Eckes: Wachstum mit Fruchtgetränken, Ertragssicherung bei Alkohol-Geschäft

Neue Unternehmensstrukturen mit zwei eigenen Gesellschaften
Wechsel in der Vorstandsspitze
von Timur Dosdogru

Nachdem sich die Eckes AG, Nieder-Olm, sozusagen von der Verabschiedung ihres Alkoholgeschäftes verabschiedet hat, will sie aber weiterhin das Geschäft mit den Fruchtgetränken international ausbauen. Der Verkauf des Alkoholgeschäfts ist nach Monaten damit endgültig vom Tisch, in dieser Sparte soll dafür nun die Ertragskraft sicher gestellt werden.

Verabschiedet hat sich das Unternehmen auch von seinem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Herbert Verse, der sein Amt zum 31. Juli niederlegte, weil die beiden bisherigen Unternehmensbereiche Eckes-Granini (AfG) und Eckes-Stock (alkoholische Getränke) in Zukunft als völlig eigenständige Unternehmen mit eigenen Leitungs- und Aufsichtsgremien agieren sollen. Verse soll Eckes aber auch künftig noch beratend zur Verfügung stehen. Auch Axel Thies hat im Zuge der Neuausrichtung sein Vorstandsmandat niedergelegt. Für Eckes-Stock hat Helmut Freigang die Verantwortung im Vorstand übernommen, für Eckes-Granini steht unverändert Peter Thiel an der Spitze, der zudem noch zum Vorstandssprecher der Eckes AG ernannt wurde. Das Geschäftsjahr 2002 bezeichnet das Unternehmen als erfolgreich, der Konzernumsatz stieg um 7,9 Prozent auf 1.352 Millionen Euro, einschließlich 315 Millionen Euro Verbrauchssteuern. Die im Vorjahr erworbene Joker A.S. in Frankreich wurde erstmals einbezogen und auf vergleichbarer Basis konnte die Gruppe ein Wachstum von 2,3 Prozent erzielen. Im Bereich Alkoholische Getränke stieg der Umsatz ohne Verbrauchssteuer um 1,1 Prozent auf 367 Millionen Euro, inklusive Verbrauchssteuer lag er mit 675 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau. Im Bereich Fruchtgetränke legte der Umsatz um 18 Prozent auf 677 Millionen Euro zu. Dieser Anteil am Gesamtumsatz wuchs einschließlich Verbrauchssteuer auf genau 50 Prozent, ohne Verbrauchssteuer auf 64 Prozent. Wie festgelegt, ist in beiden Sparten das Unternehmen vor allem außerhalb Deutschlands gewachsen, rund die Hälfte des Gesamtumsatzes wurde im Ausland erwirtschaftet, dieser legte um 15 Prozent auf 682 Millionen Euro zu.

Bei den deutschen Gesellschaften war ein leichtes Umsatzwachstum von 661 auf 669 Millionen Euro zu verzeichnen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2002 gab es zahlreiche Neuprodukteinführungen in allen Ländern, das Ergebnis wurde aber durch gestiegene Rohstoffpreise und einen starken Dollar belastet. Trotz allem stieg das Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern (EbIT) um 13 Prozent auf 48,4 Millionen Euro an (Vorjahr: 42,9). Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) wuchs um 7,9 Prozent (Vorjahr: 7,2). Der Jahresüberschuss erhöhte sich leicht von 24,0 auf 24,2 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote stieg von 19,8 auf 22,3 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter sank von 2537 auf 2463, davon waren 1388 im Ausland tätig. Der Umsatz der Eckes & Stock International GmbH (ESI) als europäische Führungsgesellschaft des Unternehmensbereiches Alkoholische Getränke konnte ohne Verbrauchssteuer um 1,1 Prozent auf 367 Millionen Euro gesteigert werden – dies vor allem durch das Wachstum im Ausland mit einem Anteil von rund 43 Prozent. In der Bundesrepublik lag der Umsatz mit 210 Millionen Euro ohne Verbrauchssteuer auf Vorjahresniveau. Damit erreichte der Gesamtumsatz des Unternehmensbereiches Alkoholische Getränke einschließlich Verbrauchssteuer 675 Millionen Euro (Vorjahr: 678).

