Mineralwasser vom reinen Durstlöscher zum Trend- und Kultgetränk

von Monika Busch

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Mineralwasser des Deutschen liebstes alkoholfreies Getränk, mit stetig steigender Tendenz. Vor dem zweiten Weltkrieg wurden hier zu Lande gerade mal zwei Liter pro Kopf getrunken, 1950 betrug der Pro-Kopf-Verbrauch knapp 3,8 Liter. 1980 rannen bereits 39,6 Liter durch die Kehlen. Zwanzig Jahre später, also im Jahr 2000, summierte sich der Pro-Kopf-Verbrauch auf stolze 100,3 Liter.

Vorläufige Branchendaten des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen e.V. (VDM) kommen für 2001 auf einen statistischen Pro-Kopf-Verbrauch von 103,4 Liter. Nicht unwesentlich beteiligt an den Steigerungsraten ist die deutsche Wiedervereinigung. In der ehemaligen DDR wurde mit knapp vier Liter keine nennenswerte Menge konsumiert. Jedoch lag hier der Pro-Kopf-Verbrauch 1991 bereits bei 32 Liter. Geschätzt wird Mineralwasser insbesondere als gesunder, kalorienfreier Durstlöscher. Bereits bei den Römern war Mineralwasser ein absolutes “In-Getränk”, sie nahmen die Mühen auf sich und karrten das sprudelnde Nass aus Germanien in ihre Hauptstadt. Aufgrund der Transporte, welche mit großen Schwierigkeiten verbunden waren, war Mineralwasser lange Zeit so teuer (heute kaum noch vorstellbar), das nur die Oberschicht sich an dem sprudelnden Nass laben konnte. An den Transportwegen hat sich bis heute nichts verändert, denn bekannterweise muss Mineralwasser grundsätzlich am Quellort abgefüllt werden.

So sind mittlerweile in Deutschland rund 600 Quellen erschlossen worden, die sich auf 237 Betriebe verteilen. Hinzu kommen – und dies in den letzten Jahren verstärkt – ausländische Mineralwässer, die sich mit Erfolg Marktanteile sichern. Unterschieden wird zwischen Mineral-, Quell- und Heilwässern, deren Flaschenetikett sozusagen wie ein Personalausweis zu sehen ist. Die Branche erzielte laut vorläufigen Zahlen des VDM im vergangenen Jahr mit 10.605,0 Millionen Litern ein Plus von 3,8 Prozent. Wobei der Verbrauch in den neuen Bundesländern mit 1.610,0 Millionen noch recht gering ist, aber eine Steigerungsrate von 27 Prozent beinhaltet. 8.045,0 Millionen Liter entfallen hiervon auf Mineral- und Heilwässer (+3,36%), die Mineralbrunnen- Erfrischungsgetränke kommen auf 2.560,0 Millionen
Liter (+5,5%).

Die Heilwässer mit 265 Millionen Liter verzeichneten ein Minus von 6,8 Prozent. Den Spitzenplatz am Mineral- und Heilwassermarkt mit einem Absatzanteil von 59,6 Prozent belegt nach wie vor das kohlensäurehaltige Wasser, wenn gleich auch mit leicht rückläufiger Tendenz (2000: -3%, 61,7% ). Zum Trendsetter avanciert Mineralwasser mit wenig Kohlensäure. Hier steigerte sich der Absatzanteil um 9,3 Prozent von 32,3 auf 34,1 Prozent. Aber auch die so genannten stillen Wässer legten um stolze 64,8 Prozent zu, wenn gleich der Marktanteil “nur” zwei Prozent beträgt. Mineralwasser hat seinen Ursprung in einem unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützen Wasservorkommen, ist von ursprünglicher Reinheit und besitzt bestimmte ernährungs-
physiologische Wirkungen, so die Definition der “Mineral-
und Tafelwasserverordnung”.

Den Markt für Tafelwasser in Deutschland hat Coca-Cola mit der Einführung im Jahre 1988 von Bonaqa erschlossen und ist in diesem Segment unangefochtener Marktführer. Da dieses Tafelwasser auch in Fässern angeboten wird und somit vom Hahn gezapft werden kann, wird es auch in der Gastronomie gern genutzt – und hier zum Teil recht hochpreisig. Jedoch, auch hier fehlt nicht die Gastronomie-
flasche im Portfolio. Seit März 2002 präsentiert sich das Tafelwasser nach einem umfassenden Relaunch mit einer neuen Gestaltungslinie. Mittlerweile gibt es auch die Varianten Medium und Still. Die Variante Sparkling wurde in Classic umbenannt.

Die Produktionsmengen von Tafelwasser entsprechen in etwa denen von Heilwasser. Laut Statistischem Bundesamt sank die Produktion von 282,6 Millionen Liter in 1998 auf 248, 9 Millionen im Jahr 2000. Im 1. Halbjahr 2001 wurden mit 116,6 Millionen Liter 9,9 Prozent weniger produziert (im Vergleich zum 1. Halbjahr 2000). Streng genommen handelt es sich bei Tafelwasser um Trinkwasser, welches mit Kohlensäure angereichert ist. Es wird industriell hergestellt, wobei laut Gesetzgebung Mineral-, Quell-, Leitungs- und Meerwasser erlaubt sind.

Aber Wasser ist nicht gleich Wasser. Im Mineralwasser sind selbstredend keine Minerale enthalten (man hätte sonst ernsthafte Schluckbeschwerden!). Mineralwasser löst
durch das Fließen durch Gesteine vorhandene Minerale auf und nimmt dann Teile hiervon in löslicher Form auf. Und hier ist auch einer der großen Unterschiede zu Leitungswasser, da Mineralwasser wesentlich mehr anorganische
Bestandteile enthält.

Wobei festzuhalten ist, dass es gesundheitlich unbedenklich ist, mit Leitungswasser den Durst zu löschen. Beliebt sind auch die so genannten Soda-Streamer, mit deren Hilfe man sein Wasser “selbst herstellen” kann, aber auch hier gilt: Leitungswasser ist kein Mineralwasser. Jedoch, es ist alles eine Frage des Anspruchs und vor allem des Gesundheits-
bewusstseins. Nach wie vor greifen die Verbraucher in der Mehrzahl auf Mineralwasser zurück. Viele Wassertrinker greifen immer häufiger zu “ihrer” Marke.

Wie eingangs erwähnt, buhlt eine große Anzahl von Wässern um die Gunst des “Gesundheitsbewussten”. So betrugen laut AC Nielsen Werbeforschung im Jahr 2000 die Werbeausgaben für alkoholfreie Getränke insgesamt 249,7 Millionen Euro.

Der Löwenanteil mit 80,8 Millionen Euro entfiel auf das Segment Mineralwasser. Gegenüber 1999 entspricht dies einer Steigerung von 25,3 Prozent (64,5 Mio. Euro). Die Werbeinhalte konzentrieren sich auf die…

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 4/2002