Bierabsatz 2002…. die Mischung macht’s

Gesamtabsatz hält nahezu Vorjahresniveau
Biermischgetränke weiter auf dem Vormarsch

von Monika Busch

Anno 2002 – ein Jahr nach „Inter-Beck’s“ war für die hiesige Brauereilandschaft turbulent. Käufe, Verkäufe, Fusionen, aber auch Betriebsstilllegungen bestimmten das Bild. Es gab Sonnenstrahlen und Wirbelstürme, notwendige Preiserhöhungen wurden auf den Weg gebracht. In der Gastronomie kriselt es stärker denn je und die „Billigmarken“ haben sich einen festen Platz in den Regalen der unterschiedlichsten Anbieter erobert. Im Wettbewerb stehen die deutschen Brauer nicht nur in ihrem Markt, ein scharfer Wind bläst auch seitens der RTD-Getränke – „bierfremde“ Mischungen mit Millionenbudgets buhlen heftig um die junge Zielgruppe.

Der Konzentrationsprozess schreitet stetig weiter und 2003 könnte er eine „finale Stufe“ erreichen. Nach dem Eintritt internationaler Konzerne, – einst geprägt als „Feindbild“ und „gierige Biermultis“ in den deutschen Markt, ist es mit der sprichwörtlichen „Bierseligkeit“ vorbei. 2001 hatte die belgische Interbrew mit der Brauerei Beck & Co. einen „dicken Fisch“ an der Angel, dem flugs die Altbierbrauerei Diebels an die Seite gestellt wurde. Aber der Appetit der Belgier scheint noch lange nicht gesättigt. Mit der Übernahme der Gilde-Brauerei avancieren die Belgier gemeinsam mit der Radeberger-Gruppe zum zweitgrößten Anbieter im deutschen Markt. Share-Infos zufolge liegt der deutsche Marktanteil von Interbrew durch den Gilde-Deal bei knapp acht Prozent.

Die Tendenz zeigt eindeutig, dass internationale Konzerne durch weitere Aufkäufe die Marktbereinigung beschleunigen werden, die Überkapazitäten von rund 30 Prozent wirken sich ebenso wettbewerbsverschärfend aus. Beispielsweise sind Interbrew und Heineken seit Jahren mit ihrer Strategie erfolgreich. Alle vier Jahre gibt es gar Gratisaktien von Heineken, der britischen Scottish & Newcastle gelang innerhalb von zehn Jahren der Sprung von einer Regionalbrauerei zur weltweiten Nummer Fünf. Und die South African Breweries wirft jährlich rund 750 Millionen Euro Cashflow ab. Eine Übernahme durch einen  Biermulti kann sich durchaus positiv auswirken. Vertriebskanäle werden weltweit geöffnet, für die häufig bei einem national agierendem Unternehmen die Finanzkraft fehlt. Deutsches Bier genießt Weltruf, letztendlich werden aktuell aber nur(!) rund acht Prozent exportiert.  Als eine der wenigen deutschen Marken ist beispielsweise Beck`s mittlerweile in den USA gegenwärtig. Also hat deutsches Bier auch in einem gesättigtem US-amerikanischem Biermarkt gute Chancen.

Eingetreten in Verhandlungen über eine Beteiligung an dem Streckenmulti Trinks GmbH und Trinks Süd GmbH sind Ende Januar die Warsteiner Brauerei, die Radeberger Gruppe und die Krombacher Brauerei. In einem letter of intent, der von Vertretern der drei Brauereien unterschrieben wurde, bestätigen die Unternehmen ihre Absicht, als Teilhaber bei dem Tochterunternehmen der zu Nestlè gehörenden Blaue Quelle Mineral- und Heilbrunnen AG Rhens einzusteigen. Die erforderliche kartellrechtliche Prüfung könnte voraussichtlich innerhalb des ersten Halbjahres 2003 abgeschlossen werden. Umsatzeinbrüche werden in 2003 aufgrund der Einwegbepfandung spürbar werden. Insbesondere bei den Brauereien, die dosenlastig sind. Lekkerland-Tobaccoland hält nun mit „Pfand ohne Pfand” dagegen. „Bring‘ eine leere Dose für eine volle” – verkürzt ist dies die Kernaussage einer bundesweiten Informationskampagne, die der Handelskonzern Anfang Februar gestartet hat. „Viele Endverbraucher sind irritiert und gehen fälscherweise davon aus, dass sie ihre pfandpflichtigen Einweg-Getränkeverpackung nur dort zurückgeben können, wo sie sie gekauft”, erklärt Christian Berner, Vorsitzender der L-T Geschäftsführung. „Dabei kann jeder Verbraucher an Kiosken und Tankstellen sein Pfand beim Kauf von neuen Einweg-Getränken direkt durch mitgebrachtes Leergut eintauschen.”

