Vergleichstest

von Julius Meinberg

Während der Feiertage kam ich zu einem ungewohnten Test. Von einem Jugendlichen hatte ich eine Flasche Wein geschenkt bekommen. Der Wein war, wie ich hinterher hörte, von einem Discounter, und da ich dort nicht einzukaufen pflege, kannte ich den Wein nicht. So war ich zunächst unvoreingenommen.

Der Wein war ein Bordeaux, ein Cru Bourgeois (es soll der teuerste Wein in dem Laden gewesen sein), Jahrgang 1998, sogar “mis en bouteille au château”, Erzeugerabfüllung also. Neugierig wie ich bin, kam es zur Weinprobe. Der Duft war angenehm, der Geschmack konnte allerdings damit in keiner Weise mithalten: kaum Körper, Säuerlichkeit, kaum Aromen. Dabei heißt es auf dem Rückenetikett, dass “dieser fruchtbetonte Wein im Geschmack weich, sanft und fleischig” sein soll! Gelogen! Auch im Verlauf des Abends verlor er lediglich ein wenig den Säureeindruck.

Irgendwann öffnete ich einen 98er Cru Bourgeois aus meinem Sortiment, ein Chateau Dutruch Grand Poujeaux. Welch ein Unterschied! Zwei Welten! Tage später habe ich von der Einkaufsquelle des geschenkten Weines erfahren, auch seinen Preis. Nicht ganz ein Drittel billiger. Lohnt nicht! Natürlich habe ich meine (Vor-?) Urteile. Der geschenkte Wein kam vom gleichen Discounter, bei dem es vor zwei Jahren gefälschten Gavi gab (Gavi stand drauf, anderer Wein war drin), und der vor wenigen Monaten Chianti verkaufte, bei dessen Abfüller italienische Behörden, so meldet die Fachzeitschrift “Die Weinwirtschaft”, ebenfalls wegen Etikettenschwindels ermitteln. Discounter verkaufen Millionen Flaschen einer Sorte im Jahr. Woher sollen solche Weine stammen? Von engagierten Winzern, die all’ ihr Herzblut Jahr-ein-Jahr-aus zur Flasche bringen? Geht nicht! Solche Weine kommen aus Großbetrieben, meist aus Kellereien, die viele unterschiedliche Weinpartien aufkaufen und “kunstvoll” zu großen Millionen-Liter-Einheiten verschneiden und abfüllen. Sind das noch Weine einer Jahrtausende alten Kultur? Nein!
Diese Kultur ist neu, genauso neu wie Hühnerfabriken und die Suppenfabrik der 2-Sekunden-Tasse.

Billig erscheinen sie, diese Produkte neuzeitlicherer Kultur! Klar gibt es Menschen, die sich, nur “Billiges” leisten können und sich mit billiger Qualität zufrieden geben. Aber es gibt auch die, die sich gut und teuer einkleiden, viel Geld fürs immer neueste Auto ausgeben…, aber beim Essen und Trinken knausern. Es mag vielleicht sein, dass man für Zucker und Mehl aus der Fabrik beim Discounter Geld spart. Aber sollte man beispielsweise bei Geflügel nicht besser auf Qualität aus kleinerer Produktion achten, die Suppe nicht lieber selber kochen? Und beim Wein? Billigwein hat weder Kultur, noch Stil! Und wie oft schmeckt er nicht. Plötzlich ist billiges ganz teuer! Machen Sie selbst den ehrlichen Qualitätstest.