In Europa hält die ESI am Spirituosengesamtmarkt von 2,6 Milliarden Liter einen Anteil von 3,2 Prozent und bestreitet damit ein Absatzvolumen von knapp 85 Millionen Liter. Die ausländischen Tochtergesellschaften konnten laut Eckes alle ihre Marktpositionen ausbauen, während in Deutschland die Position in Marktsegmenten wie Korn und Sekt verbessert oder – wie bei Weinbrand – gehalten wurde. Trotz rückläufiger Märkte in Deutschland und Österreich konnte der Vorjahresumsatz fast gehalten werden.

In Tschechien und Italien hingegen wurden Rekordumsätze verzeichnet. In Slowenien und in der Slowakei nahmen zwei neue Organisationen erfolgreich ihre Arbeit auf. Die ESI legte den Schwerpunkt auf Marketinginvestitionen auf die Kernmarken Chantré, Echter Nordhäuser, Fernet Stock, Keglevich, Limoncé und Stroh sowie auf gezielte Neueinführungen und neue Distributionsmarken. Die Position auf dem deutschen Sektmarkt konnte weiter ausgebaut und die Eintrittsposition auf dem Weinmarkt verdoppelt werden. Der Markenwein Mederaño de Freixenet konnte in Deutschland weiter ausgebaut werden, nach der Vorstellung dreier neuer Premiumweine namens Linea de Oro dieser Range auf der diesjährigen ProWein sollen diese im September in den Handel kommen. Im Spanien-Segment des deutschen Weinmarktes hält die Range einen Anteil von 8,8 Prozent, seit der Einführung konnten über acht Millionen Flaschen verkauft werden.

Das Ergebnis der ESI vor Zinsen und Steuern (EbIT) erreichte 29,4 Millionen Euro, 24 Prozent mehr als im Vorjahr, die entsprechende Umsatzrendite stieg auf 8,2 Prozent (Vorjahr: 6,6) und die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) auf 17,5 Prozent (Vorjahr: 12,2). Der AfG-Bereich unter der Eckes-Granini GmbH & Co. KG des Konzerns konnte weiter gestärkt werden, dank auch der Integration der 2001 erworbenen Marktführer Marli (Finnland) und Joker (Frankreich). Durch Akquisition und eigenes Wachstum um 15 Prozent konnte Eckes-Granini den Absatz auf 871 Millionen Liter steigern. Als volumenmäßigen Gesamtmarktanteil (einschließlich Russland) werden 6,6 Prozent geschätzt, beim wertmäßigen Marktanteil rund acht Prozent.

Der Umsatz des AfG-Geschäftes stieg um 18 Prozent auf 677 Millionen Euro. Auch hier war der Auslandsmarkt Wachstumsträger mit einem Anstieg von 35 Prozent auf 454 Millionen Euro, während aufgrund von Preiserhöhungen der deutsche Markt leichte Umsatzrückgänge verzeichnete. Europaweit wurden über 80 neue Produkte eingeführt, die europäische Marke granini wuchs im Absatz mit sechs Prozent. Eckes-Granini kam 2002 auf ein Ergebnis (EbIT) von 25,6 Millionen Euro (Vorjahr: 23,7). Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) lag wegen der erstmaligen Einführung von Joker mit 7,1 Prozent unter Vorjahr (8,3 Prozent). Laut Vorstand liegt die Eckes-Gruppe mit dem ersten Quartal des laufenden Jahres im Rahmen der Planungen, weshalb man in Nieder-Olm auch in diesem Jahr die gesteckten Ziele zu erreichen hofft.