Die von 40.000 Plakaten und zwölf Millionen Endverbraucher-Flyer begleitete Aktion Pfand ohne Pfand  erklärt ein einfaches und unbürokratisches Austauschsystem: Kauft ein Kunde in einem Kiosk oder an einer Tankstelle ein Getränk in einer Einwegverpackung, sollte er gleich ein früher gekauftes und geleertes Pfandgut mitbringen. „Mit diesem direkten Eintausch der Pfandverpackungen verhalten sich sowohl Verbraucher als auch Händler gesetzeskonform”, versichert Berner.  Der Einzelhändler berechnet zwar Pfand auf die neu gekauften, pfandpflichtigen Dosen, PET- und Glasflaschen, kann den selben Pfandbetrag jedoch durch die Rücknahme des entsprechenden Leergutes wieder gut schreiben. Unter dem Strich hat der Verbraucher kein Pfand gezahlt, hat die alte Einweg-Verpackung jedoch wieder an die Verkaufsstelle zurück gebracht, wo diese im Sinne der Verpackungsverordnung dem Recycling zugeführt wird – ein L-T Schwabenstreich?

Auch Aldi zieht in punkto Einwegpfand Konsequenzen, pfandpflichtige Getränkedosen wolle der Discounter nicht mehr verkaufen, so der Tenor von Aldi Nord. Auf dem Prüfstand stehe ein Verkauf von Bier in PET-Flaschen. Handlungsbedarf in Bezug auf PET sehen derzeit die Mehrzahl der deutschen Brauereien kaum im Gegensatz zum Bierriesen Interbrew. „The World’s Local Brewer”, wie sich die Belgier gerne selbst bezeichnen, bringt eine Bierverpackung mit dem Namen Pivopack heraus. An die Spitze setzen wollen sich die Belgier mit „der weltweit ersten Monolayer PET-Flasche mit Schutzbarriere (monolayer barrier enhanced PET bottle). Die Pivopack-Verpackungstechnologie soll zunächst auf dem russischen Markt für Klinskoye® eingeführt werden und danach schrittweise in anderen Märkten. Die Lust auf Bier scheint hier zu Lande nahezu gegenüber dem Vorjahr unverändert.

Laut Mitteilung des Statistischen Bundesamtes betrug der Bierabsatz 2002 107,7 Millionen Hektoliter. Dieses entspricht einem Minus von 0,1 Prozent oder 0,1 Millionen gegenüber 2001 (01: 107,08 Mio. / 00:109,7 Mio. / 99: 110,1 Mio.). Die Tendenz die sich bereits 2001 in punkto „Biermisch“ abzeichnete hat sich 2002 fortgesetzt. Der  Absatz legte um 29,1 Prozent von 2,2  auf 2,9 Millionen Hektoliter zu, wenngleich der Anteil mit 2,7 Prozent am Gesamt-Bierabsatz noch relativ gering ist. Der Anteil von unvermischten Bier reduzierte sich um 0,7 Prozent auf 104,8 Millionen Hektoliter. Im Inland ging der steuerpflichtige Bierabsatz um 0,3 Prozent auf 96,4 Millionen Hektoliter zurück.

Das Exportvolumen stieg um 1,9 Prozent von 10,8 Millionen in 2001 auf aktuell 11,3 Millionen Hektoliter. Davon wurden 8,1 Millionen (Vorj.: 8,2 Mio.) in die europäischen Länder exportiert. Der Export in Drittländer wuchs um 14,2 Prozent auf 2,9 Millionen (Vorj.: 2,6 Mio.). Der so genannte Haustrunk, welcher von den Brauereien an die Beschäftigten ausgegeben wird liegt mit 200.000 Hektoliter auf Vorjahresniveau.

Die vollständige Redaktion finden Sie
in unserer Print-Ausgabe  03/2003