Stimmung in der Spirituosenbranche eher gedämpft

1. BSI-Spirituosenforum mit politischem Gästeabend stößt auf große Resonanz

von Timur Dosdogru

Der Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI) e. V. hatte geladen – und alles, was in der Branche Rang und Namen hat, war gekommen. Auf dem politischen Gästeabend und beim 1. Spirituosenforum auf dem Petersberg in Königswinter hatten die Großen der Branche, wie auch Vertreter aus Wirtschaft und Politik umfassend Gelegenheit zum Meinungsaustausch.

Allerdings zeigte sich die Stimmung in der Branche eher gedämpft, weil der nach wie vor schwierige Spirituosenmarkt keinen Grund zur Euphorie bietet – und dies, obwohl Hersteller und Importeure bis Ende August dieses Jahres ein Absatzplus von rund zwei Prozent verzeichnen konnten. Probleme bereiten vor allem den Markenherstellern die steigenden Anteile der Handelsmarken im Markt.

Aber auch der wachsende Anteil der RTD-Getränke hat den Markt dahingehend beeinflusst, dass der Absatz klassischer Markenspirituosen rückläufig ist, so der Tenor auf dem Petersberg. Gern spekulierte die Branche auf dem politischen Gästeabend auch über den geplanten Verkauf des Alkoholbereichs der Eckes-Gruppe in Nieder-Olm (siehe Seite 27). Der BSI wird also bald ein besonders zahlungskräftiges und traditionelles Verbandsmitglied verlieren. Als mögliche Käufer wurden vor allem Allied Domecq, Pernod Ricard und Campari gehandelt. Näheres dazu war natürlich auch Eckes-Pressechef Dieter Wingenfeld nicht zu entlocken, dennoch herrschte aber allgemeine Einigkeit, dass es Eckes kaum gelingen werde, die Alkoholsparte als Komplettpaket zu verkaufen. Schließlich enthält das Portfolio mehrere rück-läufige Weinbrandmarken, außerdem hängen an diesem Teil der Eckes-Gruppe mehrere hundert Arbeitsplätze. Ansonsten war die Resonanz auf die Veranstaltung groß, Dr. Pia Heckes, Bürgermeisterin der Stadt Bonn, sprach neben BSI-Präsident Wilfried Mocken ein Grußwort, wobei sie sich redlich Mühe gab, auf die zahlreichen noch verbliebenen Behörden, Ministerien, Institute und Institutionen in der ehemaligen Bundeshauptstadt zu verweisen, zu denen auch noch der BSI gehört. Einen sehr umfassenden Ausblick über die wirtschaftliche Lage der Bundesrepublik gab Prof. Dr. Hans Tietmeyer, Vorsitzender des Kuratoriums der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank. Dabei gab es kaum einen Bereich an dem der Professor es nicht an kräftiger Kritik fehlen ließ. Deutschlands Probleme seien überwiegend hausgemacht, weshalb er für eine umfassende Strukturreform plädiere. Nur mit einer solchen könne es wirtschaftliches Wachstum geben, einhergehend mit einer Verbesserung des Arbeitsmarktes und der Stabilisierung der Sozialsysteme.

Über 4000 Jahre Geschichte alkoholischer Getränke als Kulturgut beleuchtete anderntags Prof. Dr. Margot Berghaus von der Universität Mannheim beim 1. BSI-Forum. Ihr anschaulicher Vortrag stellte besonders farbenfroh dar, wie sehr die Menschen seit Jahrtausenden  in allen Kulturen vom Rausch und vom Genuss fasziniert sind. Seit Luther hätten die Menschen allerdings die …