Intervitis / Interfructa wirft ihre Schatten voraus

Text und Fotos: Martin Joest
Im ablaufenden Jahr ist die Ernte der Früchte fast im Keller, nun machen sich die Verantwortlichen daran, Ihre Messe, die im Frühjahr 2004 in Stuttgart stattfinden wird, (11. bis 15. Mai) der internationalen Fachpresse näher zu bringen. Viele Impressionen von der Produktion bis zur Weiterverarbeitung wurden dabei vermittelt. Die wichtigsten Inhalte wurden im September auf einer Pressekonferenz in Ruppertsberg in den Räumen des Winzervereins Ruppertsberg präsentiert.
So sprach der Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes, Dr. Rudolf Nickenig, über die Weinbaubedingungen des laufenden
Jahres, in dem die Sonnenscheindauer genauso unvergessen bleiben wird, wie die Trockenheit.

So ist man im allgemeinen mit den Zuckergehalten der Moste zufrieden, macht sich aber Gedanken, ob die Säure es ausreichend balancieren kann. Auch die Erntemenge wird vor den Vorjahreszahlen zurückbleiben. Endgültige Aussagen sind für das Jahresende zu erwarten. Die Einschätzung konnten die Journalisten bei drei Weinbaubetrieben überprüfen. Zum einen im Ecovin-Gut Janson-Bernhard in Zellertal und zum anderen im Weingut Keller in Flörsheim-Dalsheim. Nicht zu vergessen der Gastgeber der Pressekonferenz, der Winzervereins Ruppertsberg. Die Weinproduzenten sind sich einig: 2003 wird ein großes, schwieriges Jahr mit kleinerer Menge und durchweg höheren Qualitätsstufen.

Die Preisentwicklung ist noch nicht abzuschätzen, die geringere Erntemenge steht einem höheren Preisdruck entgegen. Der Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Fruchtsaftindustrie e.V., Klaus Sondhaus, stellte zu Beginn seiner Ausführungen fest: „Die Weinleute lassen es gären, die Fruchtsaftproduzenten versuchen es zu verhindern.“ Sondhaus wies besonders auf die weltweite Bedeutung des Fruchtsaftmarktes hin der 30 Milliarden US Dollar ausmacht. Auch die Produktionsmengen sind enorm.

So werden jährlich 2,8 Millionen Tonnen Orangensaft erzeugt. Davon 50 Prozent in Brasilien und 40 Prozent in den USA. 70 bis 80 Prozent sind für Saftkonzentrat bestimmt. Veränderungen bei den Produktionsländern sind besonders die Anbaubestrebungen im Osten. Hier vor ist allem China mit dem Apfelanbau zur Saftgewinnung zu nennen. Bislang ist die Größenordnung noch geschätzt, aber mit zehn bis 15 Prozent der Weltproduktion wird gerechnet. Weitere Absatzchancen sieht Sondhaus in Deutschland noch beim Frühstückskonsum. Während es im Hotel in jeder Kategorie Standard ist, Obstsaft zum Frühstück zu trinken, ist die Gewohnheit am häuslichen Frühstückstisch eine andere. Zur Veranschaulichung hatte die Messe Stuttgart zu einer Führung durch die Betriebsräumlichkeiten der Firma Döhler in Darmstadt geladen. Die Döhler-Gruppe stellt Saftkonzentrate her und stellt sie Abfüllern in gewünschter Qualität und Zusammenstellung zur Verfügung. Es wird ein hoher Aufwand bei der Kontrolle der Rohstoffe wie auch der Erzeugnisse betrieben.

Im Auftrag der Kunden sind auch Neuentwicklungen von Getränken möglich. Die Döhler-Gruppe tritt selbst nicht als Getränkehersteller im Endverbrauchermarkt auf. Die in Darmstadt erzeugten Konzentrate stellen einen Spiegel der im Getränkemarkt vorhandenen Tendenzen dar. So sind im Moment Rotbuschteekonzentrate und Zusätze für die Alcopops ganz normal. Selbstverständlich kam in der Runde auch die Obsterzeugerseite zu Wort in Person von Gerhard Kneib der bei der DLG die Obstbau-
betriebe betreut. Für Kneib, selbst mit Apfelanbau beschäftigt, ist auch hier das trockene Jahr mit großer Hitze, welches zu kleinen Äpfeln führt, ein Thema. Wenn nicht in weiten Teilen der Republik auch noch zur Blüte Frost gewesen wäre, hätte die Ernte ganz gut werden können. So ist die Menge zehn Prozent unter Vorjahr zu erwarten, genaueres ist erst am Ende des Jahres zu sagen.

Dass es regional ganz anders aussehen kann, wurde der Pressegruppe beim Besuch des Obsthofes Zimmermann aus Zornheim gezeigt. Hier werden die Verluste wohl höher ausfallen, da es beträchtliche Hagelschäden gegeben hat. Die deformierten Äpfel schmecken genauso wie die 1a gewachsenen, lassen sich nur nicht als Tafelobst verkaufen. So wird dann wohl der eine oder andere Zentner zusätzlich zu Apfelsaft werden. Thomas Brandl, Unternehmenssprecher