Polnischer Biermarkt 2002 – ein glücklicher Anstieg

bearbeitet von Ewa Drabikowska

Nach dem Polnischen Arbeitgeberverband der Brauindustrie „Browary Polskie“ (Polnische Brauereien) notierte der polnische Biermarkt im Jahre 2002 einen achtprozentigen Anstieg. Der Bierverkauf betrug im vorigen Jahr 26 Millionen Hektoliter, fast zwei Millionen mehr als im Vergleich zum Jahr 2001.

Der Bierverkauf in Polen nimmt ununterbrochen seit 1993 zu, wo auf dem Inlandsmarkt  noch 12,68 Millionen Hektoliter verkauft wurden. Der Pro-Kopf-Verbrauch betrug damals rund 30 Liter pro Jahr. Der heutige Verbrauch beträgt per capita in Polen bereits 66 Liter, was bedeutet, dass ein statistischer Bürger über 130 große Biere im Laufe des Jahres trinkt. Der polnische Biermarkt nimmt in Bezug auf seine Größe den zehnten Platz in der Welt und den fünften Platz in Europa ein. Der Marktanteil liegt laut Schätzungen bei zwei Prozent am Weltmarkt und bei sechs Prozent in Europa.

Wie trinken die Polen ?

Der Bieranteil am gesamten Konsum des Reinalkohols wächst stetig. In den letzten zehn Jahren hat sich diese Zunahme mehr als verdoppelt (von 24 Prozent im Jahre 1990 bis auf 52 Prozent im Jahre 2000). In demselben Zeitraum verminderte sich der Konsum 100-prozentigen Alkohols per capita von zehn auf sechs Liter. Es erfolgte eine Änderung der Konsumstruktur – die leichten Spirituosen wurden populärer und der Schnapsanteil am Gesamtkonsum des Reinalkohols verminderte sich von 65 Prozent im Jahre 1990 auf 32 Prozent im Jahre 2000. Bier wird von etwa 56 Prozent der polnischen Konsumenten – darunter 75 Prozent Männer und 45 Prozent Frauen – bevorzugt.

Ein typischer polnischer Biertrinker ist ein Mann mittleren Alters, mit fester Arbeitsstelle, verheiratet, mit zwei Kindern. Er trinkt das Bier am häufigsten zu Hause vor dem Fernseher. Es wird geschätzt, dass er einer bestimmten Biersorte treu bleibt, obwohl diese Zuneigung immer geringer wird. Seine beliebte Verpackung ist eine Pfandflasche. Unter den Motivationen der Bierkonsumenten überwiegt die Meinung, dass dieses Getränk hervorragend erfrischt (78 Prozent), das Relaxen ermöglicht (66 Prozent), eine gute Gelegenheit für ein Treffen ist (60 Prozent) und dass man es länger trinken kann, ohne sich zu betrinken (59 Prozent). Hauptkanäle des Bierverkaufs in Polen sind immer noch kleine traditionelle und Wohnsiedlungslebensmittelgeschäfte.

Die Rolle der Supermärkte und Einkaufszentren ist stärker geworden, an Bedeutung verliert dafür ein anderer Vertriebskanal – die Gastronomie, also HORECA. Die meisten Biermengen werden immer noch in Flaschen (50,19 Prozent) verkauft, obwohl der Anteil dieser Verpackung am Verkauf in dem letzten Jahr um etwa drei Prozent gesunken ist. Die Bedeutung des Dosenbiers nimmt zu – im vergangenen Jahr betrug der Verkauf 35,75 Prozent des gesamten Bierverkaufs, also rund vier Prozent mehr als im Jahr 2001. Der Bierverkauf in KEG-Fässern beträgt etwa 14 Prozent des gesamten Verkaufs, gegenüber 15,3 Prozent im Vorjahr.

Verbrauchsteuer – Gefahr

Vertreter der in Polen tätigen Brauereien sind der Meinung, dass der Anstieg des Bierverkaufs im vorigen Jahr vor allem eine Folge eines sehr guten Sommers ist. Sie verheimlichen jedoch nicht die Gefahren, denen die Branche ausgesetzt ist, unter denen das heutige hohe Niveau der Verbrauchsteuer die größte ist.
Die Brauereien in Polen zahlen aktuell 22,5 Euro Verbrauchsteuer von jedem Hektoliter Bier. Die Brauer befürchten, dass durch den EU-Beitritt Polens der individuelle Grenzimport die einheimische Bierbranche unterdrücken wird. Nach ihren Berechnungen bedeutet bereits der individuelle Import in Höhe von zehn Prozent beim Verbrauch von 25 Millionen Hektoliter einen Verlust für den Staatshaushalt von etwa 435 Millionen PLN. Wenn der Import 25 Prozent erreicht, überschreiten die Verluste eine Milliarde PLN. Es kann auch einen Abbau der Arbeitsstellen in der Branche bedeuten.

Wir schätzen, dass 20 Prozent des Bieres auf dem polnischen Markt  nach dem EU-Beitritt aus dem so genannten Privatimport stammen werden. In diesem Fall sei mit einem Verlust für den Staatshaushalt von rund 900 Millionen PLN  und dem Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen zu rechnen, behaupten die Vertreter des Polnischen Arbeitgeberverbandes der Brauwirtschaft „Browary Polskie“ und fordern eine Herabsetzung der Verbrauchssteuerbelastungen auf  12,5 Euro pro Hektoliter.

Marktführer in Polen

Seit vielen Jahren befinden sich an der Spitze der polnischen Bierbranche dieselben Gruppen: die mit Heineken verbundene Gruppe Zywiec, die mit SAB Miller verbundene Kompania Piwowarska SA (AG) und die mit Carlsberg verbundene Okocim. In Zywiec wird gerade eine Umstrukturierung durchgeführt, die auf der Verkaufskonzentrierung beruht.

Nach den ersten Schätzungen notierte 2002 die Gruppe Zywiec, zu der die Brauereien in Zywiec, Lezajsk, Warka und Elblag gehören, einen Verkauf in Höhe von 8,4 Millionen Hektoliter, also zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dies verhalf der Gruppe zu einem Anteil von 32 Prozent am polnischen Biermarkt. Die Kompania Piwowarska SA (Bierbrauerkompanie AG), zu der im vorigen Jahr die Brauereien in Poznan und Tychy gehörten, verkaufte fast 8,35 Millionen Hektoliter Bier – also 10,4 Prozent mehr als im Jahr 2001, was ihr auch einen Anteil von etwa 32 Prozent am Biermarkt und die Position gleich nach Zywiec sicherte.

Diese Kräftestruktur wird sich im Jahre 2003 ändern, weil die Brauerei Dojlidy aus Bialystok, die im vorigen Jahr 734.000 Hektoliter (ein Marktanteil von rund 2,8  Prozent) verkaufte, an die Gesellschaft angeschlossen wurde. Das bedeutet, dass die Kompania Piwowarska mit ihrem Marktanteil von 35 Prozent die führende Position in der Branche übernehmen wird. Der drittgrößte „Spieler“ auf dem polnischen Biermarkt Carlsberg Okocim verkaufte im Jahre 2002 – ähnlich wie 2001 rund 3,6 Millionen Hektoliter Bier, was einen Anteil von etwa 14 Prozent bedeutet. Zu Carlsberg Okocim gehören außer der Brauerei in Brzesko, die Brauereien Piast aus Wroclaw, Kasztelan aus Sierpc und Bosman aus Szczecin.

Nach den Analytikern war der Anschluss der Brauerei Dojlidy aus Bialystok an die Kompania Piwowarska nicht die letzte Eigentumsänderung auf dem polnischen Markt. Vielen Meinungen nach kann man erwarten, dass die bedeutenden „Spieler“ versuchen werden, die mittelgroßen Brauereien zu übernehmen.