Bier-Aktien-Studie – Teil 1

„Holsten-Brauerei AG nächster Übernahmekandidat nach Gilde“ …und alles, was Sie sonst noch über die bevorstehenden Abfindungsangebote
für deutsche Brauerei-Aktien wissen müssen

Vorwort

Über die Zeitenwende
im deutschen Bierwesen

Sehr geehrte Leser,

Deutschland und Bier, das sind geradezu Synonyme. In keinem anderen Land der Welt gibt es mehr Brauereien und Biersorten. Zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen wird in 1.270 Betrieben Gerstensaft abgefüllt. Von den 1.600 Braubetrieben im EU-Raum haben über 75 Prozent ihren Sitz in Deutschland. Die Region Franken zwischen Würzburg und Bamberg weist sogar die höchste Brauereidichte der Welt auf. Auch im 487. Jahr nach Verabschiedung des Reinheitsgebots steht das kühle Blonde bei den Deutschen höher im Kurs als jedes andere abgefüllte Getränk. Der statistische Durchschnittsdeutsche – vom Baby bis zum Greis – gönnte sich im Jahr 2000 rund 126 Liter Gerstensaft. Selbst Mineralwasser kommt nur auf 99 Liter pro Kopf und Jahr.

Der deutsche Genießer konsumiert 66 Prozent mehr Bier als der Durchschnitt der Europäer. Deutschland ist nach den USA und der Volksrepublik China der drittgrößte Biermarkt der Welt, obwohl die Bevölkerung Amerikas drei Mal größer und die Chinas sogar fünfzehn Mal größer ist als die Deutschlands. Angelockt vom großen Volumen, versuchen ausländische Braukonzerne schon seit über einem Jahrzehnt, in Deutschland einen Fuß in die Tür zu bekommen. Auch das Prestige, eine deutsche Biermarke zu besitzen, spielte dabei eine Rolle, schließlich gilt Deutschland weltweit als das Heimatland gekonnten Bierbrauens.

Die ausländischen Anbieter schafften es zwar, mit Produkten wie Sol oder Corona einige Auslandsmarken als Trendgetränke in der deutschen Party-Szene zu etablieren. Die meisten Deutschen bleiben jedoch unverändert ihren Heimatmarken treu und verurteilten Auslandsmarken zum Dasein in der Nische. Der Marktanteil ausländischer Biermarken lag in Deutschland im Jahr 2001 bei verschwindend geringen drei Prozent. Ausländischen Brauern wurde mittlerweile klar, dass im deutschen Biergeschäft nur mitmischen kann, wer eine einheimische Marke besitzt. Gegen einen Verkauf deutscher Biermarken an  ausländische Konzerne gab es jedoch lange Zeit erbitterten Widerstand. In der Branche kursierte das Feindbild des gierigen Biermultis, der dem tapferen deutschen Braumeister den Sudkessel wegnehmen wollte.

In einem Markt, in dem die Mehrzahl der Anbieter rund um den eigenen Kirchturm ausliefert und auch die meisten Chefs größerer Brauereien ihre Lehrzeit in einem ländlichen Braubetrieb verbracht   haben, war ein Anteilsverkauf ins Ausland vielfach schon aus Lokalpatriotismus undenkbar. Mit dem Ausschluss ausländischer Braukonzerne schnitt sich die deutsche Bierwirtschaft jedoch ins eigene Fleisch. Denn keiner der deutschen Bierkonzerne hatte die finanzielle Feuerkraft, um den für die Branche dringend notwendigen Ausleseprozess anzustoßen.

Deutschland blieb ein Markt, in dem eine zu große Zahl kleiner und mittelgroßer Anbieter mit zu hohen Kosten produzierte und sich die einzelnen Anbieter mit hohen Werbe-etats gegenseitig das Leben schwer machten. In einem insgesamt rück-läufigen Markt war das ein sicheres Rezept, um für fast alle Anbieter die Margen zu ruinieren. Der Preis- und Verdrängungswettbewerb führte dazu, dass die Mehrzahl der deutschen Brauereien seit über einem Jahrzehnt kontinuierlich Verluste ausweisen und vom Eingemachten leben. Mit der März AG hatte das deutsche Brauwesen mittlerweile sogar einen Großkonkurs zu beklagen, und die Brau und Brunnen AG wiederum konnte nur durch massive Kapitalzufuhr der kreditgebenden Banken ihren Kopf über Wasser halten.

Dass es dennoch bislang zu keiner nachhaltigen Auslese unrentabler Brauereien gekommen war, lag auch an der teilweise über Jahrhunderte angesammelten Substanz vieler Brauereien. Verluste aus dem Braugeschäft konnten immer wieder durch Verkäufe von wertvollen Grundstücken und Gebäuden gedeckt werden, schließlich waren diese über die Jahrhunderte oft in beste Innenstadtlagen hineingewachsen. Das eigentliche Problem – rund 30 Prozent Überkapazität und mangelnde Ausnutzung von Größeneffekten – wurde dadurch verdrängt. Eine Beendigung des Verdrängungswettbewerbs wurde immer neu in die Zukunft verschoben. Deutschlands Braumarkt war schon Anfang der neunziger Jahre reif für eine Konzentrationswelle, doch schaffte es niemand, den Ausleseprozess durch Übernahmen und Bündelung von Brauereien in Gang zu setzen.

