Mineralbrunnen AG kriegt „eben noch die Kurve“

Rasantes, teures Tempo bei PET-Aufholjagd
soll Märkte zurückerobern

von Timur Dosdogru

„Rom wurde auch nicht in einem Tag erbaut, bekanntlich führen viele Wege nach Rom und wir sind auf dem richtigen Weg – und, wie wir meinen, auch auf dem kürzesten Weg“, beschrieb Lambert Leisewitz die Anstrengungen der Mineralbrunnen AG (MAG) Überkingen-Teinach, Bad Überkingen.

In der Tat ist der Kraftakt, den der Vorstandsvorsitzende des drittgrößten deutschen Brunnenunternehmens bei der Vorstellung der Bilanz in Stuttgart beschrieb, mehr als gewaltig, um im Markt mithalten zu können.

Hatte die MAG schon zu lange mit der Einführung von PET-Flaschen noch unter der Ägide des früheren Vorstandsvorsitzenden Frank Hezel auf sich warten lassen, wurde im Geschäftsjahr 2001 mit 50 Millionen Euro das bisher größte Investitionsvorhaben im Hause Überkinger in die Tat umgesetzt. In den nächsten drei Jahren sollen noch einmal 100 Millionen Euro in den PET-Markt (Einweg und Zweiweg) investiert werden. So ist sich Vorstandschef Leisewitz mit seinen beiden Vorstandskollegen Heinz Bentler und Georg Steinbichler sicher, die Kurve gerade noch rechtzeitig gekriegt zu haben (Leisewitz: „Die MAG ist PET-fit“), aber der Preis war hoch: 4,9 Prozent Absatzrückgang musste der Konzern im vergangenen Jahr verzeichnen, mehr als zunächst erwartet.

Auch die Mineralwassermarken des Konzerns haben mit 6,4 Prozent nicht unerheblich an Absatz verloren. Der Umsatz blieb mit 145,2 Millionen Euro fast unverändert gegenüber dem Vorjahr, der Jahresüberschuss ging auf neun Millionen Euro zurück. „Der Markt
ist in einem totalen Umbruch“, so Leisewitz, der einräumte, man habe
sich etwas verschätzt, was den doch stärkeren Rückgang der Glasgebinde einerseits und den stärkeren Anstieg der PET-Produkte andererseits angehe.

„2001 war für uns ein schwieriges Jahr“, ließ Leisewitz wissen, „nicht zufrieden stellend.“ Dies gelte vor allem für die ersten Monate, aber im zweiten Halbjahr habe man mit PET „kräftig aufgeholt“, weil sich durch das neue Gebinde auch neue Märkte wie Flughäfen oder Bahnhöfe erschlossen hätten. „Die sind nur über PET erreichbar“, betonte Vorstandsmitglied Heinz Bentler. Ihre Hochpreispolitik werde die Mineralbrunnen AG in jedem Fall beibehalten und auch künftig ohne schwächelnde Zweit- und Drittmarken auskommen. Die Marke Überkinger war im vergangenen Jahr mit einem Rückgang von 12,9 Prozent überdurchschnittlich betroffen, was vor allem auf das fehlende PET-Gebinde zurückgeführt wird, Teinacher konnte eine leichte Absatzsteigerung von 0,5 Prozent erreichen. Bei den Süßgetränken sei vor allem das erste Halbjahr unbefriedigend gewesen, heißt es.

Den Rückgang von 1,7 Prozent habe ein Plus in der zweiten Jahreshälfte von 4,6 Prozent nicht ausgleichen können. Das Cilly-Sortiment habe 6,4 und Bluna als umsatzstärkste deutsche Brunnenlimonade 4,4 Prozent eingebüßt. Die erst im Vorjahr wieder eingeführte Marke afri-cola hingegen habe eine stattliche Zuwachsrate von 31,5 Prozent zu verzeichnen. Im Heilwassermarkt, den MAG-Chef Leisewitz künftig nur noch als Wellnessmarkt verstanden wissen will, konnte die Marke Staatl. Fachingen gut abschneiden, wobei der Konzern auf einen Marktanteil von 51,3 Prozent kommt und keine näheren Angaben gemacht wurden. Mit der Absatzsituation der ersten Monate des laufenden Geschäftsjahres zeigte sich der Vorstand unzufrieden, erwartet wird aber bis Jahresende eine Absatzsteigerung.

In diesem Sommer gehen zwei PET-Anlagen an den Standorten Güstrow und Kisslegg in Betrieb, um alle überregionalen Marken neben Glas auch in PET anbieten zu können. Auch die Einführung des PET-Sortiments hat das Ergebnis der Gesellschaft mit Aufwendungen in Höhe von 9,7 Millionen Euro belastet, diese konnten teilweise durch Erträge …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe  8/2002