so Peycke, der aber auch klarstellt, dass man – unabhängig wie der Gesetzgeber in der Pfandfrage entscheide, gerüstet sein werde, um Handel und Gastronomie mit allen vertretbaren Maßnahmen zu unterstützen. Während andere deutsche Manager der Getränkebranche derzeit Bundesumweltminister Jürgen Trittin in die Hölle wünschen oder ihn selbst am liebsten pfandfrei „zurückgeben“ würden, wie beispielsweise Radeberger-Chef Ulrich Kallmeyer (siehe diese Ausgabe), übt sich der Bacardi-Chef in vornehmer Zurückhaltung, aber auch klar in der Sache: „Es ist unverständlich, dass dem Treiben des Bundesumweltministers nicht von höherer Stelle Einhalt geboten wird.“