Wenn Branchenhistoriker in einigen Jahren auf den deutschen Biermarkt zurückblicken, dürfte Dezember 2002 als das Datum identifiziert werden, an dem die festgefahrene Verlustsituation des deutschen Brauwesen ein Ende fand. Nachdem der belgische Braukonzern Interbrew („Stella Artois“) im Jahr 2001 mit der Bremer Becks-Brauerei bereits einen großen Fisch an Land gezogen hatte, brachte die Übernahme der Hannoveraner Gilde-Brauerei („Hasseröder“) den gordischen Knoten zum Platzen. Interbrew ist seit einigen Wochen gemeinsam mit der gleichplatzierten Radeberger-Gruppe (ehemals Binding) der zweitgrößte Anbieter im deutschen Biermarkt. Der erst seit zwei Jahren börsennotierte Konzern hatte 2001 neben Beck’s auch Diebels übernommen. Durch den Gilde-Deal ist der deutsche Marktanteil von Interbrew von vier Prozent auf knapp acht Prozent gestiegen. Nur die Hamburger Holsten-Brauerei ist mit 8,7 Prozent Marktanteil in Deutschland größer als Interbrew und Radeberger.

Alles deutet darauf hin, dass ausländische Bierkonzerne den deutschen Biermarkt durch weitere Übernahmen zu einer Bereinigung zwingen werden. Interbrew wird Unterstützung aus den Niederlanden bekommen. Schon Anfang 2001 hatte die niederländische Heineken-Gruppe mit der Münchener Schörghuber-Gruppe (Paulaner) die Bayerische BrauHolding als Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Weil Heineken wusste, dass ein Ausländer im deutschen Biermarkt erhebliche Hindernisse in den Weg gelegt bekommt, entschloss sich das Heineken-Management, den deutschen Markt eben im Verbund mit Schörghuber aufzurollen. Nachdem Interbrew und Heineken einen ersten Keil in den Markt getrieben haben, steht das Kartell deutscher Brauer, in dem jeder vereint gegen die Marktmacht und das Know how ausländischer Braukonzerne anstand, vor dem Fall.

Der Schock in der Branche sitzt noch tief, die Entwicklung dürfte aber schnell weitergehen und eine Eigendynamik gewinnen. Schon in den nächsten Monaten dürfte sichtbar werden, dass die Übernahme der Gilde-Brauerei in der Braubranche zu einem regelrechten Dammbruch geführt hat. Wollte bislang niemand mit ausländischen Partner verhandeln, dürfte sich jetzt insgeheim Panik breit machen. Wer zuerst verkauft, hat noch die Chance, vom ausländischen Käufer eine strategische Prämie bezahlt zu bekommen. Wer dagegen zögert, läuft Gefahr, schon im Jahr 2004 einer Gruppe übermächtiger Großbrauer gegenüberzustehen, die mit niedrigen Produktionskosten den Markt aufrollen und kleinere Anbieter erst aufkaufen, wenn diese in die Ecke gedrängt sind und aus blanker Not verkaufen müssen. Wollte zuvor niemand den ersten Schritt machen, dürften jetzt alle auf einmal durch die selbe Tür rennen.
Im Jahr 2003 und 2004 dürfte es unter den 30 deutschen Großbrauereien allein aus Kostengründen ein regelrechtes Wettrennen geben, unter das Dach eines ausländischen Biermultis zu fliehen. Daran, dass reichlich ausländisches Interesse besteht, im großen Stile in Deutschland zu investieren, besteht kein Zweifel. Branchenexperten haben gegenüber der Presse schon vielfach bestätigt, dass es sich kein Großkonzern leisten kann, Deutschland als größten europäischen Markt zu ignorieren oder der Konkurrenz zu überlassen. Wie diese Studie zeigt, braut sich auf dem deutschen Biermarkt einiges zusammen. Mit der Gilde-Übernahme ist im deutschen Bierwesen das Ende der Schrebergartenidylle eingeläutet. Leser der Share-Infos konnten mit der von uns frühzeitig vorgestellten  Gilde-Spekulation innerhalb von acht Wochen einen Gewinn von rund 80 Prozent einfahren.

Heute verraten wir Ihnen, mit welcher anderen erstklassigen deutschen Brau-Aktie Sie abermals die Chance bekommen, beim Beutezug niederländischer, amerikanischer, britischer und südafrikanischer Braukonzerne einen ungewöhnlich hohen Abfindungsgewinn zu erzielen.
Herzlichst, Ihr

Christoph Schäfers
Geschäftsführer, Share-Infos GmbH
Die vollständige Redaktion finden Sie
in unserer Print-Ausgabe  03/2003