Verkauf der Alkoholsparte ist vom Tisch / Keine RTD-Getränke ins Portfolio
von Timur Dosdogru
Für die Eckes AG, Nieder-Olm, ist der Verkauf des Alkohol-Geschäftes endgültig vom Tisch. „Der Verkauf der Alkoholsparte steht nicht mehr zur Debatte“, bekräftigte noch einmal Vorstand und Chef für die alkoholischen Getränke der Eckes-Spirituosen & Wein (ESW) Helmut Freigang bei einem Informationsgespräch. Die Wirren um den zunächst geplanten Verkauf seien eine „strapaziöse Phase für die Mitarbeiter gewesen“, so Freigang weiter. Der Bereich habe gute Erträge abgeliefert und solle nicht als „Cash Cow“ zum „abmelken“ für andere Dinge missbraucht werden, weshalb der Cash Flow auch weiterhin im Vordergrund stehe: „Wir werden den Ast, auf dem wir sitzen, nicht einmal ansägen.“
Auch seien Länder-Akquisitionen kein Thema, während in Marken und Märkte weiter investiert werden solle. Kooperationen zieht der Vorstand in Betracht und will zudem, strategisch sinnvolle Marken im Ausland kaufen. Wichtig sei vor allem, den Unternehmenswert im Auge zu behalten. Steigende Umsätze im Alkoholgeschäft, vor allem im Ausland, seien künftig zu erwarten: „Jedes Land ist für uns ein eigenes Profit-Center.“
Und auch das deutsche Alkoholgeschäft habe seinen Wert, weil der Spirituosenmarkt hier zu Lande zu etwa 70 Prozent ein nationaler sei. Die ausländischen Importmarken hätten zwischen 1998 und 2002 lediglich von 25,5 auf 28,6 Prozent unwesentlich zugelegt. Gleichzeitig machte Freigang keinen Hehl daraus, dass es um den Weinbrand-Markt zunehmend schlechter bestellt sei, hier sei eine „etwas angestrengte Lage“, zu verzeichnen, weswegen man keine Marketingmittel in diesen Bereich mehr investieren werde. Auch eine Portfolio-Straffung, sprich den Verkauf von Marken wollte Freigang nicht ausschließen obwohl die hochprozentigen Spirituosen auch künftig eine große Rolle spielen sollten. Unterstützt werden soll nach wie vor die Marke Nordhäuser Doppelkorn, für die Marke Chantré soll die „Weinbrand-Offensive 2003“, ein groß angelegtes Absatzförderungspaket, für den richtigen Schub sorgen.
Spezielle Herbstpromotions werden zudem für die Marken Chantré Cuvée Rouge und Mariacron durchgeführt. Auch auf die Sektsparte mit der Marke Freixenet setzen die Nieder-Olmer, der Vertrag mit den Spaniern sei nach wie vor ungekündigt, betonte Freigang, schließlich schweißten gemeinsame Erfolge zusammen. Und: „Investitionen nur dort, wo Wachstum ist.“ Deswegen werde Eckes auch keine RTD-Getränke auf den Markt bringen, weil in diesem Segment der Handelsmarkenanteil schon bei 71 Prozent liege, weswegen man keine Möglichkeit sehe, an diesem Markt zu partizipieren (Anm. d. Red.: laut GfK liegt der Handelsmarkenanteil ohne Aldi bei rund 23%, mit dem Discounter bei rund 36%). „Schließlich haben Dauerrabatte und Sortimentsausweitungen am Wachstum von Aldi & Co. nichts Entscheidendes geändert“, so Freigang lakonisch, „es gibt lediglich zwei internationale Marken in diesem Segment, der Rest ist Handelsware.“ Im Ausland sei dies anders, wie beispielsweise der Blick nach Tschechien zeige, wo zur Jahresmitte gerade erfolgreich Fernet Bitter Kiss eingeführt worden sei.
Und obwohl auch in Deutschland bereits jede zweite Flasche Wein über den Discount verkauft wird, sieht Freigang auch weiterhin für Markenweine gute Chancen, weshalb Eckes das Markenweingeschäft ausweiten will – Stichwort Chantré Collection mit drei Cuvées. Erstmals wird jetzt unter dieser Marke auch ein Weißwein eingeführt. „Markenwein braucht absolute Preispflege. Wir wollen den Verbraucher in den Mittelpunkt rücken und unterschiedliche Preisklassen anbieten.“ Für das laufende Jahr rechnet Freigang bei Chantré Collection mit einem Absatz von vier Millionen Flaschen, das Markenweinkonzept soll zudem auch auf andere Eckes-Marken ausgeweitet und das Hauptaugenmerk auf Getränkeabholmärkte und den LEH gelegt werden. Für das kommende Jahr ist die Einführung von Julia-Wein vorgesehen. „Wir möchten in den nächsten fünf Jahren ein relevanter Player im Weinmarkt werden und bis dahin zwischen zehn und 20 Millionen Flaschen im Jahr absetzen“, so die Hoffnung im Hause Eckes.
Für die Erläuterung der Konzeption dessen, was Markenweine eigentlich ausmacht, hat sich Eckes einen Spezialisten geholt. Der Diplom-Psychologe des Marketingberatungsunternehmens ProSpector, Saarbrück-en, Gernot Schiefer, referierte eindrucksvoll über „Die Verwendungswelt von Wein aus der Sicht der Konsumenten“. Man dürfe im Marketing nicht nur zählen, sondern müsse